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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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zu?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Offenbar hatte Elsass gute Gründe, denn er atmete hastig und begann zu schwitzen.
    »Es befinden sich sensible Proben dort, ich lasse unter keinen Umständen zu, dass Fremde durch meine Versuchsanordnungen trampeln.«
    »Und wenn wir es unter Ihrer Aufsicht tun?«
    Elsass’ Blicke rasten hin und her, dann rang er sich ein Zugeständnis ab. »Nur, wenn ich die Durchsuchung im Bedarfsfall unterbrechen darf.«
    »Meinetwegen. Wir kommen im Laufe des Vormittags. Bis dahin darf das polizeiliche Siegel nicht angerührt werden.«
    »Also bin ich nicht verhaftet?«
    »Nein«, erwiderte Angersbach und dachte weiter:
Das hätte ich ohnehin nicht getan.
Falls Elsass oder einer seiner Mitarbeiter mit der Erpressung zu tun hatten, würde sich das spätestens beim ersten Hahnenschrei des folgenden Tages zeigen.

[home]
    Donnerstag, 7 . März
    S ie haben
was?
«
    Sabine Kaufmann traute ihren Ohren nicht, als Angersbach ihr berichtete, was sich nach Dienstschluss auf der Lohmühle zugetragen hatte. Der anthrazitfarbene BMW , ein leistungsstarker Zivilwagen der Kriminalpolizei, parkte an der Einmündung eines Feldwegs, zwei Hügelkuppen vom Übergabeort entfernt. Es war kurz nach vier Uhr, die Scheiben waren von innen beschlagen, und außen bedeckte kniehoher Bodennebel die Gegend, als sei das Land in Watte gepackt. In den Senken standen die Schwaden noch etwas höher, gespenstisch wabernd in einer kaum spürbaren Brise. Die ideale Witterung, um sich unentdeckt davonzustehlen, wie die Kommissarin zerknirscht gedacht hatte, unzufrieden darüber, dass sie mit ihrem Kollegen so weitab vom Schuss postiert worden war.
    »Seien Sie froh, überhaupt dabei zu sein«, waren Schultes klare Worte gewesen. In diesem Satz lagen gleich mehrere Vorwürfe, die ein sensibles Gehör zu entschlüsseln vermochte.
    Lösegeld ist nicht Ihr Metier. Sie bekommen ja nicht einmal Ihr eigenes in den Griff.
    Die Mordkommission hat nach fünf Tagen noch immer keinen Fang.
    Sie haben versagt.
    Oder bildete Sabine sich das alles nur ein?
    Doch es gab noch eine weitere Botschaft, die Schulte ihr gesendet hatte: »Sie hätten den Verdächtigen ja längst inhaftieren können.«
    Und hier kam Ralph Angersbach ins Spiel. Er hatte einen Alleingang gewagt, für sich betrachtet war das nichts Dramatisches, aber es war ausgerechnet dann geschehen, als Sabine sich mit Michael vergnügt hatte. Das mochte niemand wissen, aber Angersbach war kein Idiot. Er hatte gewusst, dass sie ihren Freund vom Bahnhof holen wollte. Es bedurfte nur einer einzigen spitzen Bemerkung, und für die Kollegen würde sich das perfekte Bild ergeben: Die Großstadt-Tussi vögelt ihren Lover, während ihr armer Partner auf sich allein gestellt ist.
Bravo.
    »Warum um alles in der Welt haben Sie mich nicht mitgenommen?«
    »Bauchgefühl.«
    »Tolle Ausrede!«, murrte sie.
    »Was hätte ich denn tun sollen?«, erwiderte Angersbach mit Unschuldsmiene. »Ich pfusche doch wegen einer plötzlichen Intuition nicht jedes Mal in anderer Leute Privatleben.«
    »Was wollen Sie damit sagen? Soll ich mich jetzt schuldig fühlen?« Sabine stellte die Stacheln auf und gab sich größte Mühe, kein schlechtes Gewissen zu bekommen. Es verging eine halbe Minute, in der keiner der beiden sprach. Sabine wischte mit einem Lederschwamm über die Seitenscheibe und überlegte, ob sie die Lüftung einschalten sollte, bevor überhaupt nichts mehr zu sehen war.
    »Sie haben wenigstens ein Privatleben.«
    Der friedfertige und so unerwartete Kommentar ließ sie betroffen zusammenzucken.
Verdammt.
    »Ich hatte bisher nicht den Eindruck, als nähmen Sie das so schwer«, antwortete sie ein wenig unbeholfen.
    »Auf Dauer ist es nervig«, gestand ihr Partner seufzend ein. »Ich habe mich gestern nur ins Büro gesetzt, weil ich keine Lust auf zu Hause hatte. Dann aber, als ich drinnen saß, überkam mich plötzlich der Gedanke, einfach bei Janine anzurufen. Bescheid geben, dass es später wird, eben so, wie man es in einer stinknormalen Familie täte.«
    »Und? Haben Sie’s getan?«
    »Nein.« Angersbach schüttelte den Kopf und ziepte Luft durch seinen Mundwinkel. »Ich hatte den Hörer drei-, viermal in der Hand. Aber nein.«
    »Hm.«
    »Keine Analyse?«, lächelte Angersbach dann und gähnte.
    »Bin ich Psychologin?«
    »Mit Janine hatten Sie immerhin ein friedfertigeres Aufeinandertreffen, als es mir in der Regel gelingt. Irgendetwas scheinen Sie, hm,
richtiger
zu machen als ich.«
    »Haben

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