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Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition)

Titel: Gilde der Jäger: Engelsdunkel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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zu streichen.
    Diese entwand sich der Berührung und rechnete damit, für ihre Dreistigkeit zu Asche verbrannt zu werden, doch Lijuan lächelte nur. »Zu schade, dass ich dich nicht in meine Sammlung aufnehmen kann. Ich bringe dich lieber zu Neha zurück. Ich werde mich einfach gedulden und sie bitten, dich mir zu überlassen, wenn du tot bist. Eine solche Schönheit möchte ich nicht der Verwesung überlassen.«
    Eine Nacht und einen Tag.
    So viel Zeit hatte Mahiya in Lijuans Festung zugebracht, und noch heute ließ ihr der Gedanke an diese albtraumhaften Stunden das Mark in den Knochen gefrieren. »Vanhi«, sagte sie, als sie ihre Gedanken gezwungen hatte, wieder in die Gegenwart zurückzukehren, »was denkst du über Aravs Tod?«
    »Vielleicht hat dieses Stück Elefantendung jemanden beleidigt, oder vielleicht war er einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort.« Vanhi zuckte die Schultern und griff nach einem Sari, den Mahiya zum Lüften nach draußen gelegt hatte.
    Mahiya ging zu ihr hinüber und fasste das andere Ende des glatten Stoffes, um ihn gemeinsam mit Vanhi zusammenzufalten. »Ich weiß nicht. Das alles wirkt irgendwie so kalkuliert.«
    »Ich sage dir eines, Mahiya, mein Kind.« In ernsthaftem Ton. »Spiele sind eine Sache. Aber sie mit Neha zu treiben?« Kopfschüttelnd hob sie die Hand, um mit den Fingern ein uraltes Zeichen in die Luft zu malen, das das Böse abhalten sollte. »Daraus kann nur Schlechtes entstehen.«
    Richtig.
    Eine halbe Stunde nachdem Vanhi gegangen war, wollte Mahiya den Palast verlassen und traf auf der Treppe zu ihren Gemächern einen unerwarteten Besucher. »Venom.«
    Ein ruhiges, charmantes Lächeln. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen, in deren verspiegelten Gläsern Mahiya ihr eigenes Gesicht sah. In schwarzer Hose zu weißem Hemd, die feuchten Haare säuberlich gekämmt, wirkte er wie einer der gefährlicheren Höflinge – die genug Köpfchen besaßen, um Pläne und Verschwörungen auszuhecken.
    »Lady Mahiya.«
    »Mahiya genügt.« Sie sog das Licht der Morgensonne in sich auf. Der Himmel war so klar und blau, dass die Vorstellung, er könnte schon bald Zeuge weiteren Blutvergießens werden, geradezu obszön erschien. »Wenn du Jason suchst, der ist nicht hier.« Da Neha seine Befugnisse ausgeweitet hatte, war Mahiya nicht mehr dafür zuständig, die Spionin zu spielen und über seine Aktivitäten zu berichten.
    »Jason.« Sie trat auf den Balkon hinaus und musste sich zwingen, ihn jetzt, da die Nacht vorüber war, nicht anzufassen und nicht zu versuchen, Besitzrechte anzumelden. Das wäre so töricht, als wollte man einen Sturm besitzen. »Möchtest du frühstücken, bevor du gehst?«
    »Nein, ich muss pünktlich bei einem Treffen sein.« Er breitete die Flügel aus, dann zögerte er. »Wir sehen uns, wenn ich zurückkomme.«
    Vielleicht war es dumm von ihr, aber es bedeutete ihr viel, dass ihr Meisterspion, der stets allein seiner Wege ging, bei ihr geklopft hatte, anstatt einfach in den heraufdämmernden Morgen zu verschwinden.
    »Ich hätte vorher anrufen sollen.« Venoms Stimme durchbrach ihre Erinnerung. Sein Lächeln war das eines Mannes, der wusste, wie man Frauen schmeichelte und betörte. »Darf ich dir auf dem Weg zu deinem nächsten Ziel meine Begleitung anbieten?«
    Sein spielerisches Flirten entlockte ihr ein Lächeln. »Ich gehe zu Neha.«
    »Zu ihrem Thronsaal?«
    »Nein.« Mahiya runzelte die Stirn. »In der Nachricht steht, ich solle in die Nähe der Bergfestung kommen.« Sie sah zu der spartanisch aussehenden Festung hinauf, die oberhalb der Erzengelfestung lag. Sie stand ganz allein da, und niemand war dort in Hörweite, bis auf Nehas Soldaten – die nichts sehen oder unternehmen würden, sollte der Erzengel beschließen, dieses Ärgernis, das uneheliche Kind ihres Gemahls, aus der Welt zu schaffen.
    Genau genommen war das kein großer Unterschied zu dieser Festung. Bis darauf … dass Jason hier war.
    Nein, ermahnte sie sich streng, sie durfte nicht anfangen, Hoffnungen aus dem Nichts zu spinnen, nur weil diese düstere Sinnlichkeit sie tief im Inneren gezeichnet hatte. »Wie du siehst«, sagte sie zu Venom, »muss ich dich hier zurücklassen.«
    Der Vampir runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass die Nachricht von Neha stammt? Ich habe sie erst vor Kurzem in Richtung Stadt fliegen sehen.«
    »Ja. Sie will mich bei der Tempelruine direkt vor den Mauern der Festung treffen.« Da ihr jedoch bei der unerwarteten Wahl des

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