Giftweizen
Pflanze?«
»Allerhand«, war Dr. Renz sich sicher. »Wer sich ein bisschen für Pflanzen, Gesundheit und – nicht zu vergessen – die antike Kultur mit Sokrates und seinem Schierlingsbecher interessiert, weiß das schon. Doch nicht jeder wird wissen, wie er das Gift gewinnen und am wirksamsten verabreichen kann.«
»Wir kennen eigentlich nur zwei Experten, die hierfür infrage kommen: Botho Ahlsens und Eduard Singer. Bei dem einen sehen wir kein Motiv und der andere ist tot«, ließ Dr. Grede nochmals die Fakten sprechen.
Thomas Ritter ergänzte: »Wenn wir eine Vergiftung Singers annehmen, wie passt der dann überhaupt zu den beiden Kriminellen?«
»Auch wieder wahr«, stimmte ihm Lisa zu. »Wer vergiftet zwei Täter und den Rächer des Opfers?«
»Das meine ich ja. Die Mordopfer passen einfach nicht zusammen!«, freute sich Ritter, dass sein Argument Gehör fand.
Lisa forderte auf: »Betrachten wir es doch mal aus Holls Sicht: An Paul Ahlsens kommt er nicht mehr ran, denn der ist seit fast zwei Jahren tot. Also blieb ihm jetzt nur noch der Singer für seinen Hass übrig. Und dem Ahlsens-Bruder präsentierte er noch dessen Hände. Ein wirklich bösartiger Mann!«
»Das würde ja bedeuten, dass der Holl es den beiden nach der langen Zeit hat heimzahlen wollen, und der ist bekanntlich ... Wartet mal!«, rief Ritter.
»Tot. Du hast schon recht!«, sagte Dr. Grede.
»Nein, nein«, ließ sich Ritter nicht aus dem Konzept bringen und wandte sich an Dr. Renz: »In welcher Reihenfolge sind die Männer noch mal gestorben? Wäre es nicht möglich, dass der Singer seinen Racheplan nach all den Jahren doch noch vollendet und den Holl und seinen Kumpan vergiftet hat?«
Friedrich Renz wiegte bedächtig mit dem Kopf. »Der Singer starb eindeutig nach den beiden, da haben Sie vollkommen recht. Singer hätte die Banditen zwar vergiften können, doch wer hat dann später ihn – und denken Sie daran, bisher haben wir selbst dafür noch keinen Beweis – vergiftet?«
»Mann, wir drehen uns im Kreis!« Ritter gab es auf.
Auch Lisa kam mit ihren Überlegungen nicht viel weiter: »Jenny Holl hätte sicherlich ein gutes Motiv, ihre Peiniger umzubringen. Aber ihren alten Verehrer? Warum sollte sie Eduard Singer ermorden?«
»Richtig! Was ist mit Jenny Holl? Womit wir bei den heutigen Aufgaben wären«, nahm Judith Brunner wieder das Heft in die Hand.
Auf ihr freundliches Nicken hin verabschiedete sich Dr. Renz in sein Krankenhauslabor und versprach, sofort anzurufen, wenn er die toxikologischen Tests erledigt hätte.
Auch Thomas Ritter verschwand in sein Labor zu den zahlreichen Spuren, die er und seine Leute noch zu untersuchen hatten. Vor allem die Kleidung könnte zur Identifizierung des unbekannten Toten noch brauchbare Hinweise liefern.
Judith Brunner blieben Lisa und Dr. Grede. »Es gibt also drei Leute, deren Verbleib wir dringend klären müssen: Arnold Pfeiffer und Heino Wuttke, die beiden hat Laura Perch als führende Mitglieder in Holls Bande und mögliche Tatbeteiligte bei der Vergewaltigung benannt, und Jenny Holl.«
Beide nickten.
»Lisa, Sie setzten Jenny Holl bitte auf die offizielle Liste der vermissten Personen. Und telefonieren Sie ein wenig herum und versuchen, so viel wie möglich zu den drei Personen herauszufinden.«
Die Besprechung war noch nicht ganz zu Ende.
Dr. Grede setzte Judith Brunner kurz über seinen Besuch in der Krankenhausapotheke ins Bild. Dort war noch nichts aufgefallen, doch wollte man umgehend prüfen, ob ebenfalls Medikamente fehlten.
Zum Schluss hörte er aufmerksam Lisas Bericht vom Friedhof zu und kündigte versöhnlich an, die Ermittlungen in der Sache selbst zu übernehmen. Er plante, zunächst die beiden Gärtnereien und danach die Baumschule aufzusuchen. »Da weiß ich, dass die Pritschenwagen haben. Ich glaube langsam auch, dass Werner Uhlig recht hatte, die Gartenbaubetriebe zu verdächtigen. Ich denke nicht, dass das Ganze viel Zeit beanspruchen wird. Nachmittags bin ich wieder hier.«
Judith Brunner sah, dass Lisa das Einlenken von Dr. Grede registriert hatte und sich darüber leise freute. »Gut. Ich bleibe erst mal im Büro«, verkündete sie. »Ich erwarte heute Vormittag noch wichtige Informationen zu Otto Holl aus dem Archiv der Staatsanwaltschaft in Magdeburg und ich will nicht riskieren, dass der Anruf bei Wachtmeister Stein landet.«
Auf ihrer Agenda stand noch ein weiterer Anruf. Sie wollte den Ärztlichen Direktor des Krankenhauses über die neuesten Entwicklungen
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