Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
Sonnenbrille. Den Fehler hatte sie nie wieder gemacht. Wie sie in den vergangenen vierzehn Jahren gelernt hatte, hatte der beste Sex manchmal überhaupt nichts mit Liebe zu tun. Manchmal war es nur ein heftiges Abreagieren aufgestauter Lust. Auch wenn sie das in letzter Zeit nicht mehr so richtig beurteilen konnte. Der Fluch brachte ihr Sexualleben komplett durcheinander.
»Hat irgendjemand Daddy angerufen?«
Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und warf Kendra einen Blick zu. »Ich weiß nicht genau.« Aber sie bezweifelte es. »Willst du ihn denn anrufen?«
Kendra zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung, ob ihn überhaupt interessiert, was mit uns ist.«
Jetzt konzentrierte sich Adele voll auf Kendra und ihre Probleme, die viel wichtiger waren als ein Exfreund, eine Sexflaute oder irgendwelche Flüche. »Ich bin mir sicher, dass ihn interessiert, was mit dir ist.«
»Nein.« Kendra schüttelte den Kopf. »Ich dachte, wenn er erfährt, dass das Baby ein Junge ist, will er wieder bei uns wohnen. Aber er interessiert sich nur für Stormy.«
»Stormy. Adele machte ein Würgegeräusch und rümpfte die Nase, als röche sie etwas Verfaultes. »Was für ein dämlicher Name.«
»Sie ist ein Miststück.« Kendra sah Adele verstohlen an, als rechnete sie fest mit einem Tadel.
»Ja. Ein Miststück mit einem dämlichen Namen«, fügte Adele voller Inbrunst hinzu, während sie durch die Tore zurück in die wahre Welt fuhr, wo sie wieder frei atmen konnte.
»Mama sagt, ich darf niemanden hassen, aber ich hasse Stormy.«
Adele griff nach ihrer Wasserflasche zwischen den Vordersitzen und schraubte den Verschluss ab. Sherilyn hatte sich immer bemüht, ein Vorbild zu sein. Die perfekte Südstaatenlady, und was hatte sie jetzt davon? Adele hatte nie nach Perfektion gestrebt, sich aber stets bemüht, freundlich zu sein. Rücksicht auf andere zu nehmen, und was hatte sie jetzt davon? Sie trank einen großen Schluck und schraubte den Verschluss wieder zu. Sie war zwar nicht allein und schwanger, aber allein und dazu verflucht, ein mieses Date nach dem anderen zu haben. »Ich hasse ganz viele Sachen.« Im Moment stand von einem Exfreund überrumpelt zu werden auf der Liste ganz oben.
»Ich hasse Erbsen.« Kendra nestelte am Reißverschlussanhänger ihres Rucksacks. »Und ich hasse Cedar Creek. Es ist einfach ein Kaff.«
»Stimmt, aber du hast doch schon Freundinnen gefunden. Tiffany scheint ein nettes Mädchen zu sein.« Was sogar stimmte und eine Überraschung war, bei der Mutter. Aber Zach war schon immer höflich gewesen. Wenn auch manchmal nur aus Sarkasmus. Er hatte ihr einmal gesagt, die Angst vor einem
136-Kilo-Linebacker sei nichts im Vergleich dazu, wenn einem ein Fluch herausrutschte oder man sich seiner Mutter gegenüber respektlos verhielt.
Es war schön, dich wiederzusehen, Adele , hatte er gesagt, aber wahrscheinlich nur aus Höflichkeit. Nicht, dass ihr das was ausmachte.
Adele hatte ihren Akzent verloren. Zach grinste. Tja, jenen Südstaatenakzent, der aus ihrem vollen roten Mund Butter zum Schmelzen bringen konnte, mochte sie abgelegt haben, aber sie war immer noch verdammt sexy. Hatte immer noch die langen Locken und türkisblauen Augen, die immer leicht schläfrig aussahen, selbst wenn sie hellwach war. Und sah auch an anderen Stellen gut aus.
Zach rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken und hängte es auf die beheizte Halterung im Bad. Dann schnappte er sich seinen Elektrorasierer und lief damit ins Schlafzimmer. Er hatte noch eine halbe Stunde, um in sein Büro an der Highschool von Cedar Creek zu kommen, wo er sich mit den Co-Trainern die Aufzeichnung des gestrigen Spiels noch einmal ansehen wollte. Während er sich rasierte, zog er sich blaue Boxershorts, eine Levi’s und ein »Cougars-Trainerstab«-Sweatshirt an.
Aber gefreut hatte sie sich nicht besonders. War sogar ganz scharf darauf gewesen wegzukommen. Was wahrscheinlich auch das Beste war. Er war nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebte oder viel darüber nachgrübelte, was hätte sein können. Er wünschte sich weder seine glorreichen Zeiten in der NFL zurück, noch ging er immer wieder seine Fehler durch. Und er hatte weiß Gott genug begangen.
Zach reckte das Kinn zur Decke und rasierte sich unter dem Kiefer. Wenn er sein Leben dann doch einmal Revue passieren ließ, teilte er es in drei verschiedene Phasen ein. Vor der
NFL, währenddessen und sein Leben danach. Adele hatte er vor Ewigkeiten einmal gekannt und kein gesteigertes
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