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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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Sie sich schon einmal über Ihre gemeinsamen Wurzeln unterhalten?«
    »Nein.« Angersbach schnaubte durch die Nase. »Wir unterhalten uns eher überhaupt nicht.«
    »Dann ein Vorschlag: Sie tragen einmal alles zusammen, was es aus Ihrer Vergangenheit gibt. Besonders Fotos sind hilfreich. Aber auch wichtige Punkte in Ihrer Vita.«
    »Da gibt es nicht viel«, wehrte der Kommissar ab, »und manches weiß ich auch gar nicht.«
    »Wetten, es gibt eine Menge herauszufinden?«, grinste Sabine und erinnerte sich unwillkürlich an den vergangenen Abend. War es Zufall oder Schicksal, dass sie das Thema mit ihrem Freund angeschnitten hatte. Zufall oder Schicksal, dass Michael gerade im rechten Moment aus Berlin zurückgekehrt war? Sie entschied sich, die Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. »Ich könnte dabei helfen«, schlug sie augenzwinkernd vor.
    »Hm. Warum sollten Sie das tun?«
    »Weil wir Partner sind, verdammt. Einsame Wölfe sind out!«
    »Hören Sie mir bloß mit Wölfen auf«, lachte Angersbach. Sabine meinte zu erkennen, wie seine Augen von einem Fenster zum anderen schnellten, als suche er alle Richtungen der Umgebung nach Bedrohungen ab. Es gab noch eine Menge über ihren Kollegen zu erfahren, dessen war sie sich sicher. Doch es gab Hoffnung. Einen Silberstreif am Horizont, ähnlich dem, der sich nun auch draußen, in Richtung des Steinkreuzes abzeichnete.
    »Wölfe leben außerdem im Rudel«, erklang es wie aus weiter Ferne, und Sabine runzelte überrascht die Stirn.
    »Wie bitte?«
    »Einsame Wölfe gibt es nicht.«
    »Wie auch immer. Dann erzählen Sie mir bitte noch mal von Gunnar Volz.«
    »Was ist mit Volz?«
    »Nach allem, was Sie bislang erzählt haben, hat er doch das Motiv schlechthin.«
    »Wegen des Wohnrechts?« Angersbach schüttelte den Kopf. »Das sehe ich anders. Er hat lediglich ein Bleiberecht auf dem Weidehof, solange dieser in Händen der Familie Reitmeyer ist. Warum also sollte er ausgerechnet Ulf Reitmeyer töten? Damit sägt er doch an seinem eigenen Ast.«
    »Vielleicht hat er ja Übernahmephantasien«, überlegte Sabine.
    »Dafür fehlt es ihm am nötigen Kleingeld«, widersprach Angersbach, und als erriete er Sabines nächsten Einwand, ergänzte er hastig: »Daran ändert auch eine Million nichts.«
    Doch Sabine gab nicht auf. »Wer weiß? Wenn der Betrieb wegen eines Bioskandals den Bach runtergeht …«
    »Dann wäre das wohl eine prima Rache für das Schicksal, das seiner Familie einst widerfahren ist«, fiel ihr Ralph ins Wort, »aber ich halte das für unwahrscheinlich. Mich wundert es allerdings, dass Sie den Spieß nicht umdrehen.« Er grinste, doch Sabine runzelte nur fragend die Stirn.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Frederik ist auf der anderen Seite des Globus«, sprach Angersbach weiter, »und da wird er vermutlich auch bleiben. Claudia könnte demnach versuchen, die Sache so zu drehen, dass das Bleiberecht mit Reitmeyers Tod endet. Sie kann ihre Adoption als Argument heranziehen und müsste dann nur noch ihren Bruder auszahlen. Damit wäre der Hof und damit die Familie Reitmeyer sämtliche Verpflichtungen gegenüber Volz los.«
    »Stopp, stopp«, rief Sabine entgeistert. »Das ist die krudeste Theorie, die ich je gehört habe!«
    »Ich sag’s ja nur«, lächelte Angersbach. »Ich bin nun mal ein Kind vom Lande. Wir kennen uns vielleicht nicht aus mit Serienkillern oder Beschaffungskriminalität. Aber Blutrecht und Erbstreit sind Motive, deretwegen seit Jahrhunderten gemordet wird.«
    Ein Piepen unterbrach weitere Ausführungen – Angersbachs Handy. Seiner Miene waren drei Phasen des nur wenige Sekunden dauernden Gesprächs zu entnehmen, zuerst Neugier, dann Zweifel, dann Fassungslosigkeit. Ein schallendes, entgeistertes »Waaas?!« rundete das Ganze ab.
    Ohne zu wissen, was genau sie erwartete, startete Sabine den Motor. Sofort klackte die Magnetkupplung des Klimakompressors, es zischte in den Untiefen des Handschuhfachs, und Sekunden später lichtete sich der Schleier auf der Windschutzscheibe.
    »Er ist weg!« Angersbach ließ das Handy sinken, schnappte nach Luft und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Wie bitte?« Sabine traute ihren Ohren nicht. »Wie kann das sein?«
    »Sie haben’s nicht bemerkt … Er preschte querfeldein und dann in den Wald.«
    Hatte sie richtig gehört? Paracelsus war
verschwunden?
    Ihre Finger glitten hinab in die Mittelkonsole und tasteten nach dem Smartphone.
    »Fahren Sie lieber, ich telefoniere«, presste

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