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Giftweizen

Giftweizen

Titel: Giftweizen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Kollegen von der Kreisdienststelle würden schon wissen, was in dieser Angelegenheit veranlasst werden musste. »Kommen wir auf den Freitagvormittag zurück. Sie entsorgten an diesem Tag was genau?«
Ärgerlich zertrat Laude seine Kippe. »Ich arbeite mit ’nem Kumpel. Wir sind nur zu zweit, schaffen aber eine Wohnung pro Woche. Weil wir nicht angemeldet sind, können wir die Malerabfälle ja nicht ständig einfach so in aller Öffentlichkeit entsorgen. Könnte jemandem auffallen. Also fahren wir, wenn’s mal wieder mehr Tapetenreste geworden sind, zur alten Müllkuhle und schmeißen das Zeug dort rein.«
Das war zwar verwerflich, doch Walter Dreyer interessierte sich eigentlich nur für die Hände von Eduard Singer. Er fragte Laude deswegen: »Als Sie am Freitag dort waren, ist Ihnen da irgendetwas aufgefallen?«
Tatsächlich schien der Handwerker zu überlegen, schüttelte dann aber den Kopf. »Da war nichts. Wir haben nämlich genau aufgepasst, um nicht erwischt zu werden. Das können Sie schon glauben. Und bis eben hätte ich schwören können, dass uns niemand gesehen hat!«

    ~ 43 ~
     
    »Eleusinisch?! Spinnst du? Kein Wunder, dass die nicht auf dich hören!« Lisa Lenz hatte offenbar wieder ihren Bruder am Telefon, über den sie sich aufregte. Sie lauschte in den Hörer und machte ihrer Chefin ein Zeichen, dass sie gleich zum Ende kommen würde. »Aber eleusinisch! Ich bitte dich! Denk mal an euer Publikum«, forderte sie vehement. »Kreischende Mädchen und knutschende Teenager. Vielleicht noch ein paar Besoffene.«
Die telefonische Entgegnung schien sie nicht zu überzeugen.
»Was das Wort bedeutet, weiß ich auch. Aber Lieschen Müller kennt es sicher nicht. Lass den Blödsinn einfach und hör auf, dich dort wie ein Streber zu benehmen. Pinsle drauf, was die Leute verstehen und was sie anlockt.«
Dann lachte sie ins Telefon: »Das wird ja immer schlimmer. Ich muss jetzt aber Schluss machen! Hör zu, mir brauchst du nicht mehr zu beweisen, dass du einen mächtigen Flitz hast. Ja, ja. Heute Abend«, verabschiedete sie sich in fürsorglich-erzieherischem Tonfall einer älteren Schwester.
Gespannt wartete Judith in der Tür auf die Aufklärung.
Lisa gab gern Auskunft: »Mein Bruder! Er soll bloß das neue Plakat für die nächste Geisterbahnsaison malen und ist offenbar der Meinung, dieser Auftrag war als intellektuelle Herausforderung gemeint. Aber eleusinisch? Das war bisher das Beste!«
Judith, die sich im Stillen eingestand, dieses Wort bis eben weder gehört noch es je verwendet zu haben, musste schmunzeln. Lisa und ihr Bruder waren immer für eine anregende Ablenkung gut.
»Ich komme gerade vom Friedhof«, berichtete Lisa. »Der alte Herr, Rupert Korte heißt er übrigens, ist dort tatsächlich morgens öfter unterwegs und hat sich ganz freundlich mit mir unterhalten. Es gibt Vögel in Gardelegen, von denen hatte ich keine Ahnung. Richtig seltene Vögel – stellen Sie sich das mal vor! Hier bei uns!« Lisa klang so begeistert, als hätte sie heute Morgen eine neue Tierart entdeckt.
»Konnte dieser Herr Korte denn etwas zu den Dieben sagen?«
»Ja. Er hat mit seinem Fernglas zwei Mal jemand über die Mauer vom Friedhof lugen sehen. Und jedes Mal ist der Mann dann schnell wieder abgetaucht, als er merkte, dass er entdeckt worden war.«
»Konnte der Vogelfreund denn etwas erkennen?«
»Wenig.« Lisa Lenz blickte auf ihre Notizen. »Er war jung, mit Schiebermütze und großer Brille.«
»Na, das sieht mir eher nach einer Verkleidung aus«, kommentierte Judith knapp.
»Kann sein. Doch etwas mehr haben wir schon: Der Zeuge konnte die beiden Tage noch genau benennen, an denen er den Mann sah, weil er zur selben Zeit die sehr seltene Schwanzmeise gesichtet hatte, die durch den Lümmel – wie er sagte – verscheucht worden war. Die Schwanzmeise ist hier bei uns lange nicht beobachtet worden und die Exemplare auf dem Friedhof sind wohl eher für Nord- oder Nordosteuropa typisch, weil sie einen ganz weißen Kopf hatten, wie Herr Korte schilderte.«
Judith hoffte, Lisa würde bald zur Sache kommen.
»Der Vogelfreund war ziemlich ungehalten über die Störung. Er hörte hinter der Friedhofsmauer eine Autotür laut klappen und ist sich sicher, dass auch eine zweite Tür zugeschlagen wurde. Es könnten also zwei Personen gewesen sein. Und als er dem Geräusch des anfahrenden Autos folgte, sah er durch das Gitter der kleinen Nebentür in der Mauer einen Pritschenwagen wegfahren.«
Judith Brunner war mit Lisas

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