Gilde der Jäger: Engelsblut (German Edition)
während er brannte. Das macht kein Mann, der bei Verstand ist .«
Elena atmete hörbar aus. »Ja. Gut möglich, dass er das war. Wenn Dmitri seinen Namen herausfindet, kann ich sein Apartment überprüfen, dort den Geruch aufnehmen und herausfinden, ob er überhaupt in dieser Gegend war .«
»Die Identifizierung könnte Wochen dauern, je nachdem, ob ihn jemand als vermisst meldet oder nicht – das Feuer hat den Körper in Asche verwandelt .« Er breitete die Flügel aus, und die Polizisten hinter ihnen erstarrten.
Elena konnte ihre Faszination gut verstehen. Sie hatte diese Flügel berührt, hatte diesen machtvollen Körper heiß und fordernd auf ihrem eigenen gespürt, und doch bekam sie ein Engegefühl in der Brust.
»Ich werde mit Jason sprechen « , sagte Raphael, der die Reaktion der Menschen nicht bemerkte, »damit er sich bei seinen Informanten nach anderen Morden erkundigt, die möglicherweise mit diesem in Verbindung stehen .« Er breitete die Flügel in ihrer ganzen atemberaubenden Spannweite aus und erhob sich in die Lüfte. Melde dich sofort, wenn du auch nur einen Hauch ihrer Anwesenheit spürst – sie wird dich zerschmettern, ohne sich etwas dabei zu denken, Elena.
Ich weiß. Mit diesen Worten ließ sie ihn ziehen. Von manchen Albträumen erholte man sich nicht an einem Tag, nicht einmal in einem Jahr, das wusste sie nur zu gut.
NachdiesemabscheulichenMord,demgrausigenSuiziddesmutmaßlichenMördersunddenAusbrüchenvonBrutalität,mitdenenElenainderStadtwillkommengeheißenwordenwar,stelltesievierTagespäterfastüberraschtfest,dassdiesefriedlichverlaufenwaren – auchwenndieserFriedenbiszumZerreißengespanntwar,weiljederaufdennächstenVorfallwartete.
Siebeschloss,demgeschenktenGaulnichtinsMaulzuschauen,undverbrachteeinigeZeitdesTagesdamit,weiterePflanzensowieeineAuswahlihreranderenSchätzeindenWintergartenzubringen.DiefiligrangeschnitzteMaskeausIndonesienbefestigtesieanderWandnebenderTür,dieKristallschalemitdenwinzigengläsernenSchmucksteinenausMuranostelltesieaufdenkleinenSchreibtisch,unddiebreiteBahnhandbestickterSeideausKaschmirhängtesiewieeinenGobelinandieWand.
Das golddurchwirkte Mitternachtsblau leuchtete im Sonnenlicht.
»Baust du ein Nest, Gildenjägerin ?« , hatte Raphael gefragt, als er am Abend zuvor im Türrahmen gelehnt hatte.
Sie war gerade dabei gewesen, ihre Bücher in einem traumhaft schönen Regal aus restauriertem alten Holz einzuordnen, das Montgomery für sie aufgetrieben hatte. Nun sah sie auf und war von seiner männlichen Ausstrahlung überwältigt, die gerade hier, wo es so ausgesprochen feminin war, besonders zur Geltung kam. »Das machen Jäger nun mal .« Sie hatte das Gefühl, dass dieser tief in ihr verwurzelte Sinn für ein gemütliches Heim in ihrem neuen Leben noch wichtiger sein würde. »Aber « , fügte sie hinzu, »das Nest hattest du bereits geschaffen .« Trotz seiner Größe war dieses Haus nicht mit der kalten Eleganz des Turms vergleichbar. Hier gab es Wärme und Schönheit, es war ein Ort, an dem sie sich ins Bett fallen lassen und in die Decken vergraben konnte.
»Und was ist das hier dann ?«
»Ich markiere einen Teil des Hauses als mein Revier .«
Eine kühle Pause. »Ich werde nicht zulassen, dass du etwas zwischen uns errichtest .«
Sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet und eine Antwort parat. »Ich brauche einen Ort, wo ich dir die Tür vor der Nase zuschlagen kann, wenn ich sauer bin. Ich bin ziemlich sicher, dass es uns beiden lieber ist, wenn dieser Ort hier ist und nicht woanders .«
»Und werde ich in diesen Teil des Nests eingeladen ?«
»Vielleicht .« Die Stichelei brachte ihr einen mäßig amüsierten Blick ein. Mit einem Lächeln griff sie nach einer kleinen Schachtel, die sie neben sich gestellt hatte. Sie hatte etwa die Größe eines Notizblocks. »Ich habe etwas für dich .«
Wie beim letzten Mal, als sie ihm ein Geschenkt gemacht hatte – der Ring, in dem das Feuer des Bernsteins brannte –, wirkte er ebenso überrascht wie erfreut. »Was schenkst du mir ?«
»Das ist für deine Suite im Turm .« Sie überreichte ihm die Schachtel und hoffte, dass er den Sinn verstehen würde.
Er öffnete sie und nahm ein Stück schwarzen Stein heraus, in dem Einlagerungen wie Gold glänzten. »Pyrit « , murmelte er, als er das Mineral erkannte, das im Sonnenlicht wie Feuer loderte. » Shokran , Elena .«
Sie sah, mit welcher Vorsicht er ihr Geschenk behandelte, und verliebte sich aufs Neue in ihn. »Es gibt noch einen zweiten
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