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Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Gillian Shields - Der Zauber der Steine

Titel: Gillian Shields - Der Zauber der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Band 3
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Augen.
    Mutter hatte mir Geld mitgegeben, damit ich meine Freundinnen zu Kuchen und Eiscreme einladen konnte. Gute alte Mutter, sie wusste nicht, dass niemand in Wyldcliffe mit einer dreckigen Zigeunerin Tee trinken würde. Aber jetzt war das Geld nützlich. Es half mir, den Stallburschen zu bestechen, mich trotz Miss F.’s Verbot vor dem Frühstück ins Dorf reiten zu lassen. Joseph wusste, dass es gegen die Anweisungen war, aber ihn lockte das Geld, und er wollte mir nichts Böses. Tag für Tag ritt er mit mir im Morgengrauen vom Schulgelände ins Dorf und wartete dann an der Kirchenpforte, vor sich hin murmelnd und zu sich selbst betend, während ich die Roma besuchte.
    Der Junge hieß Zak und wurde mein erster Freund. Er hatte funkelnde dunkle Augen und strahlte Selbstsicherheit aus, kein Junge mehr und doch noch kein Mann. Mit neugieriger Offenheit hieß er mich willkommen. Ich zeigte ihm das vergilbte Foto meiner leiblichen Eltern Adamina und Stefan, und er akzeptierte mich sofort als eine von ihnen. Er sagte, Wyldcliffe sei einer der Stammplätze seiner Familie, an dem sie bleiben und warten konnten, bis sich das Wetter besserte. Dann würden sie weiterreisen, auf den traditionellen Wegen des fahrenden Volkes. Während ihres Aufenthalts in Wyldcliffe erledigten die Männer kleine Arbeiten im Dorf, die Frauen boten Spitzenborten und Korbwaren zum Kauf an. Die Älteren im Lager waren anfangs misstrauisch, aber mit der Zeit akzeptierten sie mich als ihresgleichen. Zaks Vater schenkte mir eine geschnitzte Flöte, und seine Mutter erklärte mir, wie man anhand von Wolken und Wind das Wetter vorhersagen konnte. Jeden Morgen preschten Zak und ich mit den Ponys über den weichen federnden Moorboden. Wir lachten viel und lange, bis ich fast keine Luft mehr bekam. Ich hatte gedacht, vieles über die Natur zu wissen, aber Zak zeigte mir noch mehr: die ersten Blumen, die ihre Köpfe aus der Erde reckten, und die Plätze, wo die Vogelmütter ihre Eier legten und die Dachse ihre Höhlen für den Nachwuchs bauten. Anschließend ritt ich rasch wieder in die Schule zurück, um keinen Ärger mit Miss Featherstone zu bekommen.
    Als wir wieder einmal in der Morgensonne im Gras lagen, beugte sich Zak über mich und küsste mich.
    Vielleicht sollte ich diesen Teil der Geschichte lieber überspringen, aber ich schäme mich nicht dafür. Ich lag in seinen Armen, seine Lippen schmeckten nach süßen Äpfeln, und der Blick seiner Augen ging mir durch und durch. Im nächsten Moment lachte er wieder, löste die Umarmung und zog mich hoch. Ich dachte noch oft an diesen Kuss, an den Geruch seiner Haut und an das prickelnde Gefühl, als seine dunklen Haare meine Wange streiften. Ich denke immer noch daran. Und ich werde immer daran denken.
    Die Männer hielten sich im Lager stets etwas abseits von den Frauen und Kindern. Sie waren glänzende Reiter, und aus ihren Augen sprachen unbeugsamer Stolz und Ehrlichkeit. Sie hatten kehlige raue Stimmen, untereinander sprachen sie Englisch oder in ihrer eigenen Romasprache. Zak erklärte mir, dass einer den anderen »Bruder« nannte und jeder alles tun würde, um die Ehre und die Sicherheit des Bruders zu verteidigen. Schon bald, nach seinem nächsten Geburtstag, wäre er auch ein Bruder.
    Noch ein anderer Mann im Lager fiel mir auf. Er sah sehr gut aus, hatte lange schwarze Haare wie die anderen, aber seine Haut war hell, und seine Augen leuchteten so blau wie die Saphire in Mutters Ring. Er sprach ganz sanft, genau wie Vater. Die anderen Männer nannten ihn Fairfax, und Zak erzählte mir, dass er ein Gaje war. Das bedeutete, Fairfax war kein Roma. Eine Weile reiste er mit Zaks Familie, dann verschwand er, und niemand wusste, wohin. Er war ein geschickter Zauberkünstler und half den Zigeunern Geld zu verdienen, wenn sie in Dörfern oder auf Jahrmärkten waren. Wenn Fairfax guter Laune war, zeigte er mir einige seiner Tricks. Er ließ Münzen und Spielkarten verschwinden und zog ein Ei hinter meinem Ohr hervor. Jedenfalls sah es so aus. Einmal zerbrach er einen kleinen Spiegel, dann murmelte er seltsame Worte, und der Spiegel war plötzlich ganz weich und wieder heil. Mit seinen Zaubertricks brachte er mich zum Lachen, aber seine Augen waren immer voller Trauer. Zak flüsterte mir zu, dass Fairfax einen Menschen getötet hatte und deshalb mit einem Fluch belegt war: Er würde niemals altern. Ich glaubte ihm nicht. Fairfax konnte niemanden getötet haben. Er war zu traurig und zu schön dafür. Ich

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