GK0017 - Dr. Satanos
Klinke.
Die Tür war offen.
Der Inspektor gelangte in einen Raum, der aussah wie ein physikalisches Labor. An der Decke brannte eine Leuchtstoffröhre. John steckte seine Taschenlampe weg und blickte sich kurz um.
Eine weitere Tür führte in einen anderen Raum.
Auch diese war nicht verschlossen.
John Sinclair gelangte in eine Kühlkammer. Er zählte sieben Bahren. Bis vor kurzem mußten darauf noch Menschen gelegen haben, denn die Laken auf den Bahren waren zerknautscht.
Was war hier vorgegangen? Wer hatte auf den Bahren gelegen? Ehe John sich weiter Gedanken machen konnte, riß ihn der gellende Schrei einer Frau aus seinen Überlegungen.
Der Schrei war aus einem anderen Raum gekommen.
John überstürzte nichts. Er sah die Tür, die zu dem Raum führte, aus dem der Schrei gekommen war.
Vorsichtig öffnete John die Tür. Unbewußt zog er sein Messer.
John Sinclair warf einen Blick in den Raum. Das schreckliche Bild, das sich ihm bot, würde er nie in seinem Leben vergessen können.
***
June Hillary weinte.
Sie war am Ende ihrer Nervenkraft. Das stockdunkle Gefängnis, die schwere Eisenkette an ihrem rechten Handgelenk, der Schmerz in ihrem Hinterkopf und die Erinnerung an den grausamen Mord an ihrer Freundin Cora hatten aus dem lebenslustigen Girl ein zitterndes Nervenbündel gemacht.
Eine Hand strich zart über ihre tränennassen Wangen.
»Bitte, Miss, weinen Sie nicht mehr. Es wird alles gut werden.« Jeff Browns Stimme klang beruhigend. Er mußte sich selbst unheimlich zusammenreißen, um nicht auch in Panik zu geraten.
June schüttelte den Kopf, obwohl Jeff es in der Dunkelheit gar nicht sehen konnte.
»Ich glaube nicht mehr an einen Ausweg«, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. »Ich habe gesehen, wie meine beste Freundin wie ein Stück Vieh umgebracht worden ist. Nein, für uns gibt es keine Rettung.«
»Man soll die Hoffnung nie aufgeben«, sagte Jeff. Er wußte selbst, wie banal seine Worte klangen.
June richtete sich auf, soweit es ging. Die Kette klirrte leise.
»Was hat man mit uns vor?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Jeff.
»Sie lügen.«
»Nein, ich weiß es wirklich nicht.«
Mein Gott, ich kann dem armen Geschöpf doch nicht sagen, daß man uns köpfen will, dachte Jeff.
»Weshalb hält man uns denn hier gefangen?«
Darauf wußte Jeff keine Antwort.
Er wußte nicht einmal, wie viele Stunden er hier lag. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Jeff dachte an seinen Vater. Und an Satanos’ Worte. Sein eigener Vater würde ihn köpfen.
Das sprengte Jeffs Vorstellungsvermögen. Und er spürte, wie die Angst immer stärker wurde.
Etwas huschte über sein Bein. Eine Ratte!
Jeff griff blitzschnell zu. Er bekam das Tier zu packen. In einem Wutanfall schleuderte er es gegen eine Wand. Es klatschte, als die Ratte ihr Leben aushauchte.
»Was war das?« fragte June leise.
»Nichts.«
»Warum lügen Sie immer? Ich bin stark genug, um die Wahrheit vertragen zu können.«
Jeff lachte bitter auf. »Die Wahrheit«, sagte er, »die können Sie nicht vertragen. Die können Sie sich noch nicht einmal vorstellen. So grausam ist sie.«
»Werden wir denn sterben?« fragte June.
Bevor Jeff sich eine Antwort ausdenken konnte, wurde die Tür zur Folterkammer geöffnet.
Eine breite Lichtbahn fiel in den Raum.
Dann kam Dr. Satanos. In der Hand hielt er einen sechsarmigen Leuchter, in dem dicke Kerzen brannten.
Satanos stellte den Leuchter auf den Boden. Die Kerzen warfen ein flackerndes Licht auf all die grausamen Mordinstrumente, die in der Folterkammer verteilt standen.
June Hillary hatte sich aufgesetzt. Ihre Lippen bewegten sich wie unter einem unsichtbaren Zwang.
»Ist – ist… es jetzt soweit?« flüsterte sie erstickt.
»Wahrscheinlich«, erwiderte Jeff.
Zum erstenmal konnte er June richtig sehen, konnte erkennen, wie schön sie war. Ein verlorenes Lächeln legte sich um Jeffs Mundwinkel.
Dr. Satanos ging noch mal hinaus.
»Wer – wer… ist dieser Mann?« wollte June wissen.
»Das ist Dr. Satanos«, erwiderte Jeff düster.
»Dr. Satanos?«
»Ja, so nennen ihn die Leute.«
June schwieg. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie den unheimlichen Wissenschaftler an, der jetzt wieder die Folterkammer betrat. Er hielt einen kleinen grauen Kasten in der Hand. Satanos stellte den Kasten auf einem Tisch ab. Dann ging er zu der Guillotine und prüfte mit dem Daumen die Schneide des Fallbeils. Ein zufriedenes Lächeln glitt über sein Gesicht.
Mit weit aufgerissenen
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