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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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war nun mal nicht greifbar, daran konnte sie nichts ändern. Ihre Mutter würde sie morgen im Laufe des Tages besuchen. Und Angersbach? Sabine knallte das leere Weinglas zurück auf den Couchtisch und schnaubte entschlossen.
    So nicht, Herr Kollege, nicht mit mir!
    Ab morgen würde sie andere Saiten aufziehen.

[home]
    Montag, 4 . März
    Z ur Lagebesprechung hatten sich neben Angersbach und Kaufmann die üblichen Verdächtigen versammelt, also Schulte, der seit gestern seine Kleidung nicht gewechselt hatte, und Weitzel, dafür umso geschniegelter. Außerdem zwei Streifenbeamte, die ihre Schicht gerade beendeten, und natürlich Konrad Möbs. Es war nicht viel, was man außerhalb der Arbeit über Konrad Möbs wusste, denn er schien mit seinem Job verheiratet zu sein. Im Laufe der Jahre hatte er sämtliche Angebote, seiner Laufbahn einen weiteren Karriereschub zu verpassen, dankend abgelehnt. Der Grund lag auf der Hand. Eine Beförderung hätte das Aus für Bad Vilbel bedeutet, Platz für einen neuen Dienststellenleiter, und Möbs wäre fortan nach Friedberg berufen worden. Danach stand ihm nicht der Sinn, also versuchte er geflissentlich, eine Beförderung zu umgehen.
    »Ich bin in Bad Vilbel geboren, ich lebe hier, arbeite hier und werde hier dereinst auch das Zeitliche segnen«, gab er hin und wieder zum Besten.
    »Und wenn es nach ihm geht«, hatte Mirco Weitzel unlängst geflachst, »geschieht das auch noch in seinem Dienstsessel.«
    Doch bis dahin dürfte es noch eine Weile hin sein, Möbs war zwar alles andere als ein durchtrainierter, gesundheitsbewusster und bewegungsfreudiger Mensch, hatte sich für seine neunundvierzig Jahre aber beneidenswert gut gehalten. Vor allem, da er den Neunundvierzigsten in diesem Sommer zum sechsten Mal feiern würde.
    »Kommen Sie jetzt täglich zu uns in die Provinz?«, eröffnete er die Runde, nicht ohne ein angriffslustiges Aufblitzen in seinen hellblauen Augen in Schultes Richtung.
    »Das K 10 untersteht meiner Leitung, ob es Ihnen passt oder nicht«, erwiderte dieser emotionslos. »Solange wir einen Mord nicht ausschließen können, bleibt es also dabei. Reitmeyer ist zu wichtig, als dass wir uns hier einen Fehltritt erlauben könnten.« Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, hob Schulte seinen Blick in die Runde. »Also, was gibt’s Neues?«
    Sabine war die Erste, die sich zu Wort meldete, denn sie hielt den bohrenden Blick des Kriminaloberrats nicht lange aus. »Frau Reitmeyer hat uns gestern einige Unterlagen mitgegeben, die ich einmal überflogen habe. Darunter eine Menge Briefe, sogar ein Schreiben an seine verstorbene Frau von der Knochenmarkspenderdatei. Erhalten die keine Meldung, wenn jemand verstirbt?«
    »Keine Ahnung. Was noch?«
    »Wie es scheint, war Claudias Vater ein ziemlich rücksichtsloser Geschäftsmann.«
    »Das sagt man ihm nach, ja«, nickte Möbs. Als Bad Vilbeler Urgestein kannte er natürlich solche Gerüchte.
    »Er schien sich derzeit mit dem Kauf eines weiteren Hofs zu beschäftigen, wartete auf grünes Licht für einen Neubau und drohte außerdem einigen mit Kündigung«, fasste Sabine kurz zusammen. »Seinen Terminplan konnte ich nicht entziffern, da er eine ungewöhnliche Stenografie zu verwenden schien. Die Gestaltung des Samstagnachmittags und -abends dürfte somit wohl zunächst mal im Dunklen bleiben.«
    »Lassen Sie mir den ganzen Kram mal da«, schlug Möbs vor. »Ich kann mit den meisten Namen in der Region was anfangen, vielleicht findet sich etwas.«
    »Machen Sie das«, polterte Schulte ungeduldig und suchte dann den Blickkontakt zu Angersbach. »Jetzt erzählen Sie aber mal von der Obduktion. Hat unser Hackebeil sich auch Mühe gegeben?«
    »Medizinisch kann ich das nicht beurteilen«, antwortete der Kommissar, »aber er fand auch bei intensiver Betrachtung keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.«
    »Hm. Ein echtes Original, wie?«, wandte sich Schulte grinsend an Sabine.
    Ihr fiel nichts weiter dazu ein als ein überrumpeltes: »Ja.« Dann sammelte sie sich und fasste das Wesentliche zusammen: »Keine Würgemale, keine Schuss- oder Stichverletzungen, auch nicht Kleinstpunktionen wie etwa von einer Spritze.«
    »Erstickung? Eine Plastiktüte, mit Fleecehandschuhen gehalten, verursacht so gut wie keine Würgemale.«
    Testet der uns etwa?
Sabine atmete durch die Nase ein und ratterte dann monoton Hacks Ergebnisse herunter:
    »Petechien im Gesichts- und Augenbereich sind geringfügig vorhanden, können aber auch durch einen Infarkt

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