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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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der ihr heute jedoch wie eine bedrohliche Masse erschien. Glanzlos hingen die Blätter unter einem Himmel, der sein Azurblau in den wenigen Minuten, die sie im Gebäude gewesen war, gegen ein schmutziges Grau eingetauscht hatte.
    Ohne ihre unausgesprochene Frage zu beantworten, erhob sich Raphael in die Luft, während sie Ignatius’ Spur durch den Wald folgte, wobei ihre Flügel an Ästen und dornigem Gestrüpp hängen blieben. Sie zuckte unter den unangenehmen Empfindungen zusammen und zog die Flügel noch enger an den Körper, ohne dabei ihr Vordringen in den Wald zu verlangsamen. An einem Punkt zögerte sie, weil sie glaubte, etwas hätte rechts von ihr an ihr gezupft, doch die Spur von Eichenlaub und Glas lag noch immer deutlich vor ihr.
    Sie schüttelte den Impuls, sich umzudrehen und nachzusehen, ab und verfolgte die Fährte weiter. Keine fünf Minuten später zeichnete sich Jasons schwarz geflügelte Gestalt vor dem bedrohlichen Dunkel des Waldes ab – er stand regungslos wie eine Statue da und hielt Wache bei einer Toten, die neben den ruhigen Wassern eines kleinen Teiches lag.
    Das Mädchen trug noch immer die Schuluniform, die völlig durchtränkt war. Die Bluse hätte weiß sein müssen. Jetzt war sie ekelhaft lachsrosa und in Fetzen gerissen, und ihr Körper würde ebenfalls in Fetzen gerissen sein, das wusste Elena. Sie rang das aufkommende Mitgefühl nieder, das sie aus der Fassung zu bringen drohte, und trat nicht näher an die Leiche heran – ihre Aufgabe war es, den Killer aufzuspüren und dafür zu sorgen, dass nicht noch ein Mädchen wie eine zerfetzte Lumpenpuppe an einem Teich enden würde, der eigentlich ein Ort zum Spielen sein sollte und kein makabres Bad mit dem Aroma von Tod und Schrecken.
    Du hattest recht, sandte sie an Raphael, er hat sich im Teich gewaschen und dadurch die Fährte gekappt. Aber an irgendeiner Stelle musste er herausgekommen sein. Also ließ sie Jason bei seiner stummen Wacht zurück und ging an den moosbewachsenen Steinen am Rand des Wassers entlang, das vom aufgewühlten Schlick – und anderen, dunkleren Dingen – trübe geworden war.
    Sie brauchte nur eine Minute, um ihn wiederzufinden. Seine Fährte war jetzt schwächer, war so lange mit Wasser bespült worden, bis nur noch das Eichenlaub übrig geblieben war, aber mehr brauchte sie auch nicht. Sie sog die frische Waldluft tief in ihre Lungen und rannte los, fest entschlossen, den Vampir zur Strecke zu bringen. Er war schnell, das erkannte sie beim ersten Blick auf die Spuren, die er in der vom Sturm der vergangenen Nacht noch feuchten Erde zurückgelassen hatte. Sie hingegen war nicht mehr so schnell und wendig wie früher und nicht daran gewöhnt, mit Flügeln zu rennen.
    Doch das erwies sich nicht als Nachteil, nicht heute. Der Vampir hatte sein Tempo nach etwa fünfhundert Metern verlangsamt, vermutlich hatte er angenommen, das Wasser habe seinen Geruch weggewaschen. Das wäre auch der Fall gewesen, wenn er sich ein bisschen mehr Mühe gegeben hätte. Andererseits hatte Raphael gesagt, das Mädchen habe ebenfalls im Wasser gelegen. Wahrscheinlich hatte der Mörder es mit hineingezerrt, weil er nicht aufhören konnte zu trinken.
    Im Endergebnis war das wenige Wasser des kleinen Teiches so stark mit Blut und Tod durchsetzt gewesen, dass es den Vampir nicht mehr von seinen scheußlichen Handlungen hatte reinwaschen können.
    Braves Mädchen , sagte sie in Gedanken zu dem Mädchen, das so reglos unter den mitternachtsschwarzen Flügeln lag. Du hast ein Zeichen auf dem Bastard hinterlassen, obwohl du schon tot warst. Mithilfe dieses Zeichens würde Elena ihn fassen.
    Nachdem sie eine halbe Stunde lang den verschlungenen Pfaden gefolgt war, auf denen der Vampir versucht hatte, seine Spur zu verwischen – was dafür sprach, dass er bei klarem Verstand gewesen war –, und die Sonne nun schwach und träge am Himmel hing, bekam sie die ersten Seitenstiche. »Verdammt !« Auch ohne von Raphaels sadistischem Waffenmeister Galen Prügel zu beziehen, wusste sie, dass sie nicht in Bestform für die Jagd war.
    Sie versuchte gerade, trotz der stechenden Schmerzen Luft zu bekommen, da sah sie den Schatten von Flügeln über den Boden gleiten und warf den Kopf hoch – um zu sehen, wie Raphael mit atemberaubender Geschwindigkeit auf einen Ort direkt hinter der Bergkuppe zuflog.
    Was siehst du, Erzengel?

4
    Sie erhielt keine Antwort, nur das schmerzhafte Stechen von Eiseskälte in ihren Adern.
    Zorn.
    Rein und grausam und

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