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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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Hunderttausenden aufgestellt waren, warf einen gelblich fahlen Schein auf das dunkelgraue Pflaster. Suchend ließ Angersbach den Blick entlang der Fassaden wandern. Schlief Elsass bereits? Oder war er gar nicht zu Hause?
    Angersbach näherte sich dem Garagentor, welches einen Spaltbreit offen stand, und lugte hinein, ohne es zu berühren. Der runde Frontscheinwerfer eines Autos glotzte ihn leblos an, die Motorhaube war aufgeklappt. Ralph erinnerte sich an die Panne, von der Elsass berichtet hatte. Demnach war er nicht weggefahren, es sei denn, er verfügte über ein zweites Fahrzeug. Laut Zulassungsbehörde war das nicht der Fall. Dann registrierte der Kommissar einen weiteren Lichtschein, der nicht von der doppelten Leuchtstoffröhre der Laterne ausging. Durch milchiges Glas und Ritzen einer folienbedeckten Oberfläche drang grünlich weißer Glanz. Ein Gewächshaus.
    Ralph schritt darauf zu, nicht ohne sich zu vergewissern, dass seine Dienstwaffe griffbereit saß. Doch er öffnete weder das Holster, noch legte er eine Hand darauf.
    Die ausgefranste Gummilippe an der Unterseite der Glastür schabte unheilvoll laut über den gegossenen Betonboden. Dahinter führte eine weitere Tür, wie durch eine Schleuse, ins Innere. Schwere, süßlich duftende Luft drang Angersbach entgegen und trieb ihm Schweißperlen auf die Stirn. Ein Hygrometer neben dem Eingang verriet, dass die Luftfeuchte bei fünfzig Prozent lag, was ihn wunderte, denn die drückende Schwüle hätte ihn diesen Wert weitaus höher schätzen lassen. Das Thermometer hingegen maß mit achtzehn Grad eine geradezu tropisch wirkende Differenz zu außen. Irgendwo im Hintergrund summte ein Gebläse, und einige Pflanzen wiegten sanft hin und her, dann durchbrach ein kratzendes Rascheln die Ruhe. Aus einem mannshohen Maisdickicht trat Dr. Elsass hervor, er trug nicht den erwarteten Kittel und hielt anstatt Laborutensilien eine Sprühflasche in der Hand. Als er Angersbach erkannte, schien er erleichtert und verstört zugleich zu sein.
    »Sie hier?«
    »Erwarten Sie jemand anders?«, war Angersbachs schlagfertige Gegenfrage.
    »Äh, nein, ich erwarte um diese Zeit niemanden.« Elsass griff nervös an einige Blätter und brummte Unverständliches, dann näherte er sich dem Kommissar. »Was machen Sie hier?«
    »Ich habe noch einige Fragen.«
    »Hätte das nicht Zeit bis morgen gehabt?« Elsass riss den Mund auf, als wolle er im nächsten Augenblick seine Sprühflasche verschlucken, und gab ein Gähnen vor. »Ich bin schlagskaputt.«
    »Ich auch. Aber mein Chef sitzt mir im Nacken wegen der beiden Morde.«
    »Verdächtigen Sie mich etwa noch immer?«
    »Es geht um Ihr Alibi. Unter anderem.«
    »Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass mein Wagen eine Panne hatte.« Elsass gestikulierte vehement. »Jemand hat mich von der Autobahn hierhergeschleppt, und seitdem steht die Schrottlaube draußen in der Garage und tut keinen Mucks. Überzeugen Sie sich doch selbst.«
    »Ihren Wagen habe ich bereits gesehen«, lächelte der Kommissar und fragte dann pfeilschnell: »Warum haben Sie sich eigentlich nicht gleich zu einer Werkstatt schleppen lassen?«
    »Ich habe noch nicht entschieden, ob ich diese Kiste noch mal in Gang bringen werde oder gleich den Schrotthändler rufe«, antwortete Elsass mit verschränkten Armen. »Außerdem wären das zusätzlich ein paar Kilometer mehr gewesen. Man sollte die Geduld anderer nicht überstrapazieren, finden Sie nicht auch?« Ein angriffslustiges Aufblitzen unterstrich diesen spitzen Kommentar.
    Angersbach hielt kurz inne und kratzte sich die Stirn. Einen defekten Wagen in Verbindung mit einem abgelegenen Hof als Alibi heranzuziehen, war schlichtweg genial, und ein unbekannter Helfer, den man niemals auffinden konnte, rundete das Gesamtbild ab. Das musste Angersbach dem Wissenschaftler zugestehen, vor allem, wenn die ganze Sache inszeniert war. Einem solch ausgetüftelten Plan würde er nur schwer beikommen können.
    »Den Namen Ihres Helfers kennen Sie also nicht?«
    »Nein.«
    »Haben Sie sich denn nicht ein wenig unterhalten?«
    »Wann denn? Wir saßen ja in zwei Fahrzeugen.«
    »Und hier, nach dem Aussteigen?«
    »Nein. Ich war müde und genervt. So wie jetzt.« Das Funkeln kehrte zurück. »Ich habe das doch alles längst zu Protokoll gegeben. Der Typ wollte zurück auf die A 5 , dem Kennzeichen nach in Richtung Hannover. Ich habe ihm noch eine Flasche Wein angeboten, weil er Benzingeld ablehnte, aber auch die hat er nicht

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