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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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um sieben. Paul war breit wie ein Scheunentor. »Ich bring dich nach Hause, Darling«, sagte Lorraine und zwinkerte mir zu. »Du kannst ein bisschen Hilfe beim Zu-Bett-Gehen gebrauchen, und noch mehr beim Aus-den-Federn-Kommen.«
    »Is echt nett von dir, Lollipop«, lallte Paul.
    »Ich tu’s nicht für dich«, flüsterte sie laut genug, dass ich es mitbekam. Ich wusste, dass sie immer ein paar Klamotten und eine Zahnbürste in Pauls Wohnung hatte. Und ich wusste auch ganz genau, warum sie mir eine sturmfreie Bude verschaffen wollte.
    Jonathan schien das Angebot ebenfalls flink begriffen zu haben. »Ich bringe Jackie nach Hause«, verkündete er der Runde, während er einem vorbeieilenden Kellner seine zuverlässige Amex-Card in die Hand drückte.
    Natürlich küsste er mich im Taxi. Mit absoluter Selbstsicherheit, der ich mich nicht hätte erwehren können, selbst wenn ich es gewollt hätte, legte er mir eine Hand hinter den Kopf und drückte mich an sich, wobei ich seinen leichten Bartwuchs an meinem Gesicht spürte wie zuvor seinen Anzug an meiner Haut. Er schmeckte wunderbar. Sein Atem verriet nicht die geringste Spur des Essens und der Getränke, und nur seine Haut duftete ganz leicht nach Aftershave.
    Er küsste und streichelte mich, ließ seine Hände über meinen Rücken, meine Brüste und meine Schenkel gleiten, bis mir vor Erregung fast schwarz vor Augen wurde. Meine weiblichen Sinne waren trunken vor Freude, und meine verbliebenen männlichen Instinkte signalisierten nur eins: Sex jetzt und sofort. Ich wollte ihm ins Gesicht sehen und sagen: Vergiss deinen blöden Job. Wir vögeln durch bis morgen früh.
    Aber die Angst vor der Enthüllung meiner früheren Identität versteinerte mich. Und außerdem wollte ich keinen Mann bitten, mir meine Jungfräulichkeit zu nehmen. Ich wollte, dass er sich danach sehnte, dass er um sie bettelte. Ich wollte in ihm die gleiche Begierde entfachen, die er in mir entfacht hatte. Er sollte von uns beiden als erster die Selbstkontrolle verlieren.
    Das Taxi hielt vor meiner Wohnung. Jonathan stieg aus, lief um den Wagen herum und öffnete mir wie ein Gentleman die Tür. Er folgte mir, während ich die Treppenstufen zum Eingang hinaufsprang. Na, los doch, dachte ich, ergreif die Initiative, lade dich zu einer Tasse Kaffee ein. Tu irgendwas. Ich sage zu allem ja.
    Aber er tat nichts von alledem. Er gab mir einen Kuss auf die Wange, sah mir in die Augen, lächelte mich an, dass ich weiche Knie bekam, und sagte: »Ich muss los … die Arbeit und so. Aber vielen Dank für den bezaubernden Abend. Du warst das schönste Willkommen, das man sich vorstellen kann. Man sieht sich.« Dann gab er mir noch einen Kuss und flitzte die Stufen hinunter.
    Als er den Bürgersteig erreicht hatte, drehte er sich um. »Ich ruf dich an …«, rief er. Dann verschwand er im Fond des Taxis und fuhr davon.
    Wenn er mich mit einem Fisch aus der Tiefkühltruhe ins Gesicht geschlagen hätte, wäre ich kaum weniger baff gewesen. Ich stand hilflos neben der Tür, unfähig, mich zu rühren, die eine Hand fest in die Handtasche gekrallt, während die andere mit den Wohnungsschlüsseln leblos an der Seite herunterhing.
    Schließlich brachte ich doch noch genügend Kraft auf, die Tür aufzuschließen und die Stufen zur Wohnung hinauf zu stolpern. Ich ging ins Bad, pinkelte, wusch das Make-up ab. Dann ging ich ins Schlafzimmer und ließ mich hellwach und in voller Montur auf mein Bett fallen.
    Und da liege ich jetzt noch. Es ist vier Uhr früh, und es kommt mir so vor, als ob ich seit Stunden in den Kassettenrecorder spreche, ohne eine Antwort darauf gefunden zu haben, was schiefgelaufen ist. Habe ich etwas Falsches gesagt? Habe ich ihn so teilnahmslos geküsst, dass er keine Lust hatte weiterzumachen? Ganz so schlecht kann ich doch gar nicht gewesen sein, den ganzen Weg vom Berkeley Square bis South Ken war er steinhart gewesen.
    Woran also hatte es gelegen? Es wollte mir einfach nicht in den Kopf.
    11. Juli
    Was für ein Tag. Ich war erschöpft, verkatert und emotional total am Boden. Zu guter Letzt musste mich Mimi früher nach Hause schicken. »O Gott, und wieder muss eine dran glauben«, murmelte sie, während sie mich aus dem Büro schob. »Vergessen Sie nicht, morgen mit klarem Blick, fein gestriegelt und mit großem Arbeitseifer hier aufzulaufen.«
    »Er will dich nur hinhalten«, sagte Lorraine, als sie nach der Arbeit nach Hause kam und mich paralysiert auf dem Sofa ausgestreckt vorfand. »Habe ich dir

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