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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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dass ein Vampir Ihres Alters sich innerhalb von zehn Minuten erholen wird.« Mit großer Wucht schlug ihr eine Welle von Vampirgerüchen entgegen. »Ihre Vampirlakaien eilen Ihnen schon zu Hilfe. Hat mich gefreut, Dmitri, Schätzchen.«
    »Schlampe.« Ein feuchtes Gurgeln.
    »Danke.«
    Tatsächlich, er lächelte sogar– gefühllos, tödlich, furchterregend. »Ich stehe auf Schlampen.« Schon jetzt waren die Worte ganz gut zu verstehen, seine Selbstheilung ging schneller voran, als sie angenommen hatte. Doch es war diese dunkle Gier in seiner Stimme, die Angst in ihr aufsteigen ließ. Diesem verdammten Perversling hatte die Messernummer sogar gefallen. Mist. Sie drehte sich um und rannte los. Sobald seine Wunde geheilt war, würde er ihr folgen. Und im Moment war sie nicht so sehr um ihr Leben besorgt als darum, verführt und um Sinn und Verstand gebracht zu werden.
    Vielleicht konnte Dmitri in ihr ein beinah schmerzhaftes Verlangen auslösen, aber nur, solange sie seinen Duft in der Nase hatte. Dieser Geruch löste eine Art Zwangshandlung aus. Noch nie zuvor war ihr etwas Derartiges zu Ohren gekommen. Doch wenn sie bedachte, wen er Sire nannte, war das eigentlich nicht weiter verwunderlich.
    Raphael hatte sie überrumpelt. Sie hatte angenommen, seine Technik durchschaut zu haben, diese seltsame Spaltung zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein, die seine Manipulationsversuche bis dahin begleitet hatten. Doch diesmal hat er sich durch nichts vorher verraten. In einem Moment machte sie sich noch Sorgen um vampirische Serienmörder, und im nächsten fiel sie schon über ihn her und nuckelte an seiner Zunge. Wenn sie nicht herausgerissen worden wäre, hätte sie bestimmt noch an ganz anderen Körperteilen genuckelt.
    Sie errötete.
    Nicht vor Wut, wenngleich die auch noch vorhanden war. Vor Lust. Vor Leidenschaft. Ihr Begehren für Dmitri hielt nur so lange an, wie er in ihrer Nähe war, doch den Erzengel, den begehrte sie ohne Unterlass. Damit war sie zwar reif für die Klapsmühle, aber sein Verhalten entschuldigte das damit keinesfalls.
    Im Nu hatte sie den Distrikt um den Erzengelturm verlassen und befand sich nun auf einer belebten Straße. Doch statt langsamer zu werden, beschleunigte sie ihre Schritte. Beim Laufen holte sie ihr Handy aus der Hosentasche und drückte einen Alarmcode. »Brauche Hilfe, holt mich raus«, sie schnappte nach Luft, als sie Antwort bekam. »Standort wird gesendet.« Sie drückte einen bestimmten Knopf und aktivierte damit ein spezielles GPS-Widget– bis zur Deaktivierung würde es den Gildecomputern permanent ein Signal ihres Aufenthaltsortes senden. Denn sie konnte schlecht stehen bleiben. Wenn sie es tat, war das Spiel für sie aus.
    Sie hielt Ausschau nach einem Taxi, aber natürlich war keines in Sicht.
    Zwei Minuten später zerrte ein heftiges Verlangen an ihr, forschend, liebkosend. In ihrer Magengrube stellte sich ein angenehm warmes Gefühl ein. Sie boxte mit der Faust dagegen, holt tief Luft und drehte eine scharfe Linkskurve. Edle Warenhäuser rauschten an ihr vorüber, gefolgt von Zombie Den, dem Lieblingstreffpunkt von Vampiren und ihren Liebchen.
    Vor ihrem inneren Auge standen erneut die erotischen Szenen von der vergangenen Nacht.
    Opulent.
    Sinnlich.
    Verführerisch.
    Keine Huren, sondern Süchtige. Und das Schlimmste war, sie konnte ihnen noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Wenn es Raphael jemals gelingen sollte, sie ins Bett zu bekommen– keine Chance, denn bei der erstbesten Gelegenheit würde sie ihm die Eier abschneiden–, würde sie ihn wahrscheinlich für immer begehren. Wütend fuchtelte sie mit den Armen in der Luft herum und machte einen Bogen um einen Skateboarder.
    »Wo ist denn der Vampir?«, brüllte der Jugendliche und sprang aufgeregt von seinem Brett. »He, Alter…«
    Oh verdammt. Als sie über die Schulter zurückblickte, sah sie, dass Dmitri aufgeholt hatte. Der Blutfleck auf seinem T-Shirt sah aus wie eine scharlachrote Blume, doch sein Hals war unversehrt und sein hübsches Gesicht hatte er gesäubert. Sie warf den Kopf in den Nacken und stürzte sich in den Verkehr; lautes Gehupe und aufgeregtes Geschrei ertönten, als sie die Straße überquerte. Ein Tourist begann Fotos zu schießen. Toll. Wahrscheinlich bekam er sie gleich vor die Linse, wie sie von einem Vampir gebissen wurde und sich anschließend in ein wimmerndes, bettelndes Sexwesen verwandelte.
    Auf einmal hielt sie ihren Revolver in der Hand. Zwar war ihre bevorzugte Waffe das Messer,

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