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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Lappen gegangen ist.« Karen denkt daran, was Pam neulich im Auto gesagt hat die Menschen würden von ihr erwarten, daß sie tausend Jahre alt ist und nicht bloß vierunddreißig. Sie weiß, daß es das ist, worauf Gloria hinauswill.
    »Karen -« Gloria kommt zurück. »Ich möchte Ihnen noch ein paar Fragen stellen. Das Ganze muß ziemlich ermüdend für Sie sein.«
    »Ach was, das tu ich doch gern. Wann interviewen Sie Megan?«
    »Nach Ihnen«, sagt Gloria. »Und dann unterhalten wir uns noch mit Ihnen beiden gemeinsam. Wir drehen jetzt in der falschen Reihenfolge, aber in der Postproduktion basteln wir dann alles richtig zusammen.« Gloria macht ein unfreundliches Gesicht, als sei sie nicht willens, irgendwelche Nettigkeitsenergie zu vergeuden, solange das Aufnahmesignal noch nicht gegeben wurde. Dann ertönt die Klappe, und schon wird sie wieder zu »Gloria«. »Karen.« Gloria setzt ihren ernsten Blick auf, schmiegt ihr Kinn an ihre Handrücken und schaut Karen durchdringend an. »Unsere Zuschauer sind neugierig. Ich weiß, es ist eine banale Frage, aber ich muß sie trotzdem stellen - was ist das für ein Gefühl, ein moderner Rip Van Winkle zu sein? Sie haben fast zwanzig Jahre geschlafen. unglaublich. Was geht jetzt in Ihrem Kopf vor? Wie ist es für Sie in der Gegenwart?«
    »Wissen Sie, wie ich mich fühle? Ich fühle mich in dieser modernen Welt nutzlos. Ich kann nichts tun als herumliegen. Ich habe den Eindruck, als sei ich der einzige Mensch auf der Welt, der sich noch entspannt. Und dann denke ich an all die schlimmen Dinge, die geschehen werden, und die Welt tut mir leid, weil es bald mit ihr zu Ende geht.« Schnitt!
    Assistenten kommen herübergelaufen. »Karen, was um Himmels willen war das denn?«
    Karen blinzelt und schaut aus dem Fenster zum Himmel, der die Kamerascheinwerfer zu übertrumpfen sucht. »Ich weiß nicht recht. Es ist mir einfach so rausgerutscht.« Richard schlüpft um eine Ecke und winkt Wendy heran. Er erzählt ihr, was passiert ist.
    »Karen«, sagt Gloria, »lassen Sie uns das noch mal probieren. Vielleicht können wir die ... äh ... schlimmen Dinge in einer gesonderten Frage behandeln?“
    »Klar. Es ist Ihre Sendung.« MAZ ab...
    »Karen.« Wieder sieht Gloria Karen eindringlich an und wiederholt Wort für Wort: »Unsere Zuschauer sind neugierig. Ich weiß, es ist eine banale Frage, aber ich muß sie trotzdem stellen - was ist das für ein Gefühl, ein moderner Rip Van Winkle zu sein? Sie haben zwanzig Jahre geschlafen. Was geht jetzt in Ihrem Kopf vor? Wie ist es für Sie in der Gegenwart?«
    »Ich fühle mich so nutzlos wie ein Kropf. Ich sitze den ganzen Tag herum, ohne irgendwas zu tun, während alle anderen herumlaufen wie aufgedrehte Zeichentrickfiguren.« Ein halb resigniertes Schweigen tritt ein. Gloria fragt: »Und sonst?«
    »Wenn Sie schon fragen: Die Welt wird bald untergehen.« Schnitt!
    »Karen, ich - entschuldigen Sie mich eine Sekunde.« Gloria stürzt aus dem Zimmer. Ein Assistent, Jason, kommt herein, um den guten Bullen zu spielen. Sein Schritt ist langsam, sein Blick verständnisvoll. Er hat keine Vorbehalte gegen merkwürdige Phänomene, und er erkennt ein potentielles Wunder, wo andere bloß Schwachsinn sehen. »Karen«, sagt er und bedeutet der Filmcrew, weiterzudrehen, »wenn Sie sagen, die Welt geht unter, was genau meinen Sie damit?“
    »Was ich gesagt habe. Ich ...« Es folgte eine Pause, und dann spricht eine Stimme, die Stimme der Karen, die all diese Jahre fort war. »Drei Tage nach Weihnachten. Dann wird sich die Welt verfinstern. Man kann nichts dagegen tun, und es gibt kein Entrinnen. 1979 habe ich gesehen, wie es passieren wird. Durch ein Versehen standen ein paar Türen offen, und ich habe einen Blick darauf erhascht. Ich habe nicht etwa herumgeschnüffelt, ich habe bloß im richtigen Moment hingeschaut. Ich dächte, ich könnte mich da wieder herausschlafen - schließlich wußte ich nicht genau, an welchem Tag es geschehen würde. Ich wollte in einen ewigen Schlaf fallen. Das ist nicht dasselbe wie der Tod, sondern die einzige Möglichkeit, die wir haben, um der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Das ist es, was uns von jedem anderen Lebewesen auf der Welt unterscheidet - wir haben Zeit. Und wir haben die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen.« Jason schweigt. Die Kamera läuft noch. Richard, Pam und Wendy beobachten die Szene. In die Stille hinein hören sie Glorias Stimme sagen: »Was soll ich denn machen, wenn sie andauernd

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