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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John M. Cusick
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heißes Wasser. Die Bunsenbrenner wurden mit Gas befeuert, aber solange es keinen Strom gab, fehlte ihm ein Zündfunke.
    »Bleib hier liegen.«
    Ihr Blick war leer, die Haut hatte die Farbe frischen Zeitungspapiers. Bitte, lieber Gott, bitte lass sie nicht sterben .
    In einer Küchenschublade fand sich eine Schachtel Streichhölzer. Der Brenner ging beim ersten Versuch an, die Flamme tanzte über dem Metallrohr. Er schnappte sich ein Glasgefäß vom Regal und füllte es mit Leitungswasser. Nicht groß genug, um ihre Füße hineinzustecken, aber er konnte es unter die Decken stecken, um sie aufzuwärmen. Ihr Atem klang rau, das konnte eine Lungenentzündung bedeuten. Aber zumindest atmete sie überhaupt.
    Charlie setzte sich auf den Boden, sein Gesicht nur ein paar Zentimeter von ihrem entfernt.
    »Wie heißt du?«
    Keine Antwort.
    »Warum warst du da oben?«
    Nichts.
    »Verstehst du mich?«
    In dem glockenförmigen Glas stiegen Blasen auf. Charlie wickelte das heiße Glas in ein Handtuch, damit sie sich nicht daran verbrannte, und schob es ihr an die Fußsohlen.
    »Sag mir, wenn das zu heiß ist. Aber wir müssen dich warm halten. Ich will nicht, dass du mir erfrierst.« Die Wörter sprudelten hoch und aus ihm heraus wie Blasen in kochendem Wasser. »So haben sie es im neunzehnten Jahrhundert gemacht, weißt du, nur dass sie damals Kohlen in einem erhitzten Becken benutzt haben. Bist du schon mal im Old Sturbridge Village gewesen? Das ist eines von diesen nachgebauten historischen Dörfern. Da hab ich das gelernt.«
    Eine Hand fiel unter den Decken hervor. An den Fingernägeln, auf schrumpeligen, eiskalten Fingerspitzen, klebten Reste von Nagellack. Charlie hörte auf zu brabbeln. Zähe Gallenflüssigkeit füllte seine Kehle. Wenigstens hatte sie aufgehört zu zittern.
    Eine verfilzte Strähne mit kräftig rotem Haar klebte an ihrem Hals. Sie war wunderschön. Und irgendwie vertraut.
    »Sind … sind wir uns schon mal begegnet?«
    »Blau«, sagte sie so leise, dass ihre Stimme kaum hörbar war.
    »Was hast du gerade gesagt?«
    »Blau«, sagte sie wieder und starrte weiter zur Zimmerdecke hoch. »Jacke blau.«
    Charlie schaute an sich hinunter. Er trug seinen alten blauen Parka.
    »Ja.«
    »Auf der Straße.«
    » … ja«, sagte Charlie.
    »Und ich hab dich gesehen … wie du dalagst.«
    »Wie ich wo lag?«
    Ihre Worte klangen träumerisch und langsam, wie die eines Schlafwandlers. Vielleicht schlief sie tatsächlich. Oder war in Trance.
    »Auf der Straße«, sagte sie. »Mein zweiter Tag.« Ihre Augen begegneten seinen, blitzten grün auf. »Charlie.«
    Und dann fiel es ihm ein. Das Auto, das ihn von der Straße gedrängt hatte. Das Mädchen, das gekommen war, um zu sehen, ob bei ihm alles in Ordnung war. Ihre roten Haare.
    »Rose.«
    Ein Lächeln, kaum sichtbar, kitzelte ihre Mundwinkel.
    »Ja, das bin ich.«
    Und so trafen sie aufeinander. Erneut.
    Charlie streifte sich ein Sweatshirt über den nassen Oberkörper. Die trockenen Kleider fühlten sich gut an. Seine Haut war spröde und gerötet, als hätte die Kälte sie verbrannt. In der Dusche trommelte Wasser. Charlie zog dicke Socken an und versuchte sich nicht näher auszumalen, wie das schöne Mädchen – nach der wechselnden Tonhöhe der fallenden Tropfen zu schließen – sich nackt bewegte.
    Ihr Kleid lag zusammengeknüllt auf dem Badezimmerboden und erinnerte ihn an den ledrigen schwarzen Seetang, der steinige Strände säumte. Sie hatte keine Schuhe angehabt, und ihre Füße und Knie waren schmutzverkrustet gewesen, als wäre sie tagelang durch den Wald gestreift. Eine Halbverrückte, die von einer Galaveranstaltung geflohen war.
    Mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen schob sich Charlie unter den Generator mit den Spinnweben und alten Hornissennestern. Er drückte die alten Transistoren, deren Glasgehäuse braun und fleckig war, heraus und ersetzte sie. Er kroch wieder unter dem Generator hervor und betätigte den flachen Schalter an der Rückseite. Ein Geräusch entstand, als fiele etwas Schweres in dem Metallkasten nach unten, der Ventilator begann sich stotternd zu drehen. Ein paar Schnaufer wie in einem Comicstrip, und der Generator lief wieder. Die Lichter im Haus gingen an, und er hörte, wie der Heizkessel im Keller ansprang.
    Charlie reckte die Fäuste in die Luft wie ein Profiboxer.
    ***
    Rose saß im Wohnzimmer, in ein Handtuch gehüllt.
    »Oh«, sagte Charlie und wandte die Augen ab. Sie war verflixt kurvenreich, und das Handtuch

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