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Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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gleichen athletischen Anmut bewegt hatte wie beim Tanzen. Belle, deren Beine Slater in so viele Stücke gebrochen hatte, dass sie keines von beiden jemals wieder hätte tun können, selbst wenn sie überlebt hätte.
    »Könnte ein menschlicher Psychopath gewesen sein « – Santiagos tiefe Stimme riss sie in die Gegenwart zurück – »aber nach allem, was ich in meiner Laufbahn gesehen habe, habe ich gelernt, auf Nummer sicher zu gehen .«
    Elena folgte dem Geruch des Blutes vorsichtig den leichten Abhang hinunter bis fast zum Ufer. Sie hatte damit gerechnet, dass das Opfer durchnässt sein oder halb im Wasser liegen würde, doch das junge Mädchen lag trocken im hohen Gras in einer schattigen Ecke unter der Brücke. Trocken bis auf das Blut, das sie von Kopf bis Fuß bedeckte. Nur an wenigen Stellen schien die Haut durch, und diese war so blass, als sei sie aus Papier.
    Santiago, der den Abhang etwas weniger anmutig gemeistert hatte, weil seine schwarzen Slipper auf dem Gras rutschten, holte tief Luft. »Sie ist ja noch ein Kind .«
    Elenaversuchte,nichtdaranzudenken,wiejungdasMädchenwar,versuchteindernochunentwickeltenFigurdesOpfersnichtihreSchwesternBelleundArielzusehen.Eswarschwer.Mitihrendicken,dunklenHaarenunddemmitVergissmeinnichtbedrucktenSommerkleidsahsiewieeineheidnischeOpfergabeaus,wiesiedalagundvondenvomWindbewegten Grashalmengestreicheltwurde.DanndrehtederWind,trugdenGeruchvonTodherbeiundzerstörtedieIllusion.»Stimmt .«
    »Sind Sie bereit für Ihre Bluthund-Nummer ?«
    »Ja .« Ihre Arbeit gab ihr Halt. Sie sog die Luft tief ein – und runzelte die Stirn. »Ungewöhnlich viele vampirische Gerüche in der Umgebung .« Der ganze Abschnitt war mit so unterschiedlichen Noten wie Pappeln und Zitrone, bitterem schwarzen Tee mit Sprenkeln von Meersalz und klebrigen Toffee-Fäden durchtränkt. Doch das war nicht alles, was sie wahrnahm. Oh . »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das hier ist eine Art Fummelplatz .«
    Santiago hob den Kopf. »Hey Brent! Du schuldest mir ’nen Zehner !«
    »Ach Scheiße .«
    Elena spürte, wie ihre Mundwinkel zuckten. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich sofort. Wie konnte sie es wagen zu lächeln, wenn ein Mädchen tot vor ihr lag? Elena kämpfte gegen diese Stimme an – man musste sich irgendwie von Tatorten distanzieren, sonst fraßen sie einen auf, bis nichts mehr von einem übrig war. »Sie wetten jetzt auf mich ?«
    Santiago zwinkerte ihr zu. »Schon wieder so ein Frischling. Ist, wie einem Baby den Lolli zu klauen .« Er stützte die Hände auf die Hüften und schob seine Jacke zurück, wie es nur Männer taten, dann sagte er: »Hier draußen hängen viele junge Vampire mit ihren menschlichen Partnern herum. Wir haben ein Auge darauf, aber sie sind größtenteils harmlos – machen ein bisschen auf Party und, na ja, fummeln eben .«
    »Ah .« Elena fiel auf, dass sie nicht mehr in der Nähe so junger Vampire gewesen war, seit sie aus dem Koma aufgewacht war. »Das könnte ein Problem sein, es sei denn, der Täter – wenn es ein Vampir war – hat genug Spuren an ihr hinterlassen, dass ich seinen Geruch eindeutig herausfiltern kann .«
    Sie zog sich die Latexhandschuhe an, die sie in der Gilde-Akademie eingesteckt hatte – denn auch wenn sie gegen Krankheiten immun war, konnte sie sich etwas Schöneres vorstellen, als ihre Finger in Blut und andere Körperflüssigkeiten zu tauchen – und ging neben der Toten in die Hocke. Nur eine Tote. Kein junges Mädchen, das Vergissmeinnicht mochte und trotz der kühlen Nacht ein hübsches Sommerkleid trug. Nicht jemand mit den langen Beinen einer Tänzerin. »Kann ich sie anfassen ?« , fragte sie und rang darum, die emotionale Distanz aufrechtzuerhalten.
    »Nur zu. Ich habe das mit den Leuten von der Spurensicherung geklärt .«
    Das Gras kitzelte an der Unterseite ihrer Flügel, als sie sich mit einer Hand neben dem Kopf des Mädchens abstützte und sich vorbeugte, um an ihrem übel zugerichteten Hals zu schnuppern.
    Eisen. Alt. Trocken.
    Seife.
    Synthetisches Parfüm.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    Üppig, schwärmerisch, sinnlich, außergewöhnlich und mehr als einzigartig. »Schwarze Orchideen « , flüsterte sie, doch da war noch etwas … Sie war überzeugt gewesen, noch einen subtilen Unterton zu spüren, als Raphael und sie vor dem Haus von der Windbö getroffen worden waren, doch dieser Geruch hier war rein, so unfassbar rein. Das bewies allerdings gar nichts, wenn man berücksichtigte, dass ihre

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