Gildenhaus Thendara - 7
darauf anspielst, sie könne seine Konkubine sein”, erklärte Camilla kalt. „Sie ist eine Entsagende.” „Vielleicht ist sie einfach seine Freundin”, warf Magda ein. Die anderen sahen sie skeptisch an, aber Magda hatte zwischen dem ComynAristokraten - was waren die Comyn eigentlich? - und der Entsagenden eine Zwanglosigkeit, eine Form der Gleichberechtigung wahrgenommen, wie sie sie auf Darkover zwischen Mann und Frau noch nicht erlebt hatte. Jemand rief von einem anderen Feuer herüber: „Mestra’in, wir haben gehört, daß eine Musikerin unter euch ist. Wollt Ihr bitte kommen und für uns spielen und singen? Wir haben für unsere Musik schwer gearbeitet” Rafaella kramte in den Traglasten der Pferde. Magda hatte nicht gewußt, daß sie ihre kleine R ryl mitgenommen hatte. „Spielen will ich gern für euch, aber meine Kehle ist so rauh vom Rauch, daß ich nur krächzen könnte. Wer noch Atem zum Singen hat, mag es tun.”
Sie ging zu dem zweiten Feuer hinüber. Camilla erklärte: „Aus Neskaya ist eine neue Gruppe von Männern geschickt worden, die an der Schneise arbeiten. Deshalb haben die anderen heute abend
im Lager ein wenig Muße, obwohl wir alle gerufen werden können, wenn wieder etwas passiert wie heute Nachmittag”
Magda lag ruhig da und hörte den Klängen der Rryl zu. Zwei oder drei der Entsagenden hatten Rafaella begleitet, aber Camilla blieb in Magdas Nähe, falls sie etwas brauchen sollte. Magda schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Die ältere Frau hatte den ganzen Tag schwer, zu schwer gearbeitet, und sie machte sich Sorgen um sie. Aber sie wußte, es war sinnlos, Camilla zu bitten, sich morgen nicht so zu verausgaben. Stille hatte sich auf das Lager herabgesenkt. Rafaella war zurückgekehrt und hatte ihre Decken neben denen Keithas ausgebreitet. Da entstand Unruhe, Fackeln loderten, Hufe klapperten. Von fern hörte Magda die Stimmen Damon Ridenows und anderer Leute. Im Mittelpunkt des Lagers wurde es laut, und mehrere Reiter stiegen von ihren Pferden. Magda setzte sich hoch und sah sie sich an. Es waren Männer und Frauen in langen, bunten Mänteln, einige im Blau und Silber der Hasturs, andere in Grün und Schwarz, wie es die Kadetten der Stadtgarde trugen. Camilla war auch aufgewacht und sagte: „Altons von Armida, ja…”
„Die leronyn aus dem Türm”, meinte jemand.
„Vielleicht bekommen sie das Feuer jetzt unter Kontrolle”, kam eine weitere Stimme aus der Dunkelheit. „Wenn sie die Wolken zusammengezogen haben, können sie es regnen lassen und den Brand löschen…”
Magda erkannte den großen Mann, den man Ann’dra nannte, Lord Dämon und eine schlanke Frau, deren Haar wie Kupfer unter der blau-silbernen Kapuze hervorleuchtete. Die Frau hielt rasch Umschau und kam zu dem Feuer, um das die Entsagenden lagerten.
Mit klarer Stimme und in dem reinen casta von Nevarsin und Arilinn fragte sie: „Wo ist die Entsagende, die heute beim Kampf gegen das Feuer verletzt worden ist?”
Magda räusperte sich. „Ich bin es, aber es geht mir besser…”
Die Frau trat näher. Mit ihr kam eine etwas größere Frau in einem grün und schwarzen Umhang. Magda sah, daß sie schwanger war, obwohl sie das Kind gut trug, beinahe mit müheloser Leichtigkeit.
Die kleinere Frau in Blau sagte: „Ich bin Hilary Castamir-Syrtis, und es war unser Land, das zu retten Ihr Euer Leben gewagt habt, wie uns Ann’dra erzählte. Wir stehen in Eurer Schuld, mestra.” Sie
wandte sich Camilla zu. „Wollt Ihr die Verbände lösen?” und Camilla tat es.
Lady Hilary kniete sich neben sie, und wie es Ferrika getan hatte, bewegte sie die Handfläche in einem Abstand von zwei oder drei Zoll über Magdas Fußsohlen. „Wie ist Euer Name, mestra?”
„Margali n’ha Ysabet!’
„Vertraut mir, ich werde Euch nicht schaden” Lady Hilary berührte einen Lederriemen um ihren Hals. Magda erinnerte sich an Rohanas Geste, als Jaelle mit einer so schrecklichen Wunde nach Ardais gekommen war, und sie meinte, durch die Schichten aus Leder und Seide das blaue Schimmern eines Matrix-Steins zu erkennen. Lady Hilary schloß kurz die Augen, und plötzlich fühlten sich Magdas Füße an, als seien sie eben erst vom Feuer versengt worden. Sie keuchte auf vor Schmerz, aber er ging schnell vorbei, und das blaue Schimmern erlosch.
„Die Wunden Eurer Füße sind jetzt geheilt, mestra, und Ihr werdet keine Schwierigkeiten mehr mit ihnen haben. Aber die neue Haut ist sehr zart, und Ihr dürft einen oder zwei Tage lang auf
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