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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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verursacht worden sein. Das Blut in der Herzkammer war nicht mit CO 2 überladen, und auch die Lunge ist atypisch. Woran auch immer Reitmeyer starb, stranguliert wurde er nicht, auch nicht mit einem Daunenkissen auf der Nase.«
    Der letzte, latent spitzzüngige Satz brachte ein amüsiertes Lächeln auf Angersbachs und Möbs’ Gesicht, aber auch Schulte zeigte sich nicht verärgert.
    »Ihr guter Ruf scheint gerechtfertigt«, brummte er, offenbar erpicht darauf, sein Lob nicht zu sehr aufzubauschen. »Nun gut. Was ist mit diesem vermaledeiten Schuss?«
    »Ein Schuss in den Ofen, wenn überhaupt«, gab Angersbach zurück. »Gestern haben einige Beamte den Ort des Geschehens rundherum abgesucht. Keine Hinweise auf eine Waffe, keine weiteren Zeugen. Ich habe daraufhin Frau Ruppert mit diesen Erkenntnissen konfrontiert. Es hat nicht lange gedauert, und sie zeigte sich bereit, ihre Aussage zu relativieren.«
    »
Relativieren?
Inwiefern?«, wollte Schulte wissen, und Angersbach raschelte mit einem Papier. Er suchte mit dem Finger eine bestimmte Stelle und las dann laut und deutlich vor: »Ich zitiere:
Kann auch ein Geräusch von der Hassia gewesen sein oder wie wenn so ein Lkw-Hänger runterkracht.«
    Sabine dämmerte etwas, während Möbs’ Gedanken noch im dichtesten Nebel zu liegen schienen.
    »Es hat was mit den Schüssen in der Innenstadt zu tun, richtig?«
    Angersbach nickte.
    »Frau Ruppert hat den Knall womöglich unbewusst mit einer Schusswaffe assoziiert.«
    »Sehr ärgerlich«, murrte Möbs, »aber leider nicht von der Hand zu weisen. In den Tagen nach dieser Ballermann-Sache gingen immer wieder Falschmeldungen über vermeintliche Schüsse ein. Ich dachte, das sei endlich überstanden«, seufzte er abschließend.
    »Na, wenigstens müssen wir keinen Heckenschützen suchen«, erwiderte Angersbach trocken. »Ich habe ihr jedenfalls von der fehlenden Schusswunde erzählt und dann aufgelistet, welche Geräusche noch alles einer Treibladungsexplosion ähnlich seien. Vom Peitschenknall bis hin zur Fehlzündung, dieser alte Porsche auf der Brücke hatte mich darauf gebracht.«
    Nicht Ihr eigenes Vehikel?,
hätte Sabine am liebsten gefragt, nickte aber nur nachdenklich und hörte auch schon Schultes ungehaltene Frage: »Sie haben der Frau
Ermittlungsdetails
verraten?«
    »Nur so viel wie nötig«, bot Ralph ihm die Stirn.
    »Wie auch immer«, lenkte Schulte ein. »Es scheint ja letzten Endes doch auf einen natürlichen Tod hinauszulaufen. Was steht diesbezüglich noch auf der Agenda?«
    »Wir wollten noch einmal mit Reitmeyers Tochter sprechen«, setzte Angersbach ihn ins Bild, »und bei der Gelegenheit auch der Finke im Hofladen aufwarten. Wenn die Ergebnisse des Tox-Screenings bis dahin vorliegen, können wir das Ganze im Anschluss gerne abhaken.«
    »Nichts lieber als das«, erwiderte Schulte bärbeißig.
    »Noch mal zum Thema Lkw-Lärm«, warf Möbs ein, der sich die ganze Zeit über äußerst unruhig verhalten, aber keine Gelegenheit zum Sprechen gefunden hatte. Er deutete in Richtung der beiden Uniformierten. »Heute früh hat ein Milchtransporter am Ufer in der Nähe von Gronau seinen gesamten Inhalt ins Wasser abgelassen.« Er kratzte sich nachdenklich am von dunklen Bartstoppeln bewucherten Doppelkinn. »Der Fahrer verweigert jegliche Kooperation. Ein südländischer Typ, der nahezu kein Deutsch spricht.«
    Angersbach und Kaufmann wechselten einen schnellen Blick.
    »Sondern?«
    »Spanisch.«
     
    Ohne einen bissigen Kommentar hievte Sabine Kaufmann ihr Hinterteil auf den Sitz des Lada, dessen Kotflügel noch immer schlammgesprenkelt waren und dessen puristischem Inneren eine pflegende Hand nicht schaden würde. Sie klickte den Anschnaller zu und bugsierte den ungünstig verlaufenden Gurt über ihre Brust.
    »Alles gut?«, erkundigte Angersbach sich, der sie von der Seite beobachtet hatte, und Sabine nickte. Er machte einen friedfertigen Eindruck, und sie war gespannt, wie lange ihre nicht ausgesprochene Waffenstillstandserklärung wohl anhalten würde.
    »Hatten Sie schon viele Delikte seit Ihrem Wechsel?«, fragte Angersbach, nachdem sie die Feuerwache umrundet und eine in die Jahre gekommene Sporthalle passiert hatten.
    »Relativ«, gab sie nachdenklich zurück. »Bad Vilbel ist nicht wirklich ein gefährliches Pflaster.«
    Sie erinnerte sich an ihre erste Leiche, eine alte Frau, die man in ihrer Wohnung gefunden hatte, nachdem sie dort mindestens drei Wochen gelegen hatte. Keine Verwandtschaft in der Nähe,

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