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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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machen. »Raphael, du siehst … « Grausam aus. Herzlos. »Was hast du vor ?«
    Seine Antwort war ernst. »Ein Vampir hat geglaubt, er könnte mich hintergehen. Jetzt muss ich ihn bestrafen .«
    Eisige Kälte kroch ihr den Rücken hinauf. Sie trat ganz nah an ihn heran, legte die Hand auf die Spitze seines Flügels und drückte ihn an sich. Sein Blick war der des Unsterblichen, der er war – und für den Gnade eine Schwäche war. »Willst du mich aufhalten, Elena ?« , fragte er tonlos, als sie ihn ansah.
    Sie breitete die Flügel aus, um am Rand des Daches das Gleichgewicht zu halten, und kniff die Augen zusammen. »Ich bin kein Unschuldsengel, und das weißt du verdammt gut .«
    Nachtschwarze Strähnen tanzten über sein Gesicht, denn der Wind war besitzergreifend wie ein Liebhaber in sein Haar gefahren. »Und doch stehst du mir im Weg .«
    »Ich weiß, dass du deine Vampire unter Kontrolle halten musst .« Jeder Jäger wusste, dass die So-gut-wie-Unsterblichen unter der ganz dünnen Oberfläche Raubtiere waren. Wenn man sie sich selbst überließ, würden sie Manhattan in eine karmesinrote Flut stürzen und in ein Schlachthaus verwandeln, in dem es kein Leben mehr gab. »Bei Verstößen musst du hart und schnell handeln, um dafür zu sorgen, dass sie sich nicht wiederholen .«
    Raphael sah sie mit der für ihn typischen stillen, distanzierten Geduld unverwandt an.
    Sie stieß ein frustriertes Knurren aus, das ganz tief aus ihrer Kehle kam, und packte das weiße Leinen seines Hemdes, um seinen Kopf zu sich herunterzuziehen. Sie wusste, dass sie ihn überrascht hatte, doch seine Hände schlossen sich fest um ihre Hüften, um zu verhindern, dass sie auf der Dachkante die Balance verlor.
    »Du « , sagte sie an seinen perfekt geformten Lippen, die ohne Vorwarnung so grausam werden konnten. »Du bist der, um den es mir geht. Bestrafe, wen du bestrafen musst, aber tu nichts, was so furchtbar ist, dass es dich in die Stille treibt .«
    Sie hatte ihn in diesem unmenschlichen, gefühllosen Zustand nicht wiedererkannt und befürchtete selbst jetzt noch, ihn darin zu verlieren. »Nur das nicht. Nie wieder, Raphael .«
    Ein Schaudern durchlief ihn, und er zog sie an den Hüften zu sich heran. »Du hältst mich auf der Erde, Elena .«
    Sie spürte seine warme Stärke an ihrem Bauch und biss sanft in seine Unterlippe, spürte Erleichterung wie einen Anflug von Regen. »Vergiss das nicht .« Sie ließ die Hand sinken, um mit dem Bernstein zu spielen, den er am Ringfinger der linken Hand trug, wobei sie ihm ebenso sanft in sein Kinn biss. »Du gehörst mir, Erzengel. Und ich kümmere mich um mein Eigentum .«
    Eine Stunde, nachdem er Elenas Flügeln in ihrem Wechselspiel aus Mitternacht und Morgendämmerung bei ihrem Aufbruch zur Gilde mit den Augen gefolgt war, wandte Raphael seine Aufmerksamkeit dem Vampir zu, der sich vor dem schwarzen Granit des Schreibtisches in einen Sessel verkrochen hatte, eine schwache, wimmernde Kreatur, die versucht hatte, einen Erzengel zu bestehlen. Wenn man von der Dummheit der Tat absah, sprach die Tatsache, dass er geglaubt hatte, einfach davonkommen zu können, für eine faule Stelle weit größeren Ausmaßes. Raphael beabsichtigte, diese faule Stelle noch vor Ende des Tages ausgemerzt zu haben.
    »Weißt du, was ich mit dir machen werde ?« , fragte er sanft von dem riesigen Fenster mit Blick über Manhattan aus, vor dem er stand. In den Jahrhunderten seiner Herrschaft hatte er viele von ihnen bestraft und hingerichtet, doch mit einem Betrug mitten im Herzen seines Territoriums hatte er nicht gerechnet, und das machte seinen Zorn so scharf wie die Schneide eines Messers.
    »Sire, ich habe nicht … ich … « Die gestammelten Worte sprudelten durcheinander zu einem unverständlichen Gebrabbel.
    Raphael ließ ihn weiterreden, bis ihm die Worte ausgegangen waren. »Nenne mir den Grund « , sagte er, wobei er sich umdrehte, um seine Jägerin am Himmel zu beobachten, wie es ihm zur Gewohnheit geworden war.
    Ein Schniefen, tiefes Luftholen. »Sie hat gesagt, Sie würden es nie erfahren .«
    Raphael wandte sich um und sah dem Vampir ins Gesicht. »Wer ?«
    Er rieb die Hände zwanghaft, als er antwortete: »Einer der Chefbuchhalter .«
    »Ich will einen Namen .« Wie tief reichte dieser Verrat?
    »Oleander Graves .«
    Raphael kannte jeden seiner höheren Mitarbeiter, doch dieser Name stand nicht auf der Liste.
    »Sie hat gesagt, Sie würden es niemals herausfinden « , heulte der Vampir wieder und

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