Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
Blut von Jahrhunderten klebte.
    Jason traf Mahiya im Hof unter der Terrasse an, und ohne mit ihr über sein Anliegen gesprochen zu haben, sagte sie: »Die meisten Hofdamen versammeln sich gerade in ihrem privaten Garten. Ich würde jedoch empfehlen, einzeln mit ihnen zu sprechen.«
    »Einverstanden. Es könnte sich jedoch als nützlich erweisen, ihr Verhalten in der Gruppe zu beobachten.«
    »Hier entlang.« Sie wandte sich nach links, wobei ihre mintgrüne Tunika kleine Wellen auf ihrer Haut schlug. »In einer so kleinen Stadt, wie diese Festung eine ist, verbreiten sich Neuigkeiten schnell«, sagte sie. Es war die Antwort auf eine Frage, die er nicht ausgesprochen hatte. »Von Shabnams Leiche wusste ich schon fünf Minuten nach der Entdeckung durch den Wachmann.« Während sie die Brosche richtete, die den langen weißen Schal ordentlich an ihrer linken Schulter befestigte, warf sie ihm einen abschätzenden Blick zu. »Er sagt, du seist nur Sekunden später eingetroffen. Aus dem Himmel gefallen wie ein schwarzer Pfeil.«
    »Glaubst du, ich habe Shabnam getötet?« Er wusste, dass er zu einem Mord fähig wäre, wenn er jemals einen Angehörigen zu beschützen hatte. Aber das war natürlich eine rein theoretische Überlegung.
    »Nein.« Die Antwort kam viel energischer, als er erwartet hatte. »Trotzdem fragen sich alle, woher du es wusstest.«
    Der Wind hatte einen Namen geflüstert und ihn in eine bestimmte Richtung geführt. Aber ein solches Geheimnis konnte er dieser Prinzessin nicht anvertrauen, denn sie sah Dinge, die sie eigentlich nicht sehen dürfte … und sie weckte in ihm die unmögliche Vorstellung, jeden Tag so zu Hause empfangen zu werden wie gestern Abend. »Ich bin über die Festung geflogen, und da sah ich den Wachmann in Panik davonlaufen. Es war nicht schwierig, hinunterzusegeln und herauszufinden, aus welchem Grund er das tat.«
    Mahiya hob eine Augenbraue, sagte jedoch nichts, und eine Minute später schritten sie durch einen der kühlen Gänge im Innern der Festung, bis sie in der Nähe der Gärten herauskamen, die in eine Überfülle von duftenden Blüten getaucht waren. In einer Ecke standen fünf Frauen beieinander – Blumen einer anderen Art. Als Mahiya aus dem Gang heraustreten wollte, hielt Jason sie an ihrem seidig warmen Arm zurück. Ihr Duft streichelte seine Sinne. »Warte.«
    »Die Körpersprache ist interessant, nicht wahr?« Mahiyas leiser Kommentar spiegelte seine eigenen Gedanken wider, und als sie sich zu ihm hinüberbeugte, damit er sie besser hören konnte, streifte ihr Flügel den seinen.
    Er wich nicht zurück. »Sehr.«
    Die größte der Damen, ein Engel, stand so, dass sie keine der anderen direkt ansah. Ein anderer Engel, dessen Flügel rostbraun wie die eines Spatzen gefärbt waren, hielt sich mit kraftloser Verzweiflung an einer Sylphe von einer Vampirin fest, als wüsste sie nicht, ob ihre Beine sie tragen würden, während ein dunkeläugiger Engel und eine Vampirin mit blasser Haut sich die feuchten Augen mit Spitzentaschentüchern tupften.
    »Der Spatz«, murmelte er, »sie trauert wirklich.« Der Rest spielte Theater.
    »Ja.« Mitleid lag in diesem einen, weichen Wort. »Shabnam und sie waren gleichzeitig in ihre Positionen eingeführt worden, und anstatt um Nehas Aufmerksamkeit zu wetteifern, wurden sie Freundinnen, die sich gegenseitig durch die politischen Ränke halfen.«
    »Warum sollte es politische Intrigen geben? Sie bekleiden die gleiche exklusive Position.«
    Mahiya warf ihm unter zusammengezogenen Brauen einen Blick zu. »Machst du Witze?«
    Das hatte Jason noch niemand unterstellt, nicht einmal der unbezähmbare Illium. »So merkwürdig das auch erscheinen mag«, sagte er, »aber für mich gab es bisher keinen Anlass, die internen Mechanismen in einer Gruppe von Hofdamen kennenzulernen.« Er hatte Agenten, die sich auf diesem Schauplatz wesentlich besser auskannten und ihn mit allen nötigen Informationen aus den entsprechenden Bereichen versorgten.
    »Eine Hofdame steht in einer speziellen Verbindung zu Neha.« Mahiya schien beschlossen zu haben, ihn beim Wort zu nehmen, obwohl das Misstrauen in ihren Augen nicht vollständig verschwand – und aus irgendeinem Grund wärmte ihn daraufhin eine stille Heiterkeit von innen. »Keine von ihnen wäre so dumm, ihre Position zu riskieren, indem sie direkt um etwas bäte. Aber gelegentlich, wenn Neha eine Dame besonders bevorzugt, gewährt sie ihr eine Gunst.«
    Selbst ein kleiner Gefallen von einem Erzengel,

Weitere Kostenlose Bücher