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Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Gilde der Jäger 02 - Engelszorn

Titel: Gilde der Jäger 02 - Engelszorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. Singh
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wurde ein Dolch der Gilde gefunden.«
    »Kleine Jägerin, kleine Jägerin, wo biiisst du?« Schauriger Singsang.
    Sie schlang die Arme um die angewinkelten Knie und zog den Kopf ein, versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Im Schrank roch es nach Blut. Dem Blut von Ari und Belle. An ihren Füßen, ihrem Haar, ihren Sachen.
    Geh weg, dachte sie, bitte, geh weg. Bitte, bitte, bitte … Wie ein Mantra betete sie es im Kopf. Wo war nur ihr Vater? Warum war er noch nicht zu Hause? Und warum war Mama nicht wie jeden Morgen in der Küche? Warum war dieses Monster hier?
    »Wo versteckst du dich nur, kleine Jägerin?« Die schlurfenden Schritte verstummten einen Moment lang. Kurz darauf erklang ein noch haarsträubenderes Geräusch – ein Schmatzen. »Deine Schwestern sind wirklich köstlich. Entschuldige mich kurz, aber ich muss noch einen Bissen nehmen.«
    Sie glaubte ihm kein Wort, Angst und eine wilde, ohnmächtige Wut stiegen in ihr hoch, und sie verharrte in ihrer Position.
    »Kluge kleine Jägerin.« Ein tiefer Atemzug, als würde er seine Lungen mit köstlicher frischer Luft füllen.
    Ihre eigene Nase brannte von dem stechenden Geruch eines Gewürzes, das sie nicht kannte, vermischt mit Ingwer … und einem reinen, goldenen Licht. Ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass dieses bösartige Wesen, dieses Monster nach einem Sommertag und einer warmen mütterlichen Umarmung roch. Nach Verwesung und Eiter müsste es riechen. Dieser Geruch war eine Beleidigung, fügte dem Schmerz in ihrem Herzen noch einen weiteren hinzu.
    Ari. Belle. Dahin.
    Nie wieder würden ihre Schwestern mit ihr über das glänzende Parkett der Küche tanzen. Sie stopfte sich die Faust in den Mund, um nicht laut loszuschluchzen. Belles Beine, diese wunderschönen Beine, waren so oft gebrochen worden, bis sie in einem völlig unnatürlichen Winkel dalagen. Und Ari … wie in einem Albtraum hatte sich das Monster an ihren Hals geschmiegt, bevor Elena den Mut fand, dem Befehl ihrer sterbenden Schwester zu folgen, wegzulaufen und sich zu verstecken. Aber das Blut, das Blut würde sie verraten.
    Sie lauschte, wartete. Er ging umher. Vielleicht war er nach oben gegangen, aber vor Angst rauschte ihr das Blut laut in den Ohren. Ihrem Gehör konnte sie nicht trauen, konnte nicht weglaufen. Jedenfalls nicht, solange er möglicherweise im Flur auf sie wartete. Dann war die Gelegenheit vorbei. Seine Schritte kamen näher.
    »Ich habe eine Üüüüüberraschung für dich.« Ein verstohlenes Kratzen an der Schranktür, der Türknauf wurde herausgerissen. Elena drückte sich in den hintersten Winkel, aber weiter ging es nicht.
    »Buh!« Ein einzelnes makellos braunes Auge starrte sie hinterlistig durch das Loch an, das der fehlende Knauf hinterlassen hatte. »Da bist du ja.«
    Sie stach mit der Stricknadel zu, die sie aus dem Wollkorb ihrer Mutter im Wohnzimmer genommen hatte, durchbohrte das Auge direkt in der Mitte. Eine Flüssigkeit spritzte ihr auf die Hand, aber das kümmerte sie nicht. Sein Schrei – schrill, durchdringend und voller Schmerzen – hingegen schon. Ein leises, grausames Lächeln umspielte ihre Lippen, dann stieß sie die Tür auf, und während er zurücktaumelte, stürzte sie an ihm vorbei, die Treppen hoch.
    Sie hätte nach draußen laufen sollen, um Hilfe zu holen. Aber sie sehnte sich nach ihrer Mutter, wollte sich unbedingt vergewissern, dass sie noch am Leben war, atmete. Elena bahnte sich ihren Weg ins elterliche Schlafzimmer, schloss die Tür hinter sich, drehte den Schlüssel im Schloss um. »Mama!«
    Keine Antwort.
    Aber als sie sich umsah, durchflutete sie ein Gefühl von Erleichterung. Ihre Mutter lag ja im Bett und schlief. Ihre roten Füße hinterließen Spuren auf dem Teppich, sie lief zu ihr und rüttelte sie sanft an der Schulter.
    Und dann sah sie den Knebel in ihrem Mund, die Messer, mit denen ihre Hand-und Fußgelenke auf die Matratze genagelt waren. »Mama!« Auch wenn ihre Unterlippe zitterte, machte Elena sich sogleich am Knebel zu schaffen. »Ich helfe dir. Ich helfe dir.«
    Mit schreckensweiten Augen starrte ihre Mutter sie an, und da begriff Elena sie als Warnung und drehte sich um.
    »Ungezogene kleine Jägerin.« Das Monster hielt ihr drohend den Schlafzimmerschlüssel hin, zog die Stricknadel heraus und schaute sie neugierig aus einem Auge an, während ihm aus dem anderen Blut über die Wange rann. »Meinst du, Mummy möchte ein Geschenk?«
    »Wach auf, Elena!«
    In einer einzigen Bewegung fuhr sie hoch und

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