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Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Gilde der Jäger 01 - Engelskuss

Titel: Gilde der Jäger 01 - Engelskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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können.«
    Ihr war bewusst, dass sie keine andere Wahl hatte. »Wenn ich Nein sage, dann zwingst du mich einfach dazu, nicht wahr?«
    Dann folgte ein Moment, in dem nichts anderes zu hören war als das Rascheln des dürren Grases und das Flüstern von Flügeln, als andere Engel hinter ihnen landeten– wohl, um alle Spuren zu beseitigen.
    »Wir müssen Uram aufhalten.« Raphaels Gesicht war ruhig, ausdruckslos… und deshalb umso gefährlicher. »Würdest du nicht sagen, dass hier der Zweck alle Mittel heiligt?«
    »Nein.« Aber ihr Kopf füllte sich mit Bildern– eine Frau, deren Mund mit Organen vollgestopft war, die eigentlich in ihrem Körper hätten sein müssen, eine andere, deren Kopf auf ihrem Arm aufgespießt war, eine dritte, die sie aus leeren Augenhöhlen anstarrte. »Ich bin dabei.«
    »Komm.« Er streckte die Hand nach ihr aus.
    Sie ging auf ihn zu. »Tut mir leid, wenn ich nicht sehr gut rieche.« Ihre Wangen wurden heiß.
    Kraftvoll schloss er seine Arme um sie. »Du riechst nach Engelsstaub.« Und mit diesen Worten hob er vom Boden ab– und machte sie unsichtbar.
    Elena schloss die Augen. »Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen.«
    »Ich dachte, du fliegst gerne.«
    »Das meine ich nicht.« Sie hielt sich noch stärker fest und hoffte, dass sie ihre Stiefel gut zugebunden hatte. Schließlich wollte sie nicht aus Versehen jemandem damit den Schädel einschlagen. »Diese Unsichtbarkeitsmasche.«
    »Daran gewöhnt man sich mit der Zeit.«
    »Bist du nicht mit dieser Gabe geboren?« Sie kämpfte gegen ihr Zittern an, während sie höherstiegen.
    »Nein. Das kommt erst mit dem Alter.«
    Sie biss sich auf die Zunge, um nicht weiter in ihn zu dringen.
    »Übst du dich in Zurückhaltung, Elena?« Ein Anflug von Heiterkeit dämpfte seine Wut, die unter der Oberfläche brodelte.
    »Ich… ich…« Als ihre Zähne zu klappern begannen, schickte sie alle Zurückhaltung zum Teufel und kroch fast in ihn hinein, schlang die Beine um seine Taille. Er war so wunderbar warm. »Ich versuche nur, dir möglichst wenig Gründe zu geben, mich umzubringen.«
    Er wechselte seinen Griff, um sie besser halten zu können. »Warum sollte ich dich töten, wenn ich doch nur dein Gedächtnis löschen müsste?«
    »Ich möchte meine Erinnerungen nicht verlieren.« Selbst die schlechten nicht, denn sie hatten sie zu dem Menschen gemacht, der sie geworden war. Jetzt, heute, war sie eine andere Elena als die, die noch nie den Kuss eines Erzengels auf ihren Lippen gespürt hatte. »Lass mich nicht alles vergessen!«
    »Würdest du dein Leben für deine Erinnerungen eintauschen?«, fragte er sanft.
    Sie dachte darüber nach. »Ja«, sagte sie leise. »Lieber sterbe ich als Elena, als dass ich als Schatten weiterlebe.«
    »Wir sind gleich bei dir zu Hause.«
    Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und hielt nach ihrer Wohnung Ausschau. Das fehlende Fenster war durch eine durchsichtige Plane ersetzt worden, die allerdings nur sehr flüchtig befestigt war. Eine Seite flatterte im Wind. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Doch sie redete sich ein, dass das von dem schneidenden Wind kam.
    Raphael landete und ließ sie die Plane an der losen Stelle so weit öffnen, dass sie hindurchschlüpfen konnte. Sobald sie in der Wohnung war, machte sie das Loch von innen größer, und mit zusammengefalteten Flügeln trat er ein. Der Wind blies kräftig durch die Öffnung, während sie dastand und sich den Schaden besah– es brach ihr das Herz.
    Immer noch lagen die Scherben an Ort und Stelle. Genauso das Blut. Raphaels Blut. Ihr eigenes, als sie sich geschnitten hatte. Irgendwann musste ein heftiger Windstoß durch ihr Wohnzimmer gefegt sein, denn das Bücherregal war umgefallen und hatte dabei die Vase, die der im Schlafzimmer genau glich, zertrümmert. Auf dem Boden lagen Papiere herum, und die fleckigen Wände ließen ahnen, dass Böen Regenschauer in die Wohnung getrieben hatten, die die Einrichtung ruiniert hatten. Der Teppich fühlte sich feucht an, und es roch moderig.
    Zumindest war die Wohnungstür so repariert worden, dass sie vollständig schloss. Sie fragte sich, ob sie wohl von der anderen Seite mit Brettern vernagelt war, mit Nägeln, die man in ihr schönes Holz getrieben hatte.
    »Warte hier«, sagte sie und hob ihr Handy auf, das wie durch ein Wunder noch funktionierte. »Ich packe schnell meine Sachen.« Weder nach rechts noch nach links blickend, bahnte sie sich einen Weg durch die Scherben zum Schlafzimmer. »Kann ich hier noch

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