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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Und das schon, seit sie von der Schule in der Zufluchtsstätte zurückgekehrt war; aber ein Zuhause war es nicht und würde es niemals sein.
    Bald , versprach sie sich, bald werde ich ein Zuhause haben, wo ich sicher bin, befreit von Nehas bitterem Hass und dem Schatten eines Vaters, der die Bedeutung des Wortes Treue nicht kannte.
    In einer Geste der Unterwürfigkeit senkte sie den Kopf, damit Jason nicht zu viel sah. »Ich werde Ihnen Ihr Zimmer zeigen.«
    Er folgte ihr die Treppe hinauf in ein geräumiges Zimmer, dessen Fenster auf den Innenhof hinauswiesen. Früher hatte sie dieses Zimmer mit Arav geteilt, von dem sie geglaubt hatte, er würde sie lieben. In ihrem verzweifelten Sehnen nach Glück hatte sie die Wahrheit nicht sehen wollen, bis sie ihr ins Gesicht geschlagen wurde.
    »Du warst ein äußerst amüsanter Zeitvertreib.« Ein Lachen, ein herablassendes Tätscheln der Wange, weil sie so verblüfft aussah. »Und sehr reizend. Aber Neha hat meinen Gebietsvorschlag genehmigt, und ich fürchte, ich muss in meine Ländereien zurückkehren und aufhören, mich mit dir zu vergnügen.«
    Dieses herzzerreißend junge, naive Mädchen gab es nicht mehr, aber Mahiya wehrte sich dagegen, sich von dem Gift in Nehas Hass anstecken zu lassen – sie wusste nur zu gut, dass Arav sie nur benutzt hatte, weil er geahnt hatte, dass ihr Kummer den Erzengel erfreuen würde. Das war ein Schandfleck auf seiner Ehre und sagte nichts über Mahiyas eigene aus. Sie würde ganz gewiss wieder lieben, und sie würde es von ganzem Herzen tun. Sie würde ihr Leben im strahlenden Licht von Hoffnung und Freude verbringen.
    »Brauchen Sie noch etwas?«, fragte sie den Meisterspion, von dem ihr weiblicher Instinkt ihr sagte, dass er ihr wesentlich gefährlicher werden konnte, als Arav es je gewesen war.
    »Nein.«
    Sie trat zurück, zog die hölzerne Tür hinter sich zu und ging schnell in ihr eigenes Zimmer, das direkt neben dem seinen lag. Aber sie wusste, dass sie zu spät kommen würde, und sie behielt recht. Als sie die Tür zu ihrem gemeinsamen Balkon öffnete, war Raphaels Meisterspion bereits in dem grauen Zwielicht verschwunden, das als erster Vorbote das Ende der Nacht ankündigte.
    Auf den kühlen Luftströmungen in der Stunde vor Morgengrauen glitt Jason dahin, ehe er sanft auf einer der Mauern der schwer bewehrten Bergfestung landete, die oberhalb der Erzengelsfestung lag und als dessen Erweiterung angelegt war. An diesem Ort wohnte ein beträchtlicher Teil von Nehas Engelsgarde. Von den starken Mauern aus betrachtet, wirkte die Erzengelfestung wie eine große, schlafende Dame, auch wenn die vereinzelt in den Fenstern brennenden Lichter verrieten, dass dieser Ort niemals ganz die Augen schloss. Und so sollte es sein. Auch der Turm in New York schlief nie.
    In diesem Moment sah er einen Engel in der unteren Festung zur Landung ansetzen. Anhand der Art, wie er sich mit zwei einfachen Aufwärtsschlägen abrupt abbremste, ordnete Jason ihn als einen der Wehrposten ein. Diese Garde bestand nicht ausschließlich aus Engeln – Neha hatte in allen Positionen auch eine gewisse Quote von Vampiren besetzt, um nicht voreingenommen zu wirken, was man ihr als Schwäche hätte auslegen können.
    Wenn der Erzengel überhaupt eine Schwäche gehabt hatte, waren es Anoushka und Eris gewesen.
    Aus seiner Tasche holte er den kleinen Gegenstand, den er heimlich eingestecken konnte, als er Mahiya den schweren Goldring übergeben hatte. Genau zu diesem Zweck hatte er den Herrenring mitgenommen, obwohl er eigentlich nicht erwartet hätte, dass sie die Bewegung registrieren würde. Noch etwas für die stetig wachsende Akte, die er in seinem Kopf über diese Prinzessin angelegt hatte. Ihre Augen sahen zu viel für eine Frau, die ihr ganzes Erwachsenenleben lang zwischen prächtigen Palastmauern eingesperrt gewesen war. Jetzt untersuchte er mithilfe seiner außergewöhnlich guten Nachtsicht den Fund, den er nicht zurückgegeben hatte.

7
    Dem Aussehen nach gehörte der Ring einer Frau; ein Opal, eingefasst in feine, ineinander verflochtene Goldstränge. Von seinem femininen Design ganz abgesehen, war der Ring zu klein, um auch nur an den kleinen Finger von Eris’ Hand gepasst zu haben. Auch Neha konnte er nicht gehören, denn es war bekannt, dass sie Opale für ein schlechtes Omen hielt und deshalb ablehnte.
    Mahiyas Ringfinger … ja, da würde er passen. Dennoch hatte er das Gefühl, dass die Prinzessin keinen Opal als Schmuckstein wählen würde.

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