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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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hatte für sich entschieden, die Krankheit ihrer Mutter nicht jedem auf die Nase zu binden. In Frankfurt war sie jahrelang so verfahren, und dort hatten ihr einige Kollegen weitaus näher gestanden als dieser Angersbach.
    Ob Hedi ihre Medikamente regelmäßig einnehme, wollte der Heilpädagoge wissen.
    Natürlich. Sabine hatte die Pillen doch erst überprüft.
    »Geht es wieder los?«, seufzte sie und fürchtete sich vor der Antwort.
    »Nicht zwingend«, beschwichtigte er sie. »Es wäre nur fatal, wenn sie die Tabletten ausgerechnet jetzt absetzen würde.«
    Sabine wusste mittlerweile genauestens über die Wirksamkeit von Psychopharmaka Bescheid. Es war ein Paradoxon: Man musste die Medikamente in gesundem Zustand besonders gewissenhaft nehmen, damit einem tiefe Abstürze erspart blieben. Doch gerade, wenn eine Episode drohte, war es mit der eigenen Krankheitseinsicht nicht weit her. Es sprach alles dafür, Alarmstufe Gelb beizubehalten.
    Sie einigten sich darauf, dass Hedi ihre Tabletten bis auf weiteres in der Tagesstätte einnehmen solle. Auch wenn sich am Ende keine handfeste Psychose entwickeln würde, was Sabine inständig hoffte, war das die vernünftigste Vorgehensweise. Sie selbst steckte viel zu tief in der Ermittlung.
    Tatsächlich geschah nun genau das, was sie durch ihren Weggang aus dem hektischen Frankfurt hatte beenden wollen. Der Job raubte ihr die Zeit, die sie für ihre Mutter brauchte.
    Sie rief sich zur Ordnung. Diese Betrachtungsweise war viel zu oberflächlich. Unterm Strich kam Sabine besser klar, und auch der enge Kontakt zu Hedis Einrichtung funktionierte.
    Sie scrollte über ihre Anruferliste und entdeckte eine neue Sprachnachricht, die offenbar während ihres Telefonats eingegangen war. Sie hörte den Text ab, rief zurück und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder ganz der Ermittlung.
     
    Weitzel hatte derweil die Gelegenheit genutzt, um sich die letzte Portion Kaffee einzuschenken. Danach schaltete er die Maschine aus, was die überhitzte Apparatur ihm mit einem erleichterten Knacksen dankte.
    »Cherchez la femme«
, wiederholte Angersbach gedankenverloren die Worte des Beamten. »Wissen Sie, woher dieses Zitat stammt?«
    Weitzel lächelte. »Von Alexandre Dumas, dem Typ mit den Musketieren. Aber unter uns, ich hab’s als Kind zum ersten Mal bei Kommissar Hunter gelesen.«
    »Micky Maus?«
    »Ja, genau. Sie sind demnach auch vom Fach?«
    »Hm, ich verrate es jedenfalls nicht weiter«, schmunzelte Ralph, und wie aufs Stichwort kehrte Sabine zurück ins Zimmer.
    »Das war Becker, der Chef vom Tannenhof«, erklärte sie ohne Umschweife und überlegte rasch, inwieweit Weitzel über das Schwergewicht im Bilde war. Doch dieser blickte nicht fragend drein, also fuhr sie fort: »Ihm sind zwei Personen eingefallen, die wir zu Kötting befragen könnten.« Sie wedelte mit einem kleinen Papier. »Der erste Name ist kein Unbekannter, es handelt sich um Philip Herzberg.«
    »Den hätten wir ja ohnehin aufgesucht«, brummte Angersbach. »Wer noch?«
    »Stefan Moreno«, antwortete Sabine, wobei sie den Namen mit einem zischenden S begann und das A äußerst kurz aussprach. Angersbach horchte auf.
    »Stefan Moreno«, wiederholte er mit derselben Betonung. »Klingt spanisch, nicht wahr?«
    »Müsste er dann nicht eher Esteban heißen?«, warf Weitzel ein. »So denke ich eher an einen Italiener.«
    »Ich habe den Namen genau so ausgesprochen, wie Becker es am Telefon getan hat«, antwortete Sabine achselzuckend und zwinkerte dem jungen Polizisten vielsagend zu. »Die personenbezogenen Infos dürfen
Sie
uns beschaffen, dann wissen wir es genau.«
    »Das Dreieck Spanier – Milchwirtschaft – Mordopfer formiert sich dennoch ständig, finden Sie nicht auch?«, warf Angersbach ein, und Kaufmann nickte.
    »Was ich mich außerdem frage«, fuhr Angersbach fort, »warum präsentiert uns Becker nun ausgerechnet diese beiden Namen?«
    »Ich habe ihn nach Mitarbeitern gefragt, die Kötting besonders gut kannten. Da er Beckers Aussage nach bei allen Kollegen gleichermaßen beliebt gewesen sein soll, war das die einzige Möglichkeit. Moreno arbeitete in der Abfüllung, und Herzberg war unter anderem in der Käserei tätig.«
    »War?«
    »Er wurde entlassen.«
    »Oha.« Angersbach hob die Augenbrauen. »Dann hat er neben der Geschichte mit der ausgespannten Frau ja gleich noch ein Motiv, wie?«, konstatierte er.
    »Aber wieder nur gegen Reitmeyer und nicht gegen Kötting«, widersprach Sabine, was Angersbach mit

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