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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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dafür. Helen und Sarah und Agnes. Ich verließ den See und die Kapelle und lief über die gefrorene Erde, rannte weiter und weiter in die Dunkelheit.
     
    Sarah entzündete eine Kerze und stellte sie in eine Nische in der Wand, und die Höhle erfüllte sich mit strahlendem Leben. Wir waren in der Grotte, einer seltsamen unterirdischen Torheit, die Agnes’ Vater am anderen Ende des Abteigeländes erbaut hatte. Die Wände waren mit glitzernden Mosaiken mythischer Kreaturen geschmückt, und ein Bächlein lief um eine Statue von Pan herum. Das gelbliche Licht der Kerze flackerte über die grotesken Bilder und erweckte sie kurz zum Leben.
    »Hat jemand gesehen, wie du hergekommen bist?«, fragte ich.
    »Nein. Ich bin mir sicher, dass wir hier geschützt sind. Im Augenblick zumindest. Aber ich wünschte, Helen würde kommen. Wir haben so viel zu entscheiden.«
    Genau in diesem Moment kam ein Wind auf, scharf und kalt und mit dem Geruch von wildem Heidekraut. Die Haare wehten uns ums Gesicht, und die Kerze flackerte.
Ich packte Sarahs Hand, als der Wind um uns herumwirbelte und ein silbernes Licht aufzuschimmern begann. Ich glaubte, ein fernes Geräusch hören zu können, wie ein Vogellied inmitten eines Sturmes. Im nächsten Moment ließ der Wind nach, und Helen trat aus dem silbernen Licht, leicht errötet und außer Atem.
    »Tut mir leid«, sagte sie und schnitt eine Grimasse. »Muss reichlich schräg aussehen, so aufzutauchen.«
    »Es war beeindruckend«, sagte Sarah. »Ich habe noch nie gesehen, wie du so was machst.«
    Ich streckte die Hand aus, um Helens Arm zu berühren. Sie war wirklich da, ganz plötzlich vor uns. Helen hatte uns von ihrer außerordentlichen Fähigkeit erzählt . . . wie nannte sie sie? Auf dem Wind tanzen? Sie konnte an jeden Ort gelangen, den sie aufsuchen wollte, einfach, indem sie mit der Macht ihrer Gedanken durch die Luft ging, wie ein Messer, das durch Seide schnitt.
    »Du kannst es wirklich«, sagte ich verwundert. »Das ist unglaublich.«
    »Nicht unglaublicher als das, was du im letzten Term getan hast, Evie, als du den See hast anschwellen lassen«, erwiderte Helen mit einem selbstbewussten Lächeln. »Wir alle haben unsere Macht. Die Frage ist, wie werden wir sie einsetzen?«
    Mir wurde plötzlich kalt. Hier ging es nicht darum, mit beeindruckenden Heldentaten eine nach Luft schnappende Zuschauerschaft zu erfreuen, als wäre es irgendeine Zirkusnummer. Das hier war todernst.
    »Ich vermute, ihr wisst beide, was ich tun will«, antwortete ich rasch. »Ich will nach Sebastian suchen und den Talisman benutzen, um ihm zu helfen. Wir wissen, dass
ich ihm den Talisman nicht freiwillig geben kann. Das habe ich im letzten Term versucht, und es hat nicht funktioniert. Sebastian kann ihn nur dann benutzen, wenn er die Verbindung zwischen mir und dem Talisman zerstört, indem er mich tötet. Und ich kann ihn nur benutzen, wenn ich seine Geheimnisse entdecke und selbst herausfinde, wie ich ihn erwecken kann.« Ich hatte diese Rede mehrmals geprobt, aber dadurch wurde es nicht einfacher, und ich geriet ins Stocken. »Ich weiß ... ich weiß, dass das verrückt klingt. Und ich weiß auch, dass es gefährlich werden kann. Ich brauche eure Hilfe, aber ihr seid meine besten Freundinnen, und ich will nicht, dass euch etwas zustößt.«
    »Was glaubst du, wo Sebastian jetzt ist? Und wieso ist er nicht mit dir in Kontakt getreten?«, fragte Helen.
    »Es gibt nur drei Möglichkeiten«, sagte ich und versuchte, ruhig und gleichmütig zu klingen. »Entweder Sebastian ist bereits verblasst und für immer außerhalb unserer Reichweite. Oder er versteckt sich irgendwo, wird schwächer und schwächer und wartet darauf, dass ich zu ihm zurückkehre. Oder ... « Allein es auszusprechen fiel mir schwer. »Oder er liebt mich nicht mehr und ist mein Feind geworden, der nur noch ein einziges Ziel kennt: mich zu töten und mir den Talisman abzunehmen.«
    »Sebastian ist noch nicht ganz verschwunden, noch nicht«, sagte Sarah langsam.
    Ich sah sie an. Sie hatte manchmal kurze Eingebungen über Menschen, eine Fähigkeit, die sie möglicherweise von ihren Roma-Ahnen geerbt hatte. Ich hatte gelernt, ihr zu vertrauen, wenn das passierte. »Was meinst du damit? Wieso glaubst du das?«

    »Die Verbindung zwischen euch beiden ist so stark, dass ich sicher bin, du würdest es wissen, wenn er verblasst wäre. Abgesehen davon spüre ich ihn hier im Tal von Wyldcliffe wie ein schwaches Pulsieren von Energie. Spürst du das nicht

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