Girl
natürliche Stimme beibehält und sie nur anders einsetzt.
»In den vergangenen zehn Jahren, seit der Zeit Ihres Stimmbruchs, haben Sie aus dem Bereich des Kehlkopfes heraus gesprochen«, erklärte Maggie. »Das bedeutet, dass der von den Stimmbändern erzeugte Klang im hinteren Teil der Mundhöhle von der weichen Gaumenplatte abprallt. Dadurch klingt die Stimme flach und gedämpft. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass Männergesichter weniger beweglich sind als die der Frauen … weniger ausdrucksstark.
Denken Sie nur an Clint Eastwood oder Arnold Schwarzenegger. Das sind ›echte Männer‹, also reden sie nie viel. Was sie sagen, klingt tief und flach, oder ›cool‹, um es anders auszudrücken, und ihr unbewegter Gesichtsausdruck ist geradezu ihr Markenzeichen.«
»Na los«, sagte ich in bester Eastwood-Manier. »Make my day.«
Maggie prustete los. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie komisch das war: mit Ihrem Aussehen, und dazu diese Stimme.«
Ich fühlte mich nicht sonderlich geschmeichelt. »Also, was werden Sie dagegen unternehmen?«
»Ich werde Ihnen beibringen, Ihre Stimme in den vorderen Mundbereich zu verlegen, so dass sie gegen die harte Gaumenplatte schlägt und dadurch heller und lebhafter klingt. Und dann werden Sie lernen, Ihr Gesicht mehr zu bewegen, häufiger zu lächeln und so zu lachen, wie Frauen es im Gespräch untereinander automatisch tun.«
»Was denn? So auf die Art, dass eine Frau etwas sagt, und die andere bricht sofort in Lachen aus, obwohl es da gar nichts zu lachen gibt? Ich habe das nie kapiert.«
»Weil Sie es nur verstehen, auf die männliche Art Witze zu erzählen, bei der es darum geht, immer der Beste und der Allerkomischste zu sein. Weibliches Lachen ist ein Zeichen der Bestätigung und der Zuneigung. Es signalisiert, ›du sprichst mir aus der Seele* und ›ich finde dich sympathisch*. Wenn Sie wie eine Frau klingen möchten, müssen Sie lernen zu lachen.«
Wenn ich jetzt also zu Maggie Prince gehe, beginnen wir mit einer Reihe von Übungen, die meinen Körper entspannen und mir helfen sollen, mein Macho-Gehabe abzulegen. Ich liege dazu auf dem Rücken, spanne meinen Körper an und lasse wieder los. Ich wackle mit den Zehen und kreise mit den Füssen. Ich lasse die Schultern sinken. Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und zusammen, strecke mein Kinn vor und zurück, wackle mit den Ohren, mache einen Schmollmund wie ein französisches Filmsternchen und grinse wie ein Dorftrottel. Das alles, schwört sie, kommt meiner Stimme zugute.
Dann kommen die Atemübungen, einatmen, ausatmen, festhalten und loslassen, wobei ich meine Atmung mit der ganzen Oberkörpermuskulatur kontrolliere. Zum Schluss muss ich ausatmen und dabei so lange wie möglich zischen. Inzwischen schaffe ich vierundvierzig Sekunden. Nicht weiter schwer? Nur zu!
Danach muss ich die Wörter »Hut… hart… hört… hier« singen, alle auf der gleichen Note, danach die Tonleiter aufwärts, wobei ich leise anfange und dann immer lauter werde. Als nächstes kommt – mit übertriebener Lippenbewegung – »Hey … hee … hie … ho … hu.« Dann »Du … do … da … der … dei… di« und »gut… mut… mot… miid … löt… lid … lied«, bis es mir in den Ohren klingelt und mir schwindelig wird. Aber es gibt keine Pause, denn Maggie bittet um »Plink … plank … plonk … plunk«, hell und klar aus dem vorderen Mundbereich, aber das ›k‹ hinten anschlagen … klar, sauber und gestochen scharf.
»Bitte«, sagte ich, nachdem mein Mund das erste Mal die Foltertour hinter sich hatte, »können wir nicht wieder summen? Eigentlich hat mir das doch ganz gut gefallen.«
Sie sah mich mit sadistischem Grinsen an und führte mich an einen Tisch, auf dem ein Mikrofon vor einer Art Radarschirm aufgebaut war. »Hören Sie zu«, sagte sie.
Sie drückte eine Taste, und man hörte eine Frauenstimme: »Fenelia Fairley fand fünfundvierzig faltige französische Francs.«
Während die Stimme erklang, hüpfte eine grüne Linie im Zickzackkurs über einen Monitor.
»Und was zum Teufel soll das nun wieder werden?« fragte ich.
»Na, na«, sagte Maggie. »Eine sehr maskuline Ausdrucksweise, meinen Sie nicht auch?«
»Sie werden es kaum glauben«, sagte ich, »aber einige der Mädchen, mit denen ich groß geworden bin, hätten dafür noch ganz andere Ausdrücke auf Lager gehabt.«
»Was auch immer die treffende Beschreibung sein mag, die Sache an sich ist ganz einfach. Sie müssen lernen,
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