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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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geschwungen umfingen die Innenwände den zentralen Kern des Palasts.
    Aus einem prächtigen Kronleuchter ergoss sich gedämpftes, flackerndes Licht von der Decke. In den Kristallleuchtern steckten an die tausend Kerzen, von denen viele heruntergebrannt waren, andernfalls wäre das Licht heller und schärfer gewesen. »Eris hat sich nichts aus modernen Dingen gemacht?«, fragte er die Frau, die das Schlafzimmer vom Flur her betreten hatte.
    »Doch, aber er bevorzugte in seinen Privatgemächern Kerzenlicht.«
    Was bedeutete, dass er das untere Zimmer als Empfangsraum benutzt hatte. »Wie viele Besucher waren ihm gestattet?«
    »Das hing von Nehas Stimmung ab.« Eine Antwort, die viel über Eris’ Leben aussagte. »Niemals andere Frauen außer Neha und mir. Selbst die Dienerschaft, die in diesem Palast arbeitete, war ausschließlich männlich.«
    Für einen Mann, der so beliebt bei den Damen gewesen war, musste das der Amputation eines Körperteils gleichgekommen sein. »Glauben Sie, dass diese Regel überwacht wurde?«
    »Ich glaube nicht, dass Eris den Wunsch verspürte, Neha noch mehr zu verärgern.«
    Das beantwortete die Frage nicht, und die Art, wie Mahiya beim Sprechen unauffällig das Gesicht aus dem Licht drehte, verriet Jason, dass sie mehr wusste, als sie sagte.
    Der heimliche Jäger in Jason war jetzt hellwach.

6
    »Die Katze«, murmelte er, während er sich mit der Frage nach Mahiyas wahrer Loyalität beschäftigte, »lässt das Mausen nicht, sagt man.« Wenn es um Frauen und Sex ging, war Eris nie besonders erfolgreich in Sachen Entsagung gewesen.
    Eine Eroberung blickte bewundernd zu dem Gesicht des goldenen Gottes auf, den sie in Nehas Gemahl sah; in ihren Augen loderte unterdrücktes Verlangen.
    Diese konkrete Szene hatte Jason auf einem Ball beobachtet, den der Erzengel Uram etwa anderthalb Jahrhunderte nach Nehas Hochzeit gegeben hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er es der männlichen Eitelkeit zugeschrieben, dass Eris dieses Lächeln, in dem eine sinnliche Einladung lag, erwidert hatte. Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, er würde eine solche Einladung tatsächlich annehmen.
    Und doch waren für Eris’ Ego so viele Streicheleinheiten nötig gewesen, dass er mit der Schwester der Frau, die zu ehren er gelobte, ein Kind gezeugt hatte. Jason verfiel gar nicht auf den Gedanken, Eris habe Nivriti geliebt – der Mann war ein Narzisst gewesen, dem niemand außer ihm selbst etwas bedeutet hatte. Und er hatte trotz dieses Vergehens überlebt. Was hätte einen solchen Mann davon abhalten sollen, abermals ein Risiko einzugehen und sich in den Wänden seines luxuriösen Gefängnisses eine Geliebte zu halten?
    »Raus damit.« Er sah Mahiya fest in die Augen. »Hatte Eris eine Geliebte?«
    Mahiya war seiner vorherigen Frage ausgewichen; viel zu spät hatte sie erkannt, dass das Wissen und die Neugierde, die sie ihm offenbart hatte, nicht zu der Frau passten, die sie zu sein vorgab. Ihre einzige Entschuldigung für dieses beispiellose Versagen war ihre Überraschung. Es war allzu verblüffend gewesen, mit jemandem zu sprechen, der sie ohne Verurteilung oder Mitleid ansah und der ihr nicht Dummheit unterstellte, nur weil sie es vorzog zu schweigen … dabei war es nur natürlich, dass er es nicht tat. Jason war selbst jemand, der seine Zunge hütete, und doch hatte sie nicht den geringsten Zweifel daran, dass sein Verstand scharf wie eine Pfeilspitze war.
    Als sie jetzt in das tiefe, undurchdringliche Braun seiner Augen blickte, die bis in ihr Innerstes zu sehen schienen, wusste sie, dass es zu spät war, die Maske wieder aufzusetzen.
    Jason hatte sie bereits erkannt.
    Es versetzte sie in eine eigenartige Hochstimmung, ihr wahres Gesicht zu zeigen. »Ich habe keinen Beweis für seine Untreue«, sagte sie, »aber manchmal, zu später Stunde, habe ich einen ganz bestimmten Moschusgeruch in der Luft wahrgenommen.« Solche Dinge durfte eine Frau über ihren Vater eigentlich nicht wissen, aber Eris’ Väterlichkeit hatte sich auf die Blutsverwandtschaft beschränkt.
    »Sie haben Neha nichts davon gesagt.« Das war keine Frage.
    Mahiya hielt seinem dunklen, messerscharfen Blick stand. »Ich wollte nicht die Überbringerin solcher Nachrichten sein.« Neha hätte sie dafür zu Boden gestreckt und ihrem Leben ein Ende gemacht. »Sie dürfen es gern versuchen.«
    Seine Antwort auf diese Herausforderung war gelassen. »Warten wir ab, ob es sich als notwendig erweist.«
    Während Mahiya beobachtete, wie Jason jeden

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