Gildenhaus Thendara - 7
gebraucht”
„Geburten auf dem Gut? Oder ist eine deiner Damen Mutter geworden?” Ferrika schüttelte den Kopf. Sie blickte bekümmert drein. „Lady Ellemir hatte eine Fehlgeburt, und ihre Schwester ist bei ihr geblieben, um sie zu pflegen - Lady Callista wird in diesem Jahr ihren Sitz im Rat nicht annehmen…”
„Dann wundert es mich, daß du deine Lady verlassen hast”, sagte Rafaella. Ann’dra fiel ein: „Ferrika ist nicht unsere Dienerin, sondern unsere Freundin, und Ellemir geht es wieder gut. Allerdings ist keinem von uns nach Lustbarkeiten zumute, und ich bin nur gekommen, um das bißchen an Geschäften zu erledigen, das zu Mittsommer ansteht, und den Lords des Rates meine Ehrerbietung zu erweisen. Dann kehre ich nach Hause zurück, wahrscheinlich morgen in aller Frühe. Ich hätte Euch nicht am Festtag gestört, aber ich wollte die Tiere nicht in einem öffentlichen Stall unterbringen, wenn sie in ihrem neuen Heim sein können”
„Ich bin Euch dankbar”, erwiderte Rafaella. „Etwa zehn Tage braucht es, bis sie sich nach der langen Reise beruhigt haben, da sind sie in ihrem eigenen Stall am besten aufgehoben. Ferrika, breda, steh nicht hier draußen herum, geh ins Haus und begrüße deine Schwestern. Das Frühstück steht auf dem Tisch!”
»Auch Nußkuchen, weil Festtag ist? Großartig!” Ferrika ging ins Haus. Rafaella drückte Magda den Leitzügel eines Ponys in die Hand und fragte: „Bringst du es bitte in die Box da hinten?”
Als Magda zurückkam, schrieb Rafaella etwas auf ein gegen die Wand gelegtes Stück Papier, das sie dann Dom Ann’dra gab.
„Bringt dies meiner Kundin, Dom Ann’dra, sie wird dafür sorgen, daß Ihr bezahlt werdet. Die Pferde sind für sie, wie ich hörte. Die Göttin gebe, daß es Lady Ellemir bald wieder gut geht”
„Dazu sage ich amen. Soll ich Euch die anderen Ponys bringen, wenn ich wieder in die Stadt komme?”
„Mir wäre es recht, wenn ich sie früher bekäme, sofern Ihr einen Boten habt, dem Ihr vertrauen könnt”, antwortete Rafaella. „Außerdem brauche ich ein gutes Reitpferd als Eidesgeschenk für meine Tochter im NeskayaGildenhaus. Habt Ihr eins zur Hand?”
„Kein zugerittenes Pferd für eine Dame; für solche haben wir zu viele Aufträge”, meinte Dom Ann’dra bedauernd. „Versprechen könnte ich Euch eins erst in mehr als zwei Jahren. Dagegen kann ich Euch ein gutes, halfterzahmes Fohlen verkaufen, wenn Ihr es gern selbst ausbilden möchtet”
„Ich werde dazu nicht die Zeit haben, aber Doria sollte ihr eigenes Pferd sowieso selbst trainieren. Schickt es ins Neskaya-Gildenhaus für Doria n’ha Rafaella”
Dom Ann’dra kritzelte etwas auf die Papiere, die er in der Hand hielt. „Ich werde das Fohlen innerhalb der nächsten zehn Tage von einem meiner Männer nach Neskaya bringen lassen.” Noch einmal blickte er an Rafaella vorbei neugierig auf Magda, und fast hörte sie seine Gedanken: Was tut sie hier? Nun, dachte sie, erst recht möchte ich wissen, was er hier tut! Zweifellos war er auf einem Feldeinsatz, wahrscheinlich schon seit Jahren. Wenn sie in die Terranische Zone ging, konnte sie im Archiv nachsehen, und sicher wußten Cholayna oder Kadarin über ihn Bescheid. Sie half Rafaella, die neuen Ponys in den Stall zu bringen und zu füttern. Dann kehrte sie in den Speisesaal zurück. Der Brei war kalt geworden, aber Irmelin brachte frisches Brot und öffnete einen neuen Krug mit Eingemachtem, und ein zweiter Nußkuchen verschwand ebenso schnell wie der erste.
Ferrika saß zu Mariselas Fußen und hatte den Kopf in ihren Schoß gelegt. „… so tragisch… so viele der adligen Damen wollen im Grunde keine Kinder und können es gar nicht erwarten, sie Amme und Pflegemutter zu übergeben. Lady Ellemir gehört dagegen zu den Frauen, die sich, sobald ihre Arme leer sind, nach einem neuen Kind an ihrer Brust sehnen. Als Lady Callista vor vier Jahren ihr Kind nicht
nähren konnte - ich persönlich glaube allerdings, sie wollte nicht -, nährte Ellemir die kleine Hilary zusammen mit ihrem Sohn Domenic”
„Haben die Wehen lange gedauert?”
„Nicht lange, es war kaum Zeit, mich von der Frau des Haushofmeisters wegzurufen”, berichtete Ferrika, „aber umso tragischer ist es, denn diesmal ging es nur um ein paar weitere Tage. Hätte sie das Kind noch zehn Tage behalten können, wäre es wahrscheinlich am Leben geblieben. Ein Mädchen, und lebendig geboren, aber wir konnten es nicht zum Atmen bringen, ihre armen kleinen Lungen wollten sich
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