Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
bevor sie für das Ziehen einer Waffe einen Tadel kassierte.
Vivek lächelte, was sein Gesicht zum Strahlen brachte. Obwohl er zu dünn war und sich seine Knochen unter der Haut, die einen Ton dunkler als die von Venom war, scharf abzeichneten, war er ein gut aussehender Mann. Nur hatte er nie etwas daraus gemacht – solange sie ihn kannte, war er asexuell gewesen. Absichtlich, nahm sie an. »Also, was möchtest du mit meinen Flügeln anstellen ?«
FaltenaufseinerStirn.»Ichwolltedichfragen,obdusievonunsscannenlassenwürdest,damitwireinegenauereVorstellungvonihreminnerenAufbaubekommen,aber … daskönnteeuchangreifbarmachen .« MiteinerwinzigenKopfbewegungsetzteerdenRollstuhlinBewegungundrollteausdemBürohinausaufdieVeranda,diesichanderFrontseitedesGebäudeserstreckte.
Sie folgte ihm und lehnte sich neben ihm über das Geländer. »Stimmt .« Sie verschränkte die Arme und überdachte ihre Loyalitäten. »Mein Herz gehört ihm, V. Ich würde ihn niemals hintergehen .«
Vivek sah sie lange unverwandt an. »Ich habe mich immer gefragt, wer diesen Panzer durchbrechen würde – irgendwie logisch, dass es nur ein solch furchteinflößender Erzengel sein konnte .« Ein schiefes Grinsen grub Falten in sein Gesicht, er deutete mit dem Kopf in Richtung Büro. »Also … «
»Genau .« Vivek wusste mehr über die verzwickte Beziehung zu ihrer Familie als irgendjemand sonst – bis auf Sara. Vielleicht verstand er sie sogar noch besser, da er nach seinem Unfall selbst von seiner Familie verstoßen worden war.
Jetzt sah er hinaus auf die gepflasterte Einfahrt und die massiven Eisentore, die den Eingang der Gilde-Akademie bewachten. »Ich habe die Bilder der Überwachungskameras gesehen, bevor du gelandet bist. Dein Vater hat deine Schwestern hergefahren. Er sitzt draußen in seinem Mercedes .«
Elena spürte, wie sich ihre Schultern verspannten, es war eine instinktive Reaktion, eine, gegen die sie sich nicht wehren konnte. Ohne dass es ihr jemand sagen musste, wusste sie, dass Jeffrey Gwendolyns wegen hier war. Irgendwie hatte diese schöne Frau, die nie mehr als ein dekoratives Anhängsel gewesen war, den Willen gefunden, ihren unnachgiebigen Ehemann dazu zu zwingen, ihre Kinder zu unterstützen.
»Ich bin nicht stark genug. Vergebt mir, meine Kleinen .«
Die Erinnerung an die Stimme ihrer eigenen Mutter, die so starr vor Schmerz, so verloren geklungen hatte, verfing sich in ihren Gedanken und ließ sie die Hand zur Faust ballen. Im Gegensatz zu Gwendolyn war Marguerite nicht da gewesen, um sich für ihre Töchter gegen Jeffrey zu stellen, der sich langsam in einen Fremden verwandelt hatte. Andererseits hatte Gwendolyn auch nicht mit anhören müssen, wie zwei ihrer Töchter zu Tode gequält wurden, ohne dass sie ihnen zu Hilfe kommen konnte, weil ihr Arme und Beine gebrochen worden waren. Dieses Erlebnis hatte Elenas Mutter so traumatisiert, dass sie danach tagelang geschrien hatte.
»Ellie .«
Viveks scharfer Ton riss sie in die Gegenwart zurück. Sie richtete sich auf und sah zum Büro hinüber. »Wirst du auf sie aufpassen, Vivek ?« Gelähmt oder nicht, seine Augen hatte er überall. »Solange sie hier an der Akademie ist, wirst du auf sie aufpassen, nicht wahr, auf sie beide .«
»Darum musst du mich nicht bitten, das weißt du .« Sein Blick war feucht und dunkel vor Schmerz, als er sie wieder ansah. »Geht er jemals vorüber? Der Schmerz ?«
Ihre spontane Reaktion wäre »nein « gewesen, doch sie zögerte und dachte darüber nach. »Nein « , antwortete sie schließlich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Aber er kann … gedämpft werden, durch die Kraft anderer Gefühle .« Wie dem der blindwütigen Liebe, die eine Jägerin mit einem Erzengel verband.
»Hast du manchmal Angst? Dass dir alles genommen werden könnte ?« Schon wieder.
»Ja « , gab sie zu, weil er den Mut gehabt hatte zu fragen. »Aber ich bin kein hilfloses Kind mehr. Wenn Raphael mich aus irgendeinem Grund verlassen wollte, würde ich bis zu meinem letzten Atemzug um ihn kämpfen .« Denn er gehörte jetzt ihr.
Viveks Lächeln war schmal und ernst. »Ich hoffe, du schaffst es, Ellie. Für uns alle .«
Die Stille, die auf diesen innigen Wunsch folgte, wurde vom Klingeln ihres Handys unterbrochen. Nach einem Blick auf das Display sagte sie zu Vivek: »Es ist Sara .« Dann nahm sie ab. »Hey Chefin .«
»Ich habe eine Verstärkungsanforderung der Polizei erhalten .« Sara klang spröde, ihr »Direktorinnen-Tonfall « , wie
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