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Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02

Titel: Gillian Shields - Die Schwestern der Dunkelheit - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das heilige Feuer
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die Seite umzublättern, um die Einzelheiten dieser Beschwörung zu erfahren, aber die Seiten ließen sich nicht aufschlagen. Dieser Teil des Buches war für mich versiegelt.
    In der Ferne ertönte die Kirchenglocke; das dünne Geläut war in der Winternacht klar und scharf zu hören. Mitternacht. In ein paar Sekunden würde ein neuer Tag beginnen. Ein Windhauch fuhr durch das Zimmer, und die Seiten des Buches flatterten in der Brise, sanken dann wieder zurück und öffneten sich dabei an einer anderen Stelle. Ich sah nach unten. Die Buchstaben auf dieser Seite sahen aus wie rote Flammenzungen.
    Wie man das Geheime Feuer beschwört.
    Die Kirchenuhr schlug ein letztes Mal. Das geheime Feuer, die heilige Flamme, die Quelle von Licht und Macht – Agnes hatte ihr treu gedient. Und als sie ihre Kräfte in dem Talisman versiegeln wollte, hatte sie die Flamme beschworen und den silbernen Anhänger in ihr glühend heißes Herz geworfen. Ich erinnerte mich an die Worte aus ihrem Tagebuch. Meine Lebenskraft schien aus mir heraus- und in diesen silbernen Anhänger hineingezogen zu werden ... Meine Kräfte sind in dem silbernen Herzen versiegelt ...
    Auf einmal war alles so klar, so einfach. Ich wusste jetzt, was ich zu tun hatte. Wenn ich selbst das Feuer beschwören
konnte, würde ich in der Lage sein, den Talisman wieder in die mystischen Flammen zu legen und das Siegel erneut aufzulösen. Dann würden Agnes’ Kräfte mir gehören, und ich würde mit ihrer Kraft gerüstet sein, wenn ich darum kämpfte, Sebastian von seinem Schicksal zu befreien.
    Ich drückte das Buch an mein Herz und flüsterte: »Danke, Agnes. Ich danke dir.«
    Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte.

Dreiunddreißig

    A m nächsten Morgen musste Helen mich wachrütteln.
    »Evie, die Glocke hat geläutet. Wieso stehst du nicht auf?«
    »Was? Oh … bin so müde …« Ich setzte mich auf und gähnte; dann fiel mir alles wieder ein, was in der Nacht zuvor geschehen war. Aufgeregt packte ich Helen am Handgelenk. »Ich muss dir was erzählen.«
    »Ich auch«, erwiderte sie. »Ich habe gerade gehört, wie sich zwei von den Reinmachefrauen im Korridor unterhalten haben. Anscheinend ist es schon wieder passiert. «
    »Was?«
    »Ein Anschlag im Dorf. Es ist schon wieder ein Tier an eine Tür genagelt worden. Dieses Mal war es ein Huhn, dem der Kopf abgeschlagen worden war. Überall haben Federn herumgelegen. Es ist schrecklich. Die Leute hier werden allmählich ziemlich wütend und denken darüber nach, die Zigeuner davonzujagen. Sarah wird außer sich sein.«
    Ich sah mich um. Sophie zog sich langsam an, und Celeste lag noch im Bett.
    »Das ist nicht das Einzige, worüber Sarah sich ärgern
wird«, sagte ich leise, da ich nicht wollte, dass jemand mitbekam, was ich sagte. »Wir müssen uns unterhalten.« Ich zog mir meine Sachen an, und wir gingen eilig zu den Ställen, wo Sarah sich immer aufhielt, bevor die Glocke zum Frühstück rief. Es war ein strahlender, klarer Morgen, und auf dem Boden glitzerten hunderte von winzigen Eiskristallen. Sarah mistete Starlights Stall aus; ihre Wangen waren von der Anstrengung gerötet, aber als ich ihr und Helen erklärte, was ich herausgefunden und gesehen hatte, wich jegliche Farbe aus ihrem Gesicht.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Sarah. »Alle anderen, ja, aber nicht Miss Scratton.«
    »Ich habe sie gesehen. Ich habe gehört, was sie gesagt hat. Sie ist genauso schlimm wie die anderen.«
    »Aber das ergibt keinen Sinn«, sagte Sarah störrisch. »Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an.«
    »Jeder ist imstande, etwas Falsches zu tun«, sagte Helen seufzend zu Sarah. »Und die Unsterblichkeit ist eine gewaltige Verführung. Menschen haben schon für viel weniger gestohlen und getötet.«
    »Miss Scratton würde so etwas niemals tun.«
    »Ich wünschte, es wäre nicht wahr, aber das ist es«, sagte ich. »Eigentlich ist es auch gar kein großer Unterschied. Wir haben immer gewusst, dass wir bei alldem hier auf uns gestellt sind. Sie hätte uns sowieso nicht helfen können, und es ist besser zu wissen, wer unsere Feinde sind.«
    »Feinde?«, fragte eine dünne, nasale Stimme. »Wer hat Feinde?« Wir wirbelten herum und sahen Harriet im Eingang zu den Ställen stehen.
    »Wir haben … äh … über das nächste Lacrosse-Spiel
gesprochen«, plapperte ich drauflos. »Wir haben unsere Taktik geplant.«
    »Ich dachte, du hasst Lacrosse.«
    »Naja. Wenn ich mich da schon nicht rausstehlen kann, dann kann ich es auch

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