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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Hirngespinst, oder?“
    »Wer weiß? Das ist wie in diesen Cartoons, in denen Typen mit langen Bärten und einem Schild mit der Aufschrift DAS ENDE IST NAH in der Hand an einer Straßenecke stehen; irgendwo im Hinterkopf fragt man sich immer: Und was, wenn doch? Ja, es ist unheimlich. Hast du schon mit ihr darüber gesprochen?«
    »Nein. Bei uns war die Hölle los. Ich mach's heute abend. Die Feiertage bringen alles durcheinander. Aber eine Frage, Wendy - würdest du an meiner Stelle fliegen?“
    »Wahrscheinlich ja.«
    Am Abend haben Richard und Karen ihren ersten richtigen Streit, der auf die gesamte nächste Woche abfärbt. »Der achtundzwanzigste ist kein guter Tag, Richard.“
    »Karen, du kannst nicht einfach sagen: ›O je, es wird etwas Schreckliches passieren. ‹ Du mußt mir schon verraten, was. Du mußt mir sagen, was du weißt. Und woher.« Karen seufzte. »Wie wär's denn mal mit Vertrauen?“
    »Karen, ob ich dir in diesem speziellen Punkt glaube oder nicht, hat nichts damit zu tun, ob ich dich liebe und dir vertraue. Karen - versetz dich doch mal in meine Lage.“
    »Wie erklärst du dir, was Wendy uns über Pam und Hamilton erzählt hat - daß sie im Krankenhaus in Stereo phantasiert haben?“
    »Keine Ahnung.«
    »Hat der Brief, den ich dir damals gegeben habe, bevor ich ins Koma gefallen bin, denn gar keine Bedeutung für dich?“
    »Natürlich hat er das.«
    »Und die Tatsache, daß ich am siebenundzwanzigsten im Fernsehen bin, kann dich auch nicht umstimmen? Willst du mir denn nicht seelischen Beistand leisten?«
    »Das ist eben Pech. Ich schaue es mir dort unten an. Ich werd' dabei mit dir telefonieren.«
    »Also fliegst du trotzdem?«
    »Ja - es sei denn, du kannst mir um einiges detaillierter schildern, was passieren wird und wann. Diese Geschichte mit dem Schlaf allein reicht mir nicht.«
    »Richard, ich würde es dir ja gerne sagen. Es ist schließlich nicht so, daß ich hier die blöde Ziege spiele und dir absichtlich etwas verschweige. Im Hinterkopf höre ich ständig diese Stimmen. Aber das einzige Mal, daß ich sie klar und deutlich vernommen habe, war bei den Aufnahmen mit Gloria.« Richard sieht sie so ruhig an, wie er kann. Er hat Angst, daß mit Karen nach ihrem märchenhaften Erwachen doch noch irgend etwas schiefläuft. »Es ist doch nur für einen Tag, Karen. Eine einzige lächerliche Übernachtung; ich habe es denen im Büro schon vor Monaten versprochen. Sie werden niemanden anders finden, der an meiner Stelle in der Weihnachtswoche verreisen kann.“
    »Was hast du denn da so Wichtiges zu tun?« Jetzt kommt es Richard vor, als streite er sich mit einem Teenager. »Ich soll mit der Filmcrew dort unten Sets und Budgets durchgehen. Das muß nun mal jemand machen, und zwar persönlich.“
    »Ist ja auch egal.“
    »Komm mir bitte nicht mit ›egal‹.“
    »Ach, egal.«
    Trotz der Spannungen schließen sie einen Waffenstillstand, und Weihnachten und die Verlobungsfeier werden begangen wie geplant. Es ist ein Tag kleiner Geschenke und milder Überraschungen. Megan hat ein ganzes Zimmer mit selbstgebasteltem Papierschmuck und silbernen Herzen dekoriert. Die Fenster sind leicht beschlagen, und es riecht ein wenig nach Eggnog. Pam und Wendy fangen bei den Tischreden hemmungslos an zu flennen, und selbst Hamilton, der alte Stiesel, hat einen Kloß im Hals, während Linus sich um die Stabilität der Baisertortenkonstruktion zu sorgen scheint. Als die Feier schon halb vorbei ist, geschieht etwas außerordentlich Merkwürdiges. Die Gäste hören ein elektrisierendes Krack Krack! vom Wohnzimmerfenster her, wo ein Strauß unbarmherzig mit seinem grotesken Schnabel gegen die Scheibe pickt. Es ist, als sänken alle in einen tiefen, warmen Traum. Dann taucht ein anderer Strauß auf und beginnt ebenfalls, mit seinem Schnabel ans Wohnzimmerfenster zu klacken, während im Zimmer Gelächter und Chaos ausbricht.
    Karen ist begeistert: »Oh, Richard, das ist ja toll. Hast du das extra für mich arrangiert? Wie süß!« Mr. Lennox, der um die Ecke wohnt, kommt mit einem aufgerollten Seil ins Blickfeld gelaufen. Der kleine, schnurrbärtige Mann entschuldigt sich vielmals. »Sie sind aus der Garage ausgerissen. Ich hätte sie eigentlich nach Abbotsford bringen müssen, aber über die Feiertage ist alles geschlossen.« Megan fragt: »Was wollen Sie denn mit so einem dämlich aussehenden Straußenpaar?«
    »Aber Megan - das ist das Fleisch von morgen. Mager wie Tofu und wohlschmeckend wie Rindfleisch. Die

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