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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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fragte mich allen Ernstes, ob ich mich selbst in einer Art Koma befand und mein Leben an einem Scotch-gefüllten Tropf vertrödelte. Bald würde ich dreißig sein, und das einzig Gute, was ich zustande gebracht hatte, war eine Tochter, die ich so gut wie nie sah. Um ihretwillen riß ich mich Anfang der 90er ein bißchen zusammen und begann halbwegs erfolgreich Immobilien zu verkaufen - in all den Jahren, die ich damit verbracht hatte, Bruchbuden zu sanieren, hatte ich mir einen guten Instinkt für den reellen Wert eines Hauses angeeignet. Außerdem begann ich Dinge zu tun, die mir in nüchternem Zustand unvorstellbar schienen: Ich verlor abends beim Ausgehen oft meinen Autoschlüssel - vergaß, wo ich geparkt hatte, und rief dann am nächsten Tag alle Abschleppunternehmen an, um zu fragen, ob sie meinen Wagen hatten. Eines Morgens wachte ich auf und stellte fest, daß ich an die Wand gepinkelt hatte. Es gelang mir meistens, die Fassade zu wahren, während mein innerlicher Verfall seinen Lauf nahm. Mein Atem stank ständig nach Wein, der über Nacht im Glas stehengeblieben war. Und die Zeit verging. Pam schickte mir eine Karte aus Athen:
     
    Abendessen mit David Bowie. Glamourama. Zum erstenmal Absinth getrunken, P.
     
    1990 verließ Linus eines Tages die Stadt, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Er fuhr nach Lethbridge in Alberta, parkte seinen VW-Käfer neben einem Höhenzug, der Continental Divide, setzte seinen Rucksack auf und wanderte los, durch Stoppelfelder und über die Prärien. Rebhühner und Fasanen aufscheuchend, trottete er erst ostwärts und dann, als der Winter kam, gen Süden, um nie wieder zu seinem VW zurückzukehren. Die nächsten Jahre trieb er sich im Süden der Vereinigten Staaten herum, ließ sich einen Bart wachsen, jobbte dann und wann, um sich etwas zu essen kaufen zu können, und schickte von hier und da eine mit seiner mikroskopisch kleinen Druckschrift vollgekritzelte Postkarte:
     
    Lieber Richard, ich bin in Las Vegas. Viva. Es ist Winter. Ich arbeite als Kellner in einem italienischen Restaurant. Das ist ganz okay. Viel ist dort nicht zu tun. In der Nähe gibt es einen Schießstand, daher lerne ich schießen. Es klingt blöd, aber wenigstens lerne ich mal etwas. Danke für Deinen netten Brief und die Fotos von zu Hause. Ich weiß es zu schätzen, daß Du Dir Sorgen um mich machst, aber Du kannst mir glauben, daß es mir gut geht. Du hast gefragt, warum ich das alles tue. Das ist eine berechtigte Frage. Ich glaube, ich habe mich in meiner gewohnten Welt fehl am Platze gefühlt. Ich hatte tagein, tagaus nur mit Elektrotechnik zu tun, und als mir klar wurde, daß ich das für den Rest meines Lebens machen würde, hat's mich gegruselt. Ich weiß nicht, ob es da draußen eine Alternative gibt, aber ich habe den Großteil meiner Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie sie aussehen könnte. Ich schätze, man kann immer noch kriminell werden, aber wenn man älter wird, ist das keine gute Idee. Dann wären da noch Drogen, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der durch Drogen ein besserer Mensch geworden ist. Das Leben kommt mir gleichzeitig zu lang, und zu kurz vor. Apropos - ich hatte heute einen guten Tag. Die Wolken sahen schön aus, und ich habe beim GoodwillLaden einen Sack Klamotten für fünf Dollar gekauft. Pammie war auf dem Titel der ELLE . Bitte schreib mir, wenn du kannst. Postlagernd nach Las Vegas. Dein Freund Albert Linus.
     
    1989 heiratete Hamilton Cleo, die er kennengelernt hatte, als er oben im Norden bei Cassiar Land triangulierte und sie auf einer Wandertour dort vorbeikam. Sie zogen in ein kleines Stadthaus in der Nähe vom Lonsdale Quay und wurden ultra-häuslich. Sie gaben Themen-Dinnerpartys (»Provence!«), gestatteten sich, ein paar Pfund zuzulegen (»Dove-Riegel... wollen wir es wagen?«) und verbrachten die Wochenenden mit Tapezieren (»Ich wurde ja gerne mit euch Baseball spielen, aber der Stuck fürs Arbeitszimmer ist heute geliefert worden.«) Hamilton war augenscheinlich zur Ruhe gekommen und hatte einen Großteil seines Sarkasmus abgelegt. Er verschwand eine Weile aus meinem Gesichtsfeld, obwohl er ganz in der Nähe wohnte.
    1991 wurde Wendy Spezialistin für Notfallmedizin. Ihre Mutter starb in jenem Jahr an Leberkrebs, daher kehrte Wendy in unser altes Viertel zurück, um bei Ivor, ihrem Vater, zu wohnen und sich um ihn zu kümmern. Er war ein miesepetriger Waldschrat, der weder für seine Tochter noch für sonst jemanden je ein freundliches

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