Giselles Geheimnis
Hals zu sehen sein – pochend vor Verlangen nach ihm. Ihre Augen würden sich in dunkle Jade verwandeln, und der Atem würde bebend über ihre Lippen kommen …
Stefano machte einen Schritt auf sie zu, Giselle wich einen Schritt vor ihm zurück. Ihr leises Nach-Luft-Schnappen riss ihn in die Realität zurück. Was war nur los mit ihm?! Leidenschaft war nun wirklich das Letzte, was er für sie empfand, und ganz bestimmt wünschte er sich nicht, dass sie Leidenschaft für ihn entwickelte.
Er trat zurück und holte sein Handy hervor. „Sie können den Wagen jetzt bringen“, sagte er in die Muschel.
Keine fünf Minuten später bremste Giselles Firmenwagen vor ihr ab. Ein uniformierter Chauffeur stieg aus und reichte Stefano den Schlüssel, bevor er zu Stefanos Wagen weiterging.
Wortlos stieg Giselle in ihren Wagen ein. Sie hatte keine Ahnung, wie Stefano an den Schlüssel gekommen war, und sie würde auch nicht fragen. Der Verdacht wuchs in ihr, dass für einen Mann wie Stefano Parenti alles und jeder zu haben war.
Stefano sah Giselle nach, wie sie davonfuhr. Feuer und Eis … eine gefährliche Kombination, dazu geschaffen, auch den stärksten Mann in Versuchung zu führen. Er jedoch würde dieser Versuchung widerstehen, davon war er überzeugt.
3. KAPITEL
Seit nunmehr zwei Wochen nahm Giselle ihre neuen Pflichten in der beeindruckenden modernen Zentrale von Stefano Parentis Geschäftsimperium wahr, und selbstverständlich war sie keinen Deut enttäuscht, dass sie Stefano bisher nicht gesehen hatte. Im Gegenteil, sie war geradezu entzückt, dass er durch Abwesenheit glänzte. So hatte sie sich in Ruhe einarbeiten können, ohne auch noch mit seiner Gegenwart fertigwerden zu müssen.
Zumindest war sie bis heute Morgen darüber entzückt gewesen – bis sie die überarbeiteten Pläne durchgesehen hatte, die ihr per Courier zugestellt worden waren.
War es nur ein schlichtes Versäumnis? Oder wollte Stefano sie mit einem Trick überprüfen? Oder – und bei dieser Möglichkeit zog sich ihr Magen zusammen – war das hier der bewusste Versuch eines ihrer Kollegen, die Parenti-Organisation zu betrügen?
Welche der drei Möglichkeiten auch immer stimmte, das Resultat blieb dasselbe – sie würde das, was sie entdeckt hatte, an Stefano berichten müssen. Giselle sah zum Büro von Moira Wilson hinüber, Stefanos persönlicher Assistentin, und fragte sich, ob sie die Sache vielleicht mit ihr besprechen sollte.
Sie mochte die Ältere, die sich wirklich bemüht hatte, ihr den Einstieg hier zu erleichtern. Gleich am ersten Morgen war Moira alles Wichtige mit ihr durchgegangen.
„Vorab … wir reden uns hier alle mit Vornamen an, Stefano besteht darauf. Aber missverstehen Sie das bitte nicht als mangelnde Disziplin oder fehlenden Respekt. Stefano verlangt beides, und er bekommt es auch. Hier ist noch ein Fragebogen von der Personalabteilung, den Sie ausfüllen müssen – persönliche Daten und Ähnliches. Solange Sie hier arbeiten, wird Ihr Gehalt dem der anderen Mitarbeiter angepasst, also entsprechend erhöht. Zudem steht Ihnen eine Jahresgratifikation zu, Krankenversicherung und ein Zuschuss für Ihren Wagen. Spesenabrechnungen können monatlich in der Buchhaltung eingereicht werden. Ich sollte Sie noch warnen, dass wir hier nicht die Angewohnheit haben, Spesen zu manipulieren.“ Diese letzte Information war von einer strengen Miene begleitet worden.
„Spesen manipuliere ich prinzipiell niemals“, hatte Giselle offen erwidert.
„Na prächtig. Ich bin überzeugt, dass Sie bestens zu uns passen werden.“ Dann hatte Moira noch hinzugefügt: „Ach ja, ich brauche auch noch Ihre Passnummer.“
„Meine Passnummer?“
„Sie haben doch einen Pass, oder? Falls nicht, müssen wir schnellstens einen beantragen, für den Fall, dass Stefano Sie auf Geschäftsreise mitnehmen möchte – um sich vor Ort umzusehen. Er verfolgt seine vielen Projekte immer persönlich und bleibt ständig dran.“
Ja, natürlich besaß sie einen Pass. Und es war auch nicht neu für sie, mit ihren Kunden an Sitzungen teilzunehmen und Ortstermine wahrzunehmen, warum also sollte ihr bei der Vorstellung ein Prickeln über den Rücken laufen? Was geschah bloß mit ihr?
Nichts, versicherte sie sich entschieden. Und nichts würde mit ihr geschehen. Sie genoss die Auslandsreisen immer, machten diese doch wett, dass ihre Großtante einfach nicht das Geld für Urlaubsreisen in ferne Länder gehabt hatte. Und später, als Giselle dann ihr eigenes
Weitere Kostenlose Bücher