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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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dann
öffentlich gemacht, dass Krieg eine Affäre hatte?
    »Ich weiß Bescheid. Bis wann habe ich Zeit, das Geld zu besorgen?«
    »Morgen um achtzehn Uhr ist Ultimo. Ansonsten …«, schnaufte der
Mann.
    »Ja, ich weiß … Aber dann muss endgültig Schluss sein. Ein für
allemal«, sagte der Chefarzt und beendete das Gespräch per Knopfdruck. Hummel
hörte, wie Krieg etwas aus einer Schublade herauszog und auf den Tisch legte.
Dann erfolgte wieder das Knipsen des Feuerzeugs. Der Professor blätterte in
irgendwelchen Unterlagen, stand auf und wanderte im Raum umher.
    Hummel machte sich noch ein Stück kleiner, hielt nun komplett die
Luft an, versuchte mit seinem Gehör zu ergründen, wo sich der Chefarzt in etwa
hinbewegte.
    Dann hörte er, wie die Tür aufging. Hubertus atmete erleichtert,
aber ganz vorsichtig aus.
    »Sie rauchen ja schon wieder, Herr Professor. Sie sollten besser auf
Ihre Gesundheit achten«, sagte die Sekretärin, die sich offenbar mehr als
andere Untergebene bei ihm herausnehmen durfte.
    »Sind Sie jetzt die Ärztin?«, gab er
zurück. Er lehnte die Tür an und erzählte irgendetwas von der »Bank« und dass
man Dr. Hilbert damit beauftragen müsse, Geld abzuheben.
    Hummel spürte, dass dies der richtige Moment war, um über die
Terrasse zu verschwinden. Er trat hinter dem Paravent hervor und behielt dabei
die angelehnte Tür und den Griff immer im Auge. Dann ging er am Schreibtisch
entlang und warf einen flüchtigen Blick auf eine Mappe, die nun nach dem
Telefonat aufgeschlagen neben der Computertastatur lag.
    Universitätsklinikum Heidelberg – Transplantationszentrum stand auf dem Briefkopf eines
Schreibens, das lose in der Mappe lag. Er war schon fast an der Terrassentür,
als ihm noch die Betreffzeile ins Auge stach: »Organspende Patient Dietrich
Reinstetter«.
    Hummel machte einen Schritt zurück. Eine Organspende für
Narben-Dietrich? Dabei achteten seine Ohren aufmerksam auf das Gespräch des
Professors nebenan.
    Ihm fiel eine handschriftliche Bemerkung auf dem Schreiben auf: Erledigt!!! stand dort in großen Buchstaben.
    »Dann ist so weit alles klar«, hörte er den Chefarzt sagen.
    Hummel war bis in die Spitzen seines schütteren Haupthaars
angespannt: Nichts wie weg. Als er die Freitreppe in Richtung Kurpark
hinunterstürzte, duckte er sich und drehte sich dann noch mal kurz um. Der Chefarzt
steckte sich gerade die nächste Zigarette an. Hummel hingegen inhalierte erleichtert
die gute Schwarzwälder Luft des Höhenkurortes.
    Was er nicht mehr mitbekam, war, dass Professor Krieg beim
Ausdrücken der Zigarette eine angeknabberte Karotte neben dem Aschenbecher
vorfand.
    »Fräulein Haas, Sie haben nicht zufällig bei mir im Büro gegessen?«

32. TAUSCHBÖRSE
    Riesle war mit Hubertus recht zufrieden. Umgekehrt war das
allerdings nicht der Fall: »Ich habe mich auf dich verlassen, Klaus! Und wo
warst du, als der Chefarzt aufgetaucht ist? Wir hatten verabredet, dass du mich
warnst!«, schimpfte Hummel.
    »Ich habe mich wirklich nur fünf Minuten mit meinem Informanten
unterhalten, dann war ich wieder auf dem Posten.«
    »Fünf Minuten, die alles hätten zunichte machen können«, ereiferte
sich der Freund. »Und sagst du mir vielleicht endlich, wer dieser ominöse
Informant ist?«
    »Ich kann nur wieder mal sagen: Informantenschutz«, lautete die
Antwort. Hummel war beleidigt.
    Aus dem Schreiben der Klinik und dem mitgehörten Telefonat konnten
sich die beiden noch keinen rechten Reim machen. Dass der Chefarzt erpresst
wurde, war eindeutig und für Hubertus einmal mehr die Bestätigung, dass auch er
es mit einem gefährlichen Menschen zu tun hatte. Doch womit und von wem wurde
Krieg erpresst? Von einem Kurschatten konnte bei ihm wohl kaum die Rede sein.
    Die Geschichte mit Reinstetter war noch undurchsichtiger. Hätte mit
einem Spenderorgan doch noch die Chance bestanden, ihn zu retten? Steckte
vielleicht gar Organhandel dahinter? Eine »ganz große Nummer«, wie Riesle mit
glänzenden Augen mutmaßte? Für den Journalisten war klar: Sollten die Puzzleteile
ihrer Recherche endlich ein halbwegs vollständiges Bild ergeben, musste er Thomsen
anzapfen. Und diesmal wollte er das ganz offen tun. Immerhin hatte er mit
dieser geplanten Organtransplantation zumindest ein Pfund, mit dem er wuchern
konnte.
    Vielleicht ließ sich Thomsen ja auf einen Handel ein: Obduktionsergebnis
gegen »Organinfo«. Denn wenn er die ausreichend spektakulären Informationen
hatte, würde sein Chefredakteur gar

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