GK0049 - Dämonos
eine Frage von Sekunden, wann John Sinclair Opfer dieser blutgierigen Dämonenmeute werden würde…
***
Intervallartig kehrte Samantha Croydons Bewußtsein zurück.
Zuerst kamen die Schmerzen. Sie bohrten in ihrem Nervenzentrum, schienen die Schädeldecke zertrümmern zu wollen.
Samantha stöhnte auf, öffnete den Mund, wollte nach Luft schnappen.
Es ging nicht.
Irgend etwas preßte ihr die Kehle zu.
Unendlich mühsam öffnete Samantha die Augen.
Halbdunkel umgab sie. Unter ihrem Rücken fühlte sie leichte Schaukelbewegungen, wie sie bei einer Autofahrt entstehen.
Samantha Croydon lag in einem Wagen.
Der Druck auf ihrer Kehle ließ etwas nach. Gierig atmete sie die Luft ein.
Samantha bewegte den Kopf, so gut es ging. Jetzt konnte sie auch erkennen, wohin man sie verfrachtet hatte. Genau zwischen den Vorder- und Rücksitz.
Im Fond des Wagens saß ein Mann, der seinen Fuß gegen ihre Kehle gepreßt hatte. Der Kerl trug weiche Schuhe, konnte mit minimalem Druck Samanthas Atemnot vergrößern.
Der Mann auf dem Sitz beugte sich vor.
Samantha blickte in ein asiatisches Gesicht, das überhaupt keine Regung zeigte.
Der Chinese hob den Fuß hoch. Endlich konnte Samantha wieder normal Luft bekommen.
»Wohin fahren wir?« krächzte sie. Der Mann gab keine Antwort. Samantha drehte sich etwas zur Seite.
Sie sah, daß der Chinese sich seine Schulter hielt.
Die letzten Minuten vor ihrer Bewußtlosigkeit stiegen wieder in Samantha hoch. Sie sah alles genau vor sich. Wie der Zuhälter brutal erstochen worden war und wie sie einfach geschossen hatte. Der Mann mußte demnach die Kugel mitbekommen haben.
Samantha Croydon bekam Angst. Sie dachte daran, daß dieser Mann sich für den Schuß rächen würde…
Samanthas Gedankenkette zerbrach. Der Wagen wurde plötzlich abgebremst.
Der Mann vorn am Steuer legte den Rückwärtsgang ein und fuhr das Fahrzeug ein Stück nach hinten. Dann bremste er wieder ab.
Der Chinese im Fond klinkte die Tür auf. Er beugte sich vor, packte Samantha mit seinem gesunden Arm an den Haaren und zog sie brutal aus dem Wagen.
Es kostete Samantha übermenschliche Anstrengung, den mörderischen Schmerz zu verbeißen.
Der Chinese schleuderte Samantha auf den Boden. Sie schlug mit dem Gesicht in feuchtes Erdreich.
Türen klappten.
»Steh auf!« zischte eine Stimme.
Samantha kroch zu dem Wagen und zog sich an ihm in die Höhe. Dann drehte sie sich langsam um.
Die Männer mußten auf irgendein verlassenes Fabrikgelände gefahren sein. Samantha erkannte trotz der Dunkelheit die Umrisse einiger Hallen.
Die beiden Chinesen standen vor ihr. Der eine hielt sich immer noch seinen verletzten Arm.
Nummer zwei – der Fahrer – machte eine knappe Kopfbewegung. »Komm mit!«
Als Samantha nicht sofort reagierte, packte er hart zu und zog sie zu sich heran. Seine Hand legte sich wie eine Stahlklammer um Samanthas Arm.
Willenlos ließ sie sich mitschleifen. Die Männer brachten sie in eine leerstehenden Fabrikhalle.
Sie waren nicht die einzigen Lebewesen hier. Ratten huschten quiekend über den festgestampften Boden und verschwanden unter verfaulten Kisten und Brettern, die überall herumlagen.
Die Chinesen führten Samantha bis zur Mitte der Fabrikhalle. Vor einem Gully blieben sie stehen.
Samantha sah ihn erst im letzten Augenblick, denn keiner ihrer Bewacher hatte eine Taschenlampe eingeschaltet.
Einer der Chinesen bückte sich und hob den Deckel hoch. Stinkende, nach Fäulnis riechende Luft schlug ihnen entgegen.
Samantha wurde plötzlich klar, wenn sie erst mal dort unten steckte, würde sie wohl kaum eine Chance bekommen, je wieder zu entfliehen.
Die Frau schätzte blitzschnell ihre Chancen ab.
Der eine Chinese stand noch immer in der gebückten Stellung, und sein Kumpan achtete auch nicht weiter auf sie. Seine Augen waren ebenfalls auf den Boden gerichtet.
Samantha wagte das schier Unmögliche.
Sie kreiselte plötzlich herum, schlug ihre Faust gegen den verletzten Arm des Chinesen, so daß der Mann zur Seite torkelte, und rannte weg.
Der Kerl stieß einen heiseren Wutschrei aus und nahm sofort die Verfolgung auf. Auch der zweite Chinese hetzte mit langen Sätzen hinter der Frau her.
Doch Samantha hatte zwei Pluspunkte. Erstens die Dunkelheit und zweitens den Überraschungseffekt.
Sie war schon an dem Fabriktor, als die beiden Männer immer noch drei, vier Meter hinter ihr waren.
Samantha schlüpfte hinaus und rannte nach rechts. Mit keuchenden Lungen und hämmernden
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