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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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George Washington Bridge zu. »Wie lange sind Sie schon in Raphaels Diensten?«
    »Für eine Tote stellen Sie eine Menge Fragen.«
    »Was soll ich sagen? Ich sterbe eben lieber gut informiert.«
    Kurz hinter der Brücke kam es ihr so vor, als sei sie in Vermont. Überall Bäume, soweit das Auge reichte, dahinter versteckt, inmitten riesiger Grundstücke, lagen exklusive Villen, meist mit Blick auf die Klippen. Elena hatte gehört, dass einige der Auffahrten länger waren als manche Straße, und da sie die Häuser vom Wagen aus nicht sehen konnte, schien dies die Annahme zu bestätigen.
    Der Fahrer hielt vor einem reich verzierten schmiedeeisernen Tor und drückte einen Knopf am Armaturenbrett. Lautlos öffnete sich das Tor und strafte damit sein vorgebliches Alter Lügen. Elena hielt die Luft an, als sie in die Allee einbogen. Auf der Karte hieß diese Gegend Ford Lee und Palisade, aber selbst heute noch nannten die New Yorker es Engelsenklave. Elena kannte niemanden, der jemals einen Blick hinter die Pforten dieser prächtigen Anwesen geworfen hatte. Wenn es um ihr Heim ging, waren Engel sehr eigen.
    Die Auffahrt war in der Tat lang. Und erst nachdem sie eine Kurve gefahren waren, konnte sie an ihrem Ende das riesige Haus sehen. In elegantem Weiß, war es ganz augenscheinlich für geflügelte Wesen gebaut worden– der erste und zweite Stock trugen ringsherum Balkone. Zwar fiel das Dach schräg ab, aber nicht zu stark, um Engeln das Landen unmöglich zu machen. Große Fenster dominierten die Hausfront, und obwohl sie es nicht genau erkennen konnte, schien die linke Seite mit exquisiter Glasmalerei verziert. Doch von wahrer Pracht waren die unzähligen Rosenbüsche vor dem Haus, die erstaunlicherweise immer noch in voller Blüte standen. »Es sieht hier aus wie in einem Märchen.« In einem von der düsteren Sorte.
    Vor Lachen verschluckte der Fahrer sich fast. »Erwarten Sie dort drinnen etwa Elfen?« Er brachte den Wagen zum Stehen.
    »Ich bin eine geborene Jägerin. An Elfen habe ich nie geglaubt.« Sie stieg aus und schlug die Tür zu. »Kommen Sie mit rein?«
    »Nein.« Mit verschränkten Armen stand er gegen die Motorhaube gelehnt, seine verspiegelte Brille warf nur ihr eigenes Bild zurück. »Ich warte hier– es sei denn, Sie fangen an zu schreien. Das möchte ich dann aus nächster Nähe sehen.«
    »Erst Dmitri und jetzt auch noch Sie.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist es immer der Schmerz, der das Blut alter Vampire in Wallung bringt?«
    Diesmal entblößte er mit Absicht seine Reißzähne beim Lächeln. »Kommen Sie zu mir, kleine Jägerin, dann zeige ich es Ihnen.«
    Komm, kleine Jägerin. Koste.
    Kalte Schauer durchliefen sie und vertrieben alle Sonnenwärme. Ohne auf seine Provokation einzugehen, schnappte sie sich ihre Tasche und ging auf die Haustür zu, aus nicht allzu großer Ferne war das Gemurmel des Hudson River zu hören. Sie fragte sich, ob der Fluss wohl vom Haus aus zu sehen war oder ob die Bäume den Blick versperrten. Für ein Wesen mit Flügeln, das jederzeit aus der Luft eine perfekte Aussicht haben konnte, spielte das wahrscheinlich keine Rolle.
    Die Tür öffnete sich, noch bevor sie sie erreicht hatte.
    Diesmal empfing sie ein gewöhnlicher Vampir. Zwar kein ganzjunger, aber er war auch nicht so alt wie Dmitri oder der Fahrer.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen«, sagte er.
    Als sie seinen britischen Akzent hörte, blickte sie überrascht auf. »Sie klingen wie ein Butler.«
    »Ich bin ein Butler, Mylady.«
    Elena wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber einen Butler jedenfalls nicht. Schweigend folgte sie ihm durch einen glänzenden Farbenregen– die Sonne schien durch die bunten Glasfenster, die sie schon von draußen bewundert hatte– bis zu zwei mit Schnitzereien verzierten Flügeltüren. »Sie werden bereits in der Bibliothek erwartet. Wünschen Sie Tee oder Kaffee?«
    »Toll, ich will auch einen Butler.« Verlegen biss sie sich auf die Unterlippe. »Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie mir auch eine Kleinigkeit zu essen brächten? Ich bin am Verhungern.« Da sie das Frühstück wieder von sich gegeben hatte, hatte sie einen Bärenhunger.
    Zwar verzog der Butler keine Miene, doch sie hätte schwören können, dass er belustigt war. »Es wurden Vorbereitungen für ein kaltes Abendessen getroffen, das in der Bibliothek serviert wird.«
    »Dann nehme ich Kaffee. Vielen Dank.«
    »Zu Ihren Diensten, Mylady.« Er öffnete die Türen zur Bibliothek. »Ich kann Ihre Tasche auf Ihr

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