Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
Lediglich eine Rasur und den Weg zum Bügeleisen hatte er sich offensichtlich gespart. Hastig kritzelte Sabine über ihr neuestes Kunstwerk, bis man unter den Linien des Kugelschreibers Schumachers Namen nicht mehr entziffern konnte.
    »Na, schon eifrig am Werk?« Angersbach hängte seine Jacke an den freien Garderobenhaken neben der Tür und reckte den Hals in Richtung ihres Schreibtisches. »Machen Sie nur weiter, ich sehe Potenzial zu einem neuen Pollock«, scherzte er.
    »Na danke.« Sabine lächelte bitter, als sie den Stift beiseitelegte und die dürftigen Details über den jähzornigen und extravaganten Maler abrief, die sie in ihrem Gedächtnis finden konnte. »Sie scheinen ja recht fit zu sein, angesichts der Menge an Wein, die Sie intus hatten.«
    »Es bringt nichts, über pochende Schläfen zu jammern, oder? Und es waren ja auch nur zwei Flaschen, die wir geleert haben.«
    »Mit 13 , 5  Prozent. Und ich hatte kaum mehr als ein Glas.«
    »Wenn schon, denn schon«, zwinkerte er. »Was haben wir denn?«
    Sabine informierte ihren Kollegen über die neueste Erkenntnis des Labors, und Angersbach schnaubte: »Dann hat der Biobetrug im Reitmeyerschen Betrieb offenbar tatsächlich System! Wenn das stimmt, dann rollen Köpfe.«
    »Noch mehr Köpfe?«, warf Sabine ein. »Zwei Männer sind tot, und beide trugen Verantwortung in ihrem jeweiligen Bereich. Mir ist unsere Mordermittlung erst einmal wichtiger als ein Bio-Skandal, vor allem, weil wir Vera Finke inhaftieren mussten. Sollte sie sich als unbeteiligt erweisen, bin ich jedenfalls heilfroh, dass wir nicht direkt daran beteiligt waren.«
    »Aus dem Schneider ist sie noch lange nicht«, murmelte Angersbach. »Wann können wir sie denn in die Mangel nehmen? Wir sollten die Zeit, in der Schulte sich in Nordhessen herumtreibt, sinnvoll nutzen.«
    Sabine zuckte mit den Augenbrauen. »Wir haben noch einen Besuch bei Moreno offenstehen. Er hat immerhin in der Abfüllung gearbeitet. Sollten wir nicht mit ihm sprechen, bevor wir zu Frau Finke fahren? Von ihrer Verhaftung muss er ja nichts erfahren, das verschafft uns eventuell einen Vorsprung.«
    »Auch gut«, erwiderte Angersbach und warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Kaffeemaschine. Das Gerät stand noch genauso da, wie sie es am Vortag verlassen hatten. »Ich hätte nur gerne einen vernünftigen Kaffee«, sprach er weiter, »denn zu Hause war keine Zeit dafür.«
    »Wollten Sie Ihre Maschine nicht mit hierherbringen?«
    »Ja, aber nicht frühmorgens in der S-Bahn. Wobei mir heute ein simpler schwarzer Kaffee am liebsten wäre.«
    »Verständlich«, grinste Sabine.
    Gepanschte Milch.
Die Dinge schienen nun unaufhaltsam ins Rollen zu geraten.
     
    Angersbach hatte demonstrativ mit seinem Autoschlüssel geklimpert, und um des lieben Friedens willen war Sabine stillschweigend auf den Beifahrersitz geklettert. Das Wageninnere war eisig kalt, daran änderte selbst die strahlende Sonne nichts, die sich durch den auflösenden Nebel brannte. Auch wenn das gesamte Land noch fest von der eisigen Faust des Winters umklammert wurde, hatte ihr Feuer spürbar an Kraft gewonnen und ließ auf einen baldigen Frühling hoffen.
    Bis nach Berkersheim würde es nicht lange dauern, obgleich der Verkehr noch unerwartet dicht war. Sabine nutzte die Gelegenheit dennoch, ihr neues Tablet einzuschalten, auf dem sie die wichtigsten Stichpunkte festgehalten hatte. Angersbach schielte kurz hinüber, als sie gedankenverloren etwas murmelte.
    »Eine Mörder-App wäre sicher der Verkaufsschlager schlechthin«, flachste er, und nicht zum ersten Mal dachte Sabine, dass er der neuesten Technik äußerst kritisch gegenüberzustehen schien. Sie beschloss, sich einfach mal darauf einzulassen.
    »Eine App
für
Mörder oder eine, die uns den Täter errechnet?«
    »Beides, schätze ich«, lachte Angersbach und riss mit einem Mal das Steuer so zügig herum, dass Sabine erschrocken japste.
    »Sorry. Nur Idioten unterwegs«, knurrte er.
    »Ich möchte gerne vorbereitet sein, wenn Schulte uns im Laufe des Tages am Schlafittchen packt.« Sabine hasste es, unter Druck gesetzt zu werden. Andererseits, selbst wenn Vera Finke sich letzten Endes als unschuldig erweisen sollte, konnte die Verhaftung trotzdem einen positiven Effekt haben. Sie würde den wahren Täter in falscher Sicherheit wiegen.
    »Angenommen, der gesamte Betrieb ist in einen Bio-Betrug verwickelt«, dachte sie laut, »wer musste alles eingeweiht sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Claudia

Weitere Kostenlose Bücher