Girlfriends 04 - Kuess Weiter, Liebling!
ihre Körperhülle musste von einem Außerirdischen übernommen worden sein. Sherilyn hätte das A-Wort niemals in den Mund genommen.
»Ich weiß, dass es sehr vulgär und unverschämt ist, aber ich hatte schon länger den Wunsch, ihm das zu sagen.« Sie strich kreisförmig über ihren Bauch, als wollte sie ihr Baby streicheln. »Leck mich am Arsch, William!«
Eine Frau im pinkfarbenen flauschigen Morgenmantel schob einen Tropfständer an der geöffneten Tür vorbei, und Adele riss sich so weit zusammen, dass sie das Wasser einschenken konnte. Dann stellte sie den Becher und den Krug zurück aufs Tablett und fühlte Sherilyn besorgt die Stirn. Adele wusste nicht mehr, ob die Ärzte als Präeklampsie-Symptom auch Fieber erwähnt hatten, aber hier ging ganz eindeutig etwas Merkwürdiges vor.
»Mir geht’s gut.« Sherilyn sah ärgerlich zu Adele auf und stieß ihren Arm weg. »Bis auf den gefährlich hohen Blutdruck, die Kopfschmerzen und die Schwellungen.«
»Ich hab deine Handycam in dem Umzugskarton mit deinem Computer gefunden«, erzählte Adele, um ihre Schwester
ein Weilchen von ihren Problemen abzulenken. Sie hockte sich zu ihr auf die Bettkante und hakte die Spitze ihres schwarzen Lederpumps in der Kniekehle fest. »Die Batterien sind aufgeladen, sodass ich Kendra beim Vortanzen für die Tanzmannschaft aufnehmen kann.«
»Ich wünschte, ich könnte auch dabei sein.«
»Wir kommen gleich danach zu dir und schauen es uns gemeinsam an.«
»Kendra hat so viel durchgemacht. Erst verlässt uns ihr Daddy, und jetzt auch noch das.« Sherilyn hob hilflos die Hände und ließ sie wieder sinken. So viel zum Ablenken. »Ich hab sie gezwungen, ihr Zuhause und ihre Freundinnen zu verlassen, und jetzt muss sie...«
Muss sie bei einer Tante wohnen, die sie nicht mal kennt, dachte Adele. »Aber sie hat in der Schule schon neue Freundinnen gefunden. Tiffany scheint ein nettes Mädchen zu sein.«
»Das hoffe ich. Kendra hat jetzt eine nette Freundin nötig. Du hast am Samstag Tiffanys Daddy kennengelernt, stimmt’s?«
Sie hatte Tiffanys Daddy schon vor Samstag kennengelernt. »Ja.«
»Was denkst du über ihn?«
In den vergangenen Tagen hatte sie versucht, nicht an ihn zu denken. Nicht daran zu denken, wie sexy und verschwitzt er gewesen war, als er mit langsamen, lässigen Schritten auf sie zugeschlendert kam. »Scheint ganz in Ordnung zu sein.« Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln. »Warum?«
»Kendra hat gesagt, dass er Trainer an der Cedar Creek High ist und früher mal Profispieler war. Sie wusste zwar nicht mehr, in welcher Mannschaft, aber sie hat gesagt, dass Tiffany ihr Vitrinen mit Plakaten, Fan-Bommelmützen und Football-Trikots gezeigt hat.« Sherilyn legte den Kopf zurück ins Kissen und seufzte. »Er mag ja ganz in Ordnung sein, aber ich möchte die
Eltern von Kendras Freundinnen immer erst mal kennenlernen, um ganz sicherzugehen, dass sie sich nicht mit Kindern herumtreibt, deren Eltern zu freizügig sind.« Zwischen ihren müden blauen Augen erschien eine Falte. »Vor einem Jahr sind wir aneinandergeraten, als sie sich mit einem Mädchen anfreundete, das abends so lange weggehen durfte, wie es wollte, sich wie Britney Spears kleidete und viel zu schnell erwachsen werden wollte. Plötzlich wollte Kendra Miniröcke und Tangas tragen.«
»Ich halte Augen und Ohren offen, aber ich glaube nicht, dass du dir wegen Tiffany Sorgen machen musst.«
»Kendra sagt, es gibt dort keine Frau im Haus, und es klang, als wäre ihr Vater ziemlich beschäftigt.«
Arbeits-oder frauentechnisch?, fragte sie sich sarkastisch. Sie musste an das grässliche lebensgroße Porträt von Devon denken und überlegte, dass jede Frau, die etwas auf sich hielt, wahrscheinlich sofort weglaufen würde, wenn die tote Exfrau ihres Freundes sie keine Sekunde aus den Augen ließ. »Ihre Mutter ist vor ein paar Jahren gestorben.«
»Ach, das arme Ding.«
»Du erinnerst dich doch bestimmt an Devon Hamilton.«
Sherilyn schloss die Augen und dachte kurz nach. »Ist das nicht die, die dich immer wegen deiner Haare gehänselt hat?«
Unter anderem. »Ja. Das war Tiffanys Mutter.«
Sherilyn riss die Augen wieder auf, und ihre Blicke trafen sich. »Machst du Witze?«
»Nein.«
Sherilyn griff nach den Gummibärchen und riss die Tüte auf. »Die Welt ist klein.«
Sie hatte ja keine Ahnung.
»Ich fühle mich so hilflos. Ich kann nicht mal auf meine Tochter aufpassen.« Sie steckte sich ein rotes Gummibärchen in den Mund. »Und durch
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