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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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nicht anders können, als ihn diese
sensationelle Geschichte schreiben zu lassen!
    Claas Thomsen hatte immer noch zwei Fälle parallel in Bearbeitung.
Den Klinikfall, bei dem er leider nicht so richtig weitergekommen war, und den
Einbruch in seine Wohnung. Zumindest bei Letzterem gab es an diesem Tag
Positives: Er hatte bei den für Einbruchsdelikte zuständigen Kollegen erreicht,
dass man Riesle eine freiwillige erkennungsdienstliche Behandlung vorschlagen
werde, um zu sehen, ob einer der Fingerabdrücke in Thomsens Wohnung mit denen
des Journalisten übereinstimmte.
    »Ohne die Kooperationsbereitschaft von Herrn Riesle geht es aber
nicht. Zwangsweise vorladen wird der Richter ihn nicht lassen«, hatte der
Beamte gesagt und gehofft, dass der Kollege nun endlich Ruhe geben werde.
    Zumal noch ein anderes Angebot im Raum gestanden hatte, das Thomsen
aber von sich aus hatte ablehnen müssen: Der ermittelnde Kriminalbeamte hatte
»die beste Spürnase der Polizeidirektion«, nämlich den Diensthund Hasso, in Thomsens
Wohnung zum Einsatz bringen wollen. Zu diesem Zwecke wäre die freiwillige Herausgabe
eines Kleidungsstücks des Journalisten vonnöten gewesen. Selbst wenn Riesle
aber beispielsweise seine alte Jeansjacke zur Verfügung gestellt hätte – einen
Hund in seiner Wohnung wollte Thomsen selbst angesichts eines so gravierenden
Deliktes wie eines Einbruchs nicht haben. Ihm reichte immer noch die Erinnerung
an den Kuss des Kälbchens Claas.
    Zum ersten Mal, seit er in seiner neuen Wohnung war, verspürte
Thomsen so etwas wie Entspannung. Als es an der Tür klingelte, war er gerade
beim Verzehr seines etwas kargen, aber hygienisch einwandfreien Abendbrots –
gut verpackte Astronautenkost. Der Kommissar schaute auf die Uhr. Sieben. Wer
konnte das sein? Vermutlich der Hausmeister oder seine Frau. Vielleicht konnte
der sich doch noch zu einer klaren Aussage durchringen. Das wäre natürlich das
Sahnehäubchen.
    Vielleicht war es auch Riesle, der gestehen wollte? Nein, eher
nicht. Der Journalist hatte kein Gewissen.
    Thomsen öffnete die Tür. Vor ihm stand ein Mann mit dichten
schwarzen Haaren und dunkler Hautfarbe.
    »Ja?«
    »Hallöle! De Bobby vom Bombayservice. I han do dei Beschtellung«,
sagte der und streckte ihm eine Tüte und eine Flasche entgegen. Nicht schon
wieder Rotwein! Vorsicht!
    »Macht genau en Zwanziger«, sagte Bobby.
    Jetzt sprachen selbst die Inder schon im Schwarzwälder Idiom!
Thomsen war so erstaunt über den Kontrast zwischen Zungenschlag und äußerer
Erscheinung, dass er schon geneigt war, zu seinem Geldbeutel zu greifen. Gerade
noch rechtzeitig besann er sich: »Ich habe aber nichts bei Ihnen bestellt, Herr
Bobby.«
    »Du därfsch ruhig du zu mir sage. Wie isch denn dein Name?«
    »Äh … Claas«, sagte Thomsen verdattert. Und, da ihm die Frage
einfach auf der Zunge lag: »Sind Sie ein echter Schwarzwälder?«
    »So dunkel wie de Schwarzwald«, sagte Bobby seinen Standardspruch
und grinste. »Meine Eltern kumme us Indien. Aber i bin vu do. Wa isch jetzt mit
de Bestellung? Du bisch doch de Riesle?«
    Thomsen hatte verstanden. »Nein, der wohnt da drüben, nebenan.«
    »Jesses nei«, sagte Bobby. »Tschuldigung – un ade.«
    Thomsen schloss die Tür. Netter Kerl. Kurioserweise fühlte er sich
in diesem Moment etwas einsam: Wenn er sich schon darüber freute, dass jemand
versehentlich an seiner Tür klingelte und sich mit ihm unterhielt …
    Etwa zwanzig Minuten später klingelte es schon wieder. Inzwischen
müsste Bobby Riesle aber gefunden haben. Oder?
    Er öffnete in Erwartung des indischen Schwarzwälders die Tür. Und
tatsächlich stand da wieder ein Mann mit einer Weinflasche.
    Klaus Riesle!
    Wollte er etwa doch gestehen?
    »Was wollen Sie denn hier?«, rief Thomsen.
    »Mit Ihnen Bruderschaft trinken«, sagte Riesle trocken und wartete
gespannt auf die Reaktion. Die Flasche schlenkerte so in der Hand, dass Thomsen
ein Déjà-vu hatte: Dieser Tölpel brachte es fertig und würde nochmals seinen
kompletten Wohnungsflur verunreinigen.
    »Seien Sie doch vorsichtig!«
    Dann erst drang zu ihm durch, was Riesle gerade gesagt hatte:
»Bruderschaft? Ich glaube, Sie sind jetzt schon nicht mehr ganz nüchtern?«
    Thomsen wollte die Tür schon zuschlagen. Ohnehin galt es, dem
Journalisten den Weg in seine Wohnung zu verwehren. Sonst wären etwaige Spuren,
die Hasso dort von Riesle finden mochte, möglicherweise nicht verwertbar.
    »Nein, das war natürlich ein Scherz. Im Ernst: Ich möchte mich

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