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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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aussprach. Außerdem ein
Schreiben des Ministeriums mit der Aussage, dass man an der Zusage für den
Zuschuss festhalten werde. Schließlich die wiederum via Rechtsanwalt
eingereichte Klage beim Verwaltungsgericht und eine Beschwerde beim Landesrechnungshof.
Zu Hummels Enttäuschung gab der Ordner weder etwas darüber preis, wie die Klage
ausgegangen war, noch darüber, wie es um die aktuellen persönlichen Kontakte zu
Professor Walger stand.
    Er stellte die Ordner sorgfältig zurück und zog ein paar weitere mit
der Aufschrift Persönliche Korrespondenz heraus.
Analog zu den Patientenordnern ging es auch hier streng alphabetisch zu. Gerade
hatte er sich den Ordner mit dem Buchstaben W geholt, als er im Vorzimmer
Stimmen vernahm.
    Hummel erstarrte für einen Moment. Professor Krieg! Allein die
herrische Art ließ keinen Zweifel zu. Ein kurzer Blick auf sein Handy: Kein
Warnanruf. Was war schief gelaufen?
    Hubertus reagierte für seine Gewichtsverhältnisse enorm schnell. Er
schob die Ordner innerhalb weniger Sekunden fast geräuschlos in den Schrank,
schloss diesen behutsam, warf einen kurzen Blick auf die gesamte Front: Alles
wie zuvor.
    Ein rascher Blick nach rechts: Zur Terrassentür waren es circa fünf
Meter. Blick nach links: Der altmodische Paravent, der offenbar für Patienten
gedacht war, die sich bei Untersuchungen »bitte freimachen« sollten, stand
gerade mal anderthalb Meter entfernt.
    Hummel drehte sich um, nahm kurz den Türgriff ins Visier. Dieser
setzte sich gerade in Bewegung. Es blieb nur der Paravent! Der war allenfalls
einen Meter sechzig hoch, so dass er in die Knie gehen musste. Sein Bauch
spannte unter dem Gummizug der Trainingshose.
    »Er hat schon wieder angerufen«, sagte die Sekretärin gerade. »Hier
ist noch mal die Nummer. Sie mögen bitte sofort zurückrufen. Andernfalls werde
er unter anderem dem Verwaltungsdirektor Bescheid geben müssen. Sie wüssten
schon, warum.«
    »Schon gut, Fräulein Haas. Ich kümmere mich darum. Das ist ein Herr
mit psychischen Problemen.«
    »Sollen wir vielleicht die Polizei darüber in Kenntnis setzen? Ist
das ein Stalker – oder wie die heißen?«, fragte sie nun.
    »Nein, das ist nicht nötig. Dieser Mann braucht einfach nur Hilfe.
In einer Klinik wie der unsrigen hat man nun eben mal ab und zu mit psychisch
instabilen Menschen zu tun. Keine Sorge!«, sagte Professor Krieg und zog die
Tür hinter sich zu.
    Ein renitenter Patient, schoss es Hummel durch den Kopf. Von einem
solchen hatte doch auch Dr. Auberle berichtet. Die gebückte Haltung bereitete
ihm allmählich Atemnot. Wie lange würde er in dieser Stellung wohl verharren
müssen? Vielleicht bis zur Untersuchung der nächsten Patientin, die dann unter
einem hysterischen Aufschrei einen ungebetenen Gast hinter dem Paravent
vorfand?
    Als sich Professor Krieg nun auch noch zwei Zigaretten
hintereinander anzündete und diese in wenigen Zügen wegrauchte, steigerten sich
Hummels Atembeklemmungen. Gedanklich plädierte er für ein striktes
Nikotinverbot in Chefarztzimmern.
    Krieg wählte die Nummer, die ihm die Sekretärin gegeben hatte, und
stellte das Telefon auf laut, um sich eine dritte Zigarette anzünden zu können.
War er Kettenraucher oder nur nervös?
    »Herr Professor? Na endlich«, hörte Hummel eine männliche Stimme am
anderen Ende der Leitung.
    »Was willst du schon wieder?«, schlug der Professor einen unwirschen
Tonfall an, der eigentlich gar nicht zu seiner distinguierten Erscheinung
passte. Er blies eine große Wolke Zigarettenqualm in die Luft. Hummel versuchte
weiter unauffällig zu atmen.
    »Fünfundzwanzigtausend. Sie wissen ja, wohin Sie das Geld liefern
sollten.«
    »Das ist jetzt das vierte Mal! Das heißt, ich hätte dir damit
hunderttausend Euro in den Rachen geworfen. Die Sache muss endlich ein Ende
haben!«
    Hummel vergaß für einen Moment seine missliche Lage. Professor Krieg
wurde also erpresst! Da hatte er nach Mitpatienten gesucht, die wegen eines
Kurschattens von einem Erpresser verfolgt wurden – und dann war der Chefarzt
mitbetroffen … Oder ging es hier um etwas ganz anderes? Und wer war der
Erpresser? Gar Professor Walger oder ein Angestellter der Fernblickklinik? Er
versuchte sich die Stimme des Höchenschwander Chefarztes zu vergegenwärtigen.
Doch er war sich nicht sicher.
    »Sie wissen, was passiert, wenn Sie nicht bezahlen«, sagte jetzt der
Mann am Telefon. Er atmete fast so schwer wie Hubertus.
    Noch eine Pilzvergiftung?, überlegte Hummel. Oder würde

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