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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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einem Licht ab. »So etwas hätte ich in all meinen Flugjahren niemals für möglich gehalten. Ich war bloß froh, daß ich nach Hause konnte. Als wir angedockt hatten, sind die Passagiere einfach alle losgerannt. Die haben noch nicht mal auf ihr Gepäck gewartet. Keine Ahnung, wo diese Leute hin sein können. Haben Verwandte auf sie gewartet? Vorhin gab's doch auch schon keine Taxis mehr.«
    »Diese Seuche - was ist das?« fragt Richard, während sein Hirn die Plots diverser Science-Fiction-Filme der 70er Jahre herunterspult. »Was für Leute sterben daran? Alte? Babys? Irgend eine bestimmte Bevölkerungsgruppe?“
    »Es steckt kein System dahinter. Jeder stirbt. Überall sind deswegen Flugzeuge abgestürzt. In allen Großstädten ist Chaos ausgebrochen. Auch in Vancouver. Seit heute mittag sterben die Leute wie die Fliegen. Es hat keinen Sinn, in die Nähe der Innenstadt zu fahren. Da geht es zu wie auf einem Parkplatz, vollgestopft mit verzweifelten Menschen, die dem Wahnsinn nahe sind. Alle, die sich mit dieser Krankheit anstecken - was es auch sein mag -, werden von einem unwiderstehlichen Drang zu schlafen überwältigt. Sie legen sich hin, wo auch immer sie sich gerade befinden - im Auto, auf dem Fußboden des Einkaufszentrums, im Büro. Eine Minute später sind sie tot.«
    Die Fahrt die Rollbahn entlang dauert viel länger, als Richard angenommen hat. Im Norden, in Richtung Stadt, kann er von diversen Brandstellen aufsteigende Rauchwolken und ganze Bereiche sehen, in denen der Strom ausgefallen ist. Sie parken kurz vor dem brackigen Wasser am Ende der Rollbahn, springen vom Gepäckwagen und stehen im Regen, während Captain Dunphy mit einer Taschenlampe blinkt. Aus der Ferne sehen sie ein Boot auf sich zukommen, und bald hören sie den Bootsmotor im Dezemberwind. Captain Dunphy gibt seinem Bruder Signale mit der Taschenlampe; das Boot legt am Ufer an, auf das kraftlos das kabbelige Wasser schwappt. Captain Dunphy bemerkt Jerrys mißtrauisches Gesicht und sagt: »Er gehört zu mir, Jerry. Das ist Richard, mein Nachbar.“
    »Springt rein. Es wird bald dunkel. Verdammt, es geht alles drunter und drüber. Uberall herrscht Chaos. Diese Seuche sie breitet sich immer schneller aus.«
    Sie springen ins Boot, das vom Ufer zurückzuckt wie ein Messer, das von einem Magneten gerissen wird. Während kleine Schaumkronen gegen das Boot klatschen, schauen die Insassen fassungslos hinaus auf die fieberkranke Stadt. Richard versucht mit Jerrys Handy bei Karen anzurufen, aber irgend etwas funktioniert nicht.
    Während sie sich West Vancouver nähern, sehen sie durchs Fernglas, daß die Lions Gate Bridge voller Autos ist. Auf dem Berg lodern Feuer - die grauen Rauchwolken erinnern eher an verbranntes Herbstlaub als an brennende Häuser. Das Boot fährt die Küste entlang und macht an einem privaten Anleger eine Meile westlich der Park Royal Mall fest, die auch schon in Flammen steht. An Land wartet Mrs. Dunphy in einem Volvo. Sie kurven die Serpentinen von West Vancouver entlang. Am Straßenrand sehen sie geparkte Autos mit toten Fahrern hinterm Lenkrad. Ein Minivan hält an einem Stoppschild, und für einen kurzen Moment erkennen sie vier Kinder, die aus dem Rückfenster schauen, kreideweiße, stumme Gesichter in Todesangst. An der Cross Creek Road Ecke Highland Drive versuchen zwei Männer sie zu stoppen, aber Mrs. Dunphy tritt das Gaspedal durch, und sie rasen den Berg hinunter nach Hause. Jemand gibt einen Schuß ab, und das Rückfenster zerspringt. In der Rabbit Lane gibt es noch Strom, aber die Wagen von Lois und George sind nicht da. Karen sitzt auf dem Boden neben dem leeren Fernseher, in dem ein Schneesturm tobt. Sie hat die Knie bis ans Kinn hochgezogen, aber ihre Augen sind ganz weit weg. Sie zittert entsetzlich. Ihre Unterarme sehen aus wie ein frisch gerupftes Huhn. »Karen? Karen – Schatz!« sagt Richard, aber sie reagiert nicht. Er nimmt sie in seine Arme und will gerade aufstehen, als Karen zu sprechen beginnt.
    »Jetzt passiert's«, sagt sie. »Es ist hier. Was ich damals gesehen habe ...“
    »Ich weiß, Schatz.«
    »Ich habe so lange versucht, davor wegzulaufen.“
    »Karen - ich weiß, aber du mußt es mir sagen. Irgend etwas Großes geht hier vor sich - auf der ganzen Welt. Und du weißt, was es ist. Bitte sag es mir.« Karen preßt die Lider zusammen und antwortet nicht. Richard ist der Verzweiflung nahe: »Verdammte Scheiße, Karen, sag mir bitte, was los ist! Rede mit mir!«
    Sie sagt: »Die Welt

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