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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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Während ich die lange Zeit in der Kirche absaß, bekam ich kaum mit, was gesprochen wurde. Es kam mir so vor, als wäre die ganze Kirche voller Schatten, bevölkert von einer längst toten Gemeinde, die düstere Gebete sprach und Hymnen sang: Bald geh ich fort ins dunkle Tal der Toten, aus dem es niemals eine Rückkehr gibt, ins Land wo Finsternis und Chaos herrschen ... Ihre geisterhaften Umrisse wirkten auf mich
wirklicher als die gelangweilten Schülerinnen von Wyldcliffe, die ordentlich aufgereiht nebeneinandersaßen. Die Vergangenheit, man kann der Vergangenheit auf Wyldcliffe nicht entkommen ...
    Ich versuchte, meine Benommenheit abzuschütteln und mir einzureden, dass ich einfach nur müde wäre, aber auch als wir zur Schule zurückgingen, vom Wind gebeutelt, der über die Hügel raste, konnte ich mich nicht entspannen. Eine eigenartige Spannung schien in der Luft zu liegen, als würde etwas bevorstehen, als würde jemand mich beobachten.
    »Evie, bist du so weit?«
    Ich blinzelte und sah überrascht auf. Ich saß am Fußende meines Bettes; Sarah wartete an der Tür.
    »So weit für was?«
    »Zum Reiten, natürlich.«
    Stirnrunzelnd sah ich auf meine Stiefel und die Reithose hinunter. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass ich mich nach der Rückkehr von der Kirche umgezogen hatte. Ich war ganz in Gedanken verloren gewesen.
    »Reiten?«, fragte ich unklar. »Wollen wir heute ausreiten? «
    »Du hast deine Reitstunde, Evie«, sagte sie besorgt. »Du weißt schon, deine Reitstunde mit Josh.«
    Josh. Natürlich, der nette Junge, der versuchte, mich zu unterrichten. Ich mochte ihn, und trotzdem wünschte ich mir, dass ich nicht gezwungen wäre, eine Stunde in seiner Gegenwart verbringen zu müssen. Ich wünschte mir, ich müsste überhaupt keine Reitstunden mehr nehmen. Man kann sich verletzen ... es ist gefährlich ... man kann stürzen ... Ein namenloses Gefühl von Angst kroch über mich,
lähmte mich fast. Ich erinnerte mich daran, was sie über Agnes gesagt hatten. Es war ein Reitunfall ... ein Unfall ... sie ist gestorben ... dieser verfluchte Ort ...
    »Alles in Ordnung, Evie?«, fragte Sarah. »Du bist den ganzen Tag schon so still gewesen, und du siehst blass aus.«
    »Es ist nichts, wirklich.« Ich gab mir gewaltige Mühe, positiv zu sein. Nichts würde passieren. Josh war vollkommen in der Lage dafür zu sorgen, dass mir nichts zustoßen würde, während ich auf dem Übungsfeld herumtrabte. Und Sarah war da, die liebe Sarah, die so besorgt dreinblickte und zu helfen versuchte. Ich wollte aber nicht, dass sie sich Sorgen machte. »Tut mir leid, Sarah. Ich bin einfach nur müde, das ist alles. Ich sollte besser losgehen und Josh suchen. Wir sehen uns nach meiner Stunde.«
    Ein paar Minuten später führte ich Bonny hinaus auf die Koppel.
    »Evie!« Jemand rief mich. Es war Harriet, die sich in einen dicken Mantel gehüllt und einen Schal umgebunden hatte. Ihre Nase war ganz rot vom eisigen Wind. »Kann ich zusehen, Evie? Kann ich bei deiner Reitstunde zusehen? «
    Mein Kopf tat schon wieder weh. Ich wollte nicht, dass sie da war. Ich wollte nicht, dass sie mir zusah. Selbst die Fenster des grauen Schulgebäudes schienen wie feindselige Augen finster dreinzublicken. »Nein, Harriet, heute nicht. Du wirst nicht in diesem Wind da draußen stehen wollen. Geh wieder rein.«
    »Ich friere nicht, wirklich nicht. Bitte, Evie, lass mich hierbleiben.«

    Es war zu anstrengend, mit ihr zu streiten. Sollte sie doch zusehen, wenn sie das wollte; was spielte es für eine Rolle? Vielleicht würde sie ja das Interesse verlieren und weggehen, wenn ich sie nicht beachtete. Ich saß auf und begann, Bonny langsam um den Ring herum zu lenken, der auf dem Boden gekennzeichnet war.
    »Das ist schon besser«, sagte eine fröhliche, warme Stimme hinter mir. »Du machst bereits Fortschritte.«
    Josh. Ich schaffte es, ihn anzulächeln, und er lächelte zurück. Da war ein Licht in seinen Augen, wie eine winzige Flamme …
    Er ließ mich hart arbeiten, und am Ende der Stunde war ich ziemlich erschöpft. Sämtliche Muskeln, die ich neu entdeckte, schrien mich an aufzuhören. Als ich von Bonnys Rücken glitt, hatte ich das Gefühl, als würden meine Knie nachgeben. Ich taumelte leicht, und dann war Josh bei mir und stützte mich. Sein Arm lag um meine Taille.
    »Evie, was ist los?«
    »Meine Beine fühlen sich eigenartig an«, sagte ich. Er hielt mich immer noch fest, und ich war mir der Nähe seines Körpers und des

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