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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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während der Jet Seattle überquert und dann entlang der 1-5 hinauf bis zur kanadischen Grenze fliegt. Die Autobahn ist so verstopft, wie er sie noch nie gesehen hat. Winterschlußverkauf: Als sie Vancouver erreicht haben, kreist die Maschine über der Stadt, fliegt dann über die Coast Mountains und dreht stehende Achten über den unberührten, vereisten Bergen und Seen, ein Rundflug durch das Jahr Null. Eine weitere Verzögerung wird gemeldet, und dann, nach zwei Stunden Zeitschinden, setzt die Maschine auf der Landebahn auf, doch im letzten Moment gehen die Scheinwerfer, die den Weg weisen, aus.

  22
Nation oder Ameisenstaat?
    Auf dem Flughafen von Vancouver ist Richards Maschine die einzige, die sich auf der Rollbahn bewegt. Der Kapitän meldet abermals eine Verzögerung, und die Passagiere verbringen eine weitere Stunde im Flugzeug - ein Problem mit dem Bodenpersonal, aber kein Grund zur Panik, auch wenn, wie die Insassen deutlich erkennen können, die Hälfte des Gebäudes ohne Licht und kein einziges Mitglied des Bodenpersonals in Sicht ist.
    Das Entsetzen der Passagiere wächst, als ein toter Handlungsreisender angeschnallt auf Platz 67C und dann ein toter Teenager auf 18E entdeckt wird. Die Angst nimmt zu. Es ist unübersehbar, daß sich auf dem Flughafen nichts regt - kein Laster, kein Gepäckwagen, und auch sonst gibt es kein Lebenszeichen. Ein weiterer kompletter Abschnitt der Terminal-Beleuchtung beginnt zu blinken und geht dann aus, und endlich stoßen die Stewardessen die Tür auf, und die Passagiere gleiten eine aufblasbare gelbe Notrutsche hinunter. Um in das Flughafengebäude zu gelangen, gehen sie mit stillem, diszipliniertem Gehorsam durch einen Lieferanteneingang. Als sie gegen eine Tür gelehnt eine tote Stewardeß finden, bricht schnell Anarchie aus. Draußen regnet es, und in dem Gebäude ist es kalt. Es sind so gut wie keine Menschen anwesend - an der Paßkontrolle steht kein Personal außer einer Frau in einer Ecke, die eine weiße Papier-Atemmaske trägt und sie durchwinkt. Überall auf dem Flughafen liegen Leichen herum. Die Passagiere hasten auf das milde Summen des Gepäcklaufbandes zu, das plötzlich zu stottern beginnt und dann stehenbleibt, um nie wieder Koffer und Taschen auszuspucken.
    Irgend etwas ist furchtbar schiefgelaufen. Richard fühlt sich benommen. Karens Zukunftsvision ist wahr geworden. Ein Adrenalinstoß beißt ihn mit spitzen Zähnen in den Nacken. Die Zollkontrolle ist nicht besetzt. Die Telefone sind tot, und draußen warten keine Taxis - nur ein oder zwei Autos, die mit einem Irrsinnstempo die Durchfahrtsschneise entlangrasen. Richard hört eine Stimme, die seinen Namen ruft - es ist Mr. Dunphy, nein, Captain Dunphy, ein Nachbar aus West Van.
    »Richard? Sind Sie das, Richard Doorland?«
    »Oh. Hey, Captain Dunphy. Hi. Was zum Teufel ist hier los?«
    »Herrje. Sie würden's nicht glauben. Waren Sie in der Maschine aus Los Angeles?“
    »ja, aber -«
    »Es wurde gerade heiß debattiert, ob man Ihnen die Landung gestatten oder Sie lieber so lange über den Bergen hin und her fliegen lassen sollte, bis Ihnen der Treibstoff aus geht.« Richard ist sprachlos. »Die Tower-Besatzung glaubte, daß Flugzeuge weitere Infizierte mitbringen würden, aber es hat sich herausgestellt, daß einfach jeder einschläft. In dem Moment, als Sie die Landebahn berührten, haben sie das Licht ausgeschaltet und sind nach Haus gegangen. Kommen Sie, lassen Sie uns abhauen.«
    Sie eilen durch ein Labyrinth aus metallenen Korridoren, Rampen und Gängen hinter ZUTRITT-VERBOTEN-Türen, für die Captain Dunphy eine Magnetkarte besitzt. Am Ende dieser Exkursion stehen sie auf dem Vorfeld der Rollbahn. Der Regen hat kurzzeitig aufgehört, und Wolken beklecksen den Himmel wie einen besudelten Eßteller. Aus einem gelben Gepäckstück, das aus dem Frachtraum einer 737 gefallen und dann aufgeplatzt ist, nimmt Richard einen großen Wintermantel. Captain Dunphy schnappt sich einen elektrischen Gepäckwagen. »Wo fahren wir hin?« fragt Richard.
    »Zum Landesteg am Ende der Rollbahn. Mein Bruder Jerry kommt mit seiner Yacht aus West Van rüber, um mich abzuholen. Hab' ihn per Handy angerufen - ich bin gerade aus Taipei angekommen. Ein verdammter Alptraum. Wir hatten drei Todesfälle an Bord, und die Passagiere sind zwischen Honolulu und Vancouver völlig durchgedreht. Ein Gebrüll und Geheule - kaum zu fassen. Wir mußten die Tür zum Cockpit verriegeln.«
    Beide suchen den Horizont nach einem Boot oder

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