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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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sind meine Altersversorgung. Könntest du bitte mal das Seil festhalten?« Und dann wird unter großem Beifall ein Straußenrodeo veranstaltet. Der arme Mr. Lennox hat eine Heidenangst, daß seine Investition Schaden nehmen könnte. »Ach du lieber Gott - laßt sie bloß nicht in den Wald laufen. Dann sehen wir alt aus. Da brechen sie sich die Beine oder werden von Kojoten gefressen. Blöd genug sind sie.« Am Spätnachmittag ist der Himmel schwarz und kalt geworden, und die Clique sitzt am Feuer und ißt Heidelbeermuffins.
    Später klingelt es an der Tür. Linus macht auf. Es ist Skitter, aber Linus hat ihn nie von Angesicht zu Angesicht kennengelernt. »Megan hier?«
    »Megan, ein Freund von dir ist hier.« Megan und Jenny schlüpfen geräuschlos zur Haustür, in ihre Mäntel und aus dem Haus. Richard, der sich beim Weihnachtsbaum CDs anschaut, bekommt davon nichts mit. Minuten später fragt Linus: »Wer ist denn dieser Biker?“
    »Hä?«
    »Der Typ, mit dem Megan gerade abgehauen ist. Der Typ mit der Narbe.«
    »Typ mit 'ner Narbe?« Der Groschen fällt. »Mist.«
     
    Auf dem Heimflug von Los Angeles erlaubt der Kapitän Richard, ein paar Minuten nach dem Abheben einen Blick aus dem Cockpit-Fenster zu werfen. Richard sieht eine göttliche Erscheinung: einen Himmel voller Schäfchenwolken wie das Glucksen eines Babys, Vulkane, die sich an der Küste emporrecken, die sanfte Rundung der Erde am Horizont. Wieder auf seinem Sitz, läßt Richard, während er träge in einer zwei Wochen alten Newsweek blättert, die letzte Woche vor seinem geistigen Auge Revue passieren und wird von einem kalten Schauer geschüttelt. Ein Tropfen kühler Schweiß kriecht ihm wie eine Nacktschnecke durch den Haaransatz ins Auge. Der Flug geht weiter - ein kalter Flug: Die Fluggesellschaften sparen Geld, indem sie die Passagierräume nicht mehr so beheizen wie früher. Das Essen wird gebracht und wieder abgeräumt. Die Sonne, tief am Horizont, ist bleich und farblos; ein Dezember-Sonnenuntergang - sogar das Sonnenlicht kommt einem dunkel vor.
    Richard denkt daran, wie er letzte Nacht im Hotelzimmer, per Telefon mit der Familie verbunden, Karens Fernsehauftritt verfolgt hat. Das Interview fiel ziemlich knapp aus, und Gloria hatte es geschafft, sich mit einer wohlkalkulierten zuckersüßen Unverschämtheit in Szene zu setzen. Hinterher verbrachten er und Karen fast eine Stunde damit, sich am Telefon beieinander zu entschuldigen, Koseworte zu flüstern und sich auf diese besondere Weise einander nah zu fühlen, wie es nur am Telefon möglich ist. Ich glaube, diese Sache mit der Dunkelheit spielt sich bloß in meinem Kopf ab, Richard. Ich werde nicht verrückt, und ich bin sicher, daß diese Stimmen und all das bald fort sein werden. Danach fiel Richard in einen traumlosen Schlaf. Heute morgen ist er dann nach Culver City gefahren, aber nach zehn Minuten Arbeit stieg ein Gefühl der Panik in ihm auf. Er ging in den Waschraum, spülte sich das Gesicht ab, schnappte hektisch nach Luft, raste dann aus einem Instinkt heraus in seinem Mietwagen zum Flughafen und nahm die erste Maschine in Richtung Norden. Er zahlte den vollen Business-Class-Preis, sowenig konnte er es erwarten, endlich in der Luft zu sein, mit den Rädern nicht mehr den Boden zu berühren.
    Während sie auf der Rollbahn auf den Start warteten, schaute er auf seinem Sitz, 2F, gerade im rechten Moment aus dem Fenster, um zu sehen, wie ein mit einem blauen Overall bekleideter Packer der Fluggesellschaft zu Füßen eines anderen, offensichtlich toten Packers betete. Ein Mann in einem Treibstofflaster brüllte in ein Handy, während ein Angestellter der Fluggesellschaft seinen Blazer über den Kopf des Toten warf. Ein Krankenwagen kam, der Körper wurde mit einem Laken bedeckt, die Stewardeß schloß die Türverriegelung, und die Maschine hob ab.
    Jetzt, fünf Meilen über Oregon, versucht Richard immer noch, eine Erklärung für sein überstürztes Handeln und seinen Gefühlswirrwarr zu finden. Er will mit dem GTE-Airphone telefonieren, aber es funktioniert nicht. »Guten Tag, hier spricht Ihr Kapitän. In Vancouver gibt es eine Verzögerung am Boden. Die dortigen Fluglotsen haben uns gebeten, noch etwa eine halbe Stunde in der Luft zu bleiben, während die Lage dort unten geklärt wird. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür und genießen weiterhin den heutigen Flug. Zur Entschädigung wird das Bordpersonal kostenlos Bier und Wein servieren.« Es wird gemurrt und applaudiert,

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