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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Zentimeter des Palasts erkundete, der Eris’ Zuhause gewesen war, verwandelte sich das Hochgefühl in ihrem Blut allmählich in Eis. Sie hatte Jasons Ruf gekannt, aber erst jetzt, seitdem sie seine gründliche, peinlich genaue Suche miterlebte, erkannte sie die wahre Ausprägung seiner Gabe, seiner Hingabe. Und sie begriff, dass sie keinen ihrer Pläne würde umsetzen können, wenn er diese Fähigkeiten in Nehas Dienste stellte.
    Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie einen Schauer, als ihr bewusst wurde, dass der Sand seit eben schneller durch das Stundenglas rieselte. Die Sieben galten als unangreifbare Einheit und immun gegen Abwerbungen seitens anderer Kadermitglieder. Aber das Funkeln, das in Nehas Augen gelegen hatte, ließ darauf schließen, dass sie ein Ass im Ärmel hatte. Wenn das der Fall war … dann musste Mahiya samt ihrer verräterischen Absicht lange verschwunden sein, bevor Jason das Angebot des Erzengels annahm.
    Ihr Herz schlug heftig gegen ihre Rippen, als sie diese Gedanken hinter eine Tür sperrte, um sich nicht zu verraten. Sie folgte Jason in ein Badegelass, das unter der Ebene des Empfangsbereiches lag. Aus dem klaren Wasser stiegen Dampfschwaden auf. »Jemand hätte das abschalten sollen«, sagte sie, als sie spürte, wie sich die feinen Haare in ihrem Nacken durch die Feuchtigkeit kräuselten. »Ich werde mich darum kümmern, wenn wir gehen.«
    Ohne darauf einzugehen, begann Jason an den Rändern des Badebeckens entlangzugehen, das groß genug war, um mindestens fünf erwachsene Engel zu fassen. Das antik gestaltete Gelass war bei den Umbauarbeiten für Eris’ Einkerkerung eingerichtet worden, und er hatte es reichlich genutzt. Sehr häufig, wenn Neha sie hergeschickt hatte, um nachzusehen, ob er irgendetwas brauchte, hatte Mahiya ihn faulenzend im Bad vorgefunden.
    »Hat Neha dir noch nicht die Kehle aufgeschlitzt?« Ein gelangweiltes Seufzen. Mit ausgebreiteten Flügeln lehnte er am Beckenrand und hatte die Arme auf den bemalten Fliesen ausgestreckt, die per Engelskurier aus Italien importiert worden waren. »Wie bedauerlich.«
    Der Stachel der Erinnerung lenkte sie nicht so sehr ab, dass sie Jasons unauffällige Handbewegung nicht bemerkt hätte, mit der er etwas in seine Tasche verschwinden ließ. »Was ist das?«
    Weder Überraschung noch Schuldbewusstsein auf seinem Gesicht. »Ich nehme an, der hier gehörte Eris?«, fragte er, indem er den Gegenstand wieder hervorholte.
    Sie trat näher an ihn heran und betrachtete den breiten goldenen Ring, in den ein Tansanit eingelassen war. Dabei war sie sich der bedrohlichen, durchdringenden Intensität bewusst, mit der die Augen des Meisterspions sie musterten. »Ja.« Nur die jahrhundertelange Übung verhinderte, dass ihre Stimme unter dem ruhigen, unerbittlichen Druck brach. »Es war nicht eines seiner Lieblingsstücke. Gut möglich also, dass er ihn hier vergessen hat.«
    Jason legte ihn in ihre Hand. »Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich stehle.«
    Mahiya spürte, wie sich ihre Wangen bei diesen freundlichen und doch todbringenden Worten verfärbten. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte nichts in dieser Richtung andeuten.« Was sie hatte andeuten wollen, war, dass er etwas vor ihr verbarg. Denn das konnte sie nicht zulassen.
    »Sieh sie dir nur an, Eris. Sie hat die Augen deines Vaters – sie sind so einzigartig.«
    Es waren Nehas Worte gewesen, ein giftiges Raunen, als Eris ein Jahrhundert zuvor ihren Zorn erregt hatte. Damals war Mahiya sich des einzigen Grundes für ihr Weiterleben bereits deutlich bewusst gewesen. Doch jetzt war Eris ein Leichnam und konnte nicht mehr mit dem schartigen Messer gefoltert werden, das die Gegenwart seines unehelichen Kindes für ihn bedeutete. Und Nivriti lag tot in einem vergessenen Grab, ihr Leib war längst zu Staub zerfallen, ihre Knochen verblichen.
    Jetzt gab es nur noch eine Person, die bei Mahiyas bloßem Anblick Qualen litt … Neha.
    Mahiya musste so lange wie möglich verhindern, dass der Erzengel sich dieser Tatsache wieder bewusst wurde. Sie war fast so weit, dass sie die Festung verlassen konnte. Fast . Aber fast reichte nicht aus, wenn man von einem Erzengel mit einem Ingrimm gehasst wurde, der seit drei Jahrhunderten andauerte und einer beißenden, in Gift getauchten Flamme glich. Im Moment diente Mahiya einzig und allein dem Zweck, Jason im Auge zu behalten. Wenn sie jedoch bei dieser Aufgabe versagte, würde sie ihrer Mutter unter der Erde Gesellschaft

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