GK0049 - Dämonos
ist mein Mann verschwunden.«
»Der wird bestimmt irgendwo einen trinken gegangen sein«, erwiderte der Bobby. »Bei so einer Alten würde ich das auch«, fügte er noch leise hinzu.
»Hoffentlich können wir der Frau noch helfen«, sagte Dave Callum.
»Machen Sie sich mal keine Sorgen. So leicht wird man nicht umgebracht«, antwortete der Polizeibeamte optimistisch.
Dave Callum wollte noch etwas sagen, doch da wurde schon die Tür aufgestoßen, und der Führer des alarmierten Streifenwagens stürmte in den Raum.
»Sind Sie der Mann, der den Überfall gesehen hat?« fragte er und zeigte auf Dave.
»Ja, Sir.«
»Los, kommen Sie mit. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
Als sie in den Streifenwagen stiegen, fragte ein Beamter: »Ihre Geschichte stimmt doch, oder?«
»Darauf können Sie Gift nehmen, Sir. Mit solchen Sachen spaßt man nämlich nicht.«
***
Blitzschnell drehte John Sinclair den Zündschlüssel herum.
Der Motor des Bentley kam sofort. John trat die Kupplung, knüppelte den Gang ins Getriebe…
Im gleichen Augenblick hatten es zwei Dämonen geschafft, sich mit dem größten Teil ihres Oberkörpers durch das Seitenfenster zu zwängen. Ein Arm legte sich plötzlich um Johns Kehle.
Der Inspektor rutschte zur Seite und damit sein Fuß vom Gaspedal.
Der Wagen blieb stehen.
Aus. Die Chance war vertan.
John Sinclair wurde gegen das Sitzpolster gepreßt. Der verdammte Würgegriff raubte ihm den Atem.
John riß die Augen weit auf. Der Dämon hockte jetzt schon fast auf dem Sitz.
John stieß seinen rechten Arm vor. Er traf den Dämon zwar, hatte jedoch das Gefühl, durch Watte zu schlagen.
Mit normalen Mitteln kam er gegen die Dämonen nicht an.
Die Maske fiel ihm ein. Sie lag noch immer auf dem Beifahrersitz, durch seinen Körper vor den Blicken der Dämonen geschützt.
Johns linke Hand tastete sich zu dem Sitz hinüber, bekam die Maske zu fassen, riß sie hoch.
Die Dämonen stießen ein wütendes Geheul aus. Ehe sie richtig begriffen, was los war, hatte John Sinclair die Maske vor sein Gesicht gepreßt.
Etwas Unglaubliches geschah.
Verschwunden war plötzlich der Bentley – verschwunden waren auch die Dämonen.
John Sinclair befand sich in einer anderen Welt. Hatte die Grenzen von Raum und Zeit überschritten und war in einem Reich gelandet, das zwischen dem Diesseits und Jenseits lag.
John Sinclair schwebte durch einen finsteren, endlosen Schacht, der tief in das Dunkel der Unendlichkeit zu führen schien.
Für John Sinclair war es ein herrliches Gefühl. Er bildete sich ein, frei zu sein. Frei in einer Form, wie er sie noch nie erlebt hatte.
Plötzlich sah John Sinclair die Augen. Sie glühten am Ende des Schachtes auf.
Drohend, unheimlich!
Die Augen wurden größer, und John hatte auf einmal das Gefühl, genau in die riesigen Pupillen zu schweben.
John Sinclair wußte nicht, daß er der Dämonengöttin Li Ten Sai gegenüberstand und daß er sich hinter der bleigrauen Dimensionswand in Dämonos’ finsterem Reich befand.
John sah tanzende Gestalten, die der Göttin huldigten und von Augenblick zu Augenblick ihre Form veränderten.
Plötzlich wurde Johns Fall gebremst. Er schwebte langsam auf den Boden, der ihm vorkam wie eine Gummimatte, als er ihn berührte. Seine Schritte waren federnd, fast tänzerisch.
Noch immer tanzten die Gestalten. Sie hatten John jetzt in ihren Kreis eingeschlossen, umringten ihn, und John Sinclair sah, daß es Fabelwesen aus den alten Sagen und Legenden waren, in denen ja immer ein Körnchen Wahrheit steckte.
John Sinclair hob den Kopf. Über ihm schwebten die riesigen Augen. Sie waren so nah, daß John befürchtete, sie würden jeden Moment herabfallen, um ihn zu erdrücken. Eine Stimme schallte an Johns Ohren. Obwohl sie aus weiter Ferne zu kommen schien, war sie klar und deutlich zu verstehen. »Hier spricht Dämonos, dein ergebener Diener. Höre mich an, o Li Ten Sai. Deine Stunde ist nah. Noch in dieser Erdennacht wirst du zurückkehren und den Fluch, der dich vor undenkbaren Zeiten gebannt hat, auslöschen. Ghanor eti nedo – der Fluch hat keine Gültigkeit mehr. Du bist frei, o Göttin! Komm! Komm aus deinem Reich und herrsche wieder auf der Erde.«
John Sinclair hatte plötzlich das Gefühl, die Augen würden immer tiefer herabsinken. Er streckte die Hände aus, wollte sich zu Boden werfen.
Und da verlor er die Maske.
Im gleichen Augenblick entstand ein Chaos. John meinte, im Zentrum eines Tornados zu sein und mit ihm durch das Weltall zu
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