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Girl

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Titel: Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Thomas
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um Hilfe gebeten hätte. Meine Nippel standen steif aufgerichtet, so dass ich instinktiv meine Hände schützend darüberlegte.
    Mandelson wandte sich von mir ab und hüstelte. »Nun, denn, wie auch immer«, stotterte er, »wollen wir mal einen Blick durch die Kamera werfen, einverstanden? Und vielleicht kommen Sie, meine Damen, zu mir herüber und helfen dem jungen Bradley bei seiner Entscheidung, bitte?«
    Ich muss zugeben, er hatte da ein wirklich heißes Gerät. Vereinfacht erklärt, nahm die Kamera mein Bild auf und verfütterte es an den Computer. Wenige Sekunden später erschien dann mein Gesicht auf dem Monitor, wobei es ein wenig so aussah, wie eins dieser Sträflingsfotos, die die Bullen nach der Verhaftung von einem machen. Sobald das Bild abgespeichert war, konnte ich aufstehen und mich zu den anderen beiden Frauen stellen – ›die anderen beiden Frauen‹, ein interessanter kleiner Versprecher. Ich stellte mich also zu den beiden Frauen, die Mr. Mandelson über die Schulter hinweg bei seiner Arbeit am Computer zusahen.
    Mandelson legte los. Es war wie das Retuschieren einer Fotografie. Er ließ seine Maus unermüdlich klicken, fügte hier was hinzu, nahm dort was weg und veränderte nach Belieben das Bild, das wir vor uns auf dem Monitor hatten.
    »Also, Bradley«, sagte er. »Sie erinnern sich vielleicht daran, dass ich Ihnen gegenüber den Begriff Rhinoplastik erwähnt habe, was der Fachausdruck für chirurgische Eingriffe im Nasenbereich ist. Grundsätzlich bedeutet es, dass wir die Nase zertrümmern und sie dann wieder aufbauen, wobei wir hier und da etwas Material wegnehmen oder hinzufügen, um zu einer neuen, verbesserten Form zu gelangen.«
    »Wie bei Michael Jackson?« sagte ich.
    »Nein, absolut nicht wie bei Michael Jackson«, sagte er fest und entschieden, »jedenfalls nicht solange, wie ich das Skalpell führe.«
    Von dem Augenblick an, als Mandelson dies sagte, betrachtete ich ihn mit anderen Augen. Bisher hatte ich in ihm immer nur den Mann gesehen, dem ich die ganze Misere zu verdanken hatte. Was ja auch stimmte. Aber er besass auch noch eine andere Seite. Die Art, wie er jetzt über sein Handwerk redete, strahlte eine solche Ruhe, Zuversicht und Selbstsicherheit aus, als könne einem nichts zustossen, wenn man sich in seiner Obhut befand.
    Ich hatte nie auf sein Aussehen geachtet. Jetzt aber, während ich ihn bei seiner Arbeit am Computer beobachtete, sah ich, dass er ein schmales, fast schon zerbrechlich wirkendes Gesicht mit grossen braunen Augen besass. Seine Finger bewegten sich über die Tastatur wie die eines Pianisten. Echte Chirurgenfinger. Und auf dem Bildschirm erschien, wie bei einem Spezialeffekt im Film, nach und nach das Gesicht einer jungen Frau.
    Er entfernte den Buckel aus meiner Nase, wo ich als Kind beim Rugby eins draufbekommen hatte, und schnippte die Spitze weg. Eine Stubsnase nannte man das wohl. Dann verschob er meine Augenbrauen nach oben und zog sie zu einer dünnen, geschwungenen Linie. »Diesen grossartigen Augen-Effekt erzielen wir ganz problemlos mit Hilfe der Elektrolyse«, sagte er, und ich spürte, wieviel Spass ihm die Sache machte. Für ihn bedeutete es eine Herausforderung.
    »Sie werden als Model für › Vögue‹ arbeiten, Bradley«, sagte er lachend, »wenn ich mit der Behandlung fertig bin.«
    Er nahm etwas vom Kiefernbogen fort, verschmälerte die Kinnpartie und liess die Wangenknochen eine Spur stärker hervortreten. Dann klickte er wieder mit der Maus, und mein Gesicht verschwand vom Bildschirm, um im nächsten Moment durch etwa zwanzig gesichtslose Köpfe mit verschiedenen Frisuren ersetzt zu werden.
    »Was meinen Sie, Miss Partridge? Lang, kurz, oder einfach eine hübsche Ponyfrisur?«
    »Ich denke, ein blonder Pony würde sehr hübsch aussehen«, sagte Carrie. »Am Rand vielleicht fransig geschnitten, um ihrem Gesicht mehr Kontur zu geben.«
    Nach ein paar weiteren Rückfragen war Mandelson soweit, genau die Frisur abzurufen, die er und Carrie für mich ausgesucht hatten, und sie auf das ursprüngliche Bild zu übertragen. Er fummelte eine Weile damit herum, um sie auch richtig auf dem Kopf zu plazieren, und sagte dann: »Prima. Ich denke, so können wir es lassen. Bradley, darf ich Ihnen Ihr neues Gesicht vorstellen.«
    Auf dem Schirm war eine zauberhafte Blondine zu sehen, mit einer Pagenfrisur, die ein ovales Kinn einrahmte, hohen Wangenknochen und einem blauen Augenpaar, das einen unter fein gezogenen Brauen ansah. Mandelson drückte

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