GK0057 - Die Bräute des Vampirs
ab.«
Brenda strich sich eine Strähne ihres pechschwarzen Haares aus der Stirn. Kein Zweifel, sie war die hübscheste der Dolly Sisters. Das Haar war kurz geschnitten und sah immer etwas zerzaust aus. Dadurch kam das rassige Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen noch mehr zur Geltung. Die dunkelblauen Augen wirkten darin wie tiefe Seen, in denen man ertrinken konnte. Brenda Porter trug einen lindgrünen Hausanzug, der ihre Figur wie ein Futteral umschloß.
Als Yamaro das Klicken des Feuerzeugs hörte, wandte er sich um. Brenda hatte sich gerade eine neue Zigarette angezündet. Hastig blies sie den Rauch gegen die Decke.
»Du bleibst bei deinem Entschluß?« fragte Yamaro.
Sekundenlang betrachtete das Mädchen den vor ihr stehenden Killer. Sie sah einen schlanken mittelgroßen Mann in einem eleganten grauen Anzug. Er trug ein modisches, kariertes Hemd und eine unifarbene Krawatte.
Eigentlich sieht er aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, dachte sie.
»Ich warte auf deine Antwort, Brenda!«
»Ja, ich bleibe bei meinem Entschluß!«
»Gut.« Yamaro nickte.
Brenda beobachtete ängstlich seine Bewegungen. Was würde er jetzt unternehmen?
Das falsche Lächeln lag noch immer wie festgemeißelt in Yamaros Gesicht, als er unter seine Jacke griff und seine Hand mit einem Revolver wieder zum Vorschein kam.
Brenda wurde blaß. »Was hast du vor?« fragte sie überflüssigerweise, denn in ihrer plötzlichen Angst fiel ihr nichts anderes ein.
Yamaro gab keine Antwort. Seelenruhig schraubte er einen Schalldämpfer auf den Lauf.
Dann hob er den Arm mit der Waffe.
Brenda, die auf der Couch gesessen hatte, drückte sich bis ganz in die Ecke zurück, so, als könnte sie das Unvermeidliche noch aufhalten.
»Es hat doch keinen Zweck«, sagte Yamaro. »Komm Mädchen, du bist reif.«
Er sprach im Plauderton, und wer bis jetzt noch nicht bemerkt hatte, welch ein Mordroboter dieser Mann war, wurde nun eines Besseren belehrt.
Brenda Porter wollte schreien. Ihre Not, ihre Verzweiflung hinausrufen, doch die Kehle war wie zugeschnürt. Sie brachte nur ein Krächzen zustande. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, der Magen schien ihr in die Kehle zu kommen, die Zigarette war aus ihrer Hand gefallen und kohlte den teuren Teppich an.
In diesem Augenblick ertönte der Türgong.
Überlaut drang das melodische Geräusch durch die herrschende Stille.
Für einen Moment verzerrte sich Yamaros Gesicht. Dann ließ er den Arm mit der Waffe sinken.
»Erwartest du Besuch?« fragte er lauernd.
Brenda schüttelte stumm den Kopf.
Yamaro leckte sich über die etwas dicken Lippen.
Wieder klang der Türgong auf.
»Los, frag, wer da ist!«
»Ja, natürlich.«
Brenda stand auf. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie dem Tod von der Schippe gesprungen war. Wenigstens vorläufig. Egal, wer draußen war, sie würde ihn hereinlassen. Brenda trat an die Sprechanlage. Sie nahm den Hörer aus der Halterung und sagte: »Ja, bitte?«
»Ich heiße Sinclair«, erwiderte eine Männerstimme. »Kann ich Sie für einen Augenblick sprechen, Miß Porter? Es ist sehr dringend.«
»Natürlich, Mr. Sinclair. Warten Sie, ich mache sofort auf. Fahren Sie dann den Weg bis zum Haus hoch.«
Brenda drückte auf einen Knopf neben der Sprechanlage. Jetzt würde sich das Tor unten am Eingang automatisch zur Seite schieben.
Brenda besaß wirklich einen Bungalow mit allen Schikanen. Sie trat vor den Spiegel und wischte sich die Tränenspuren aus den Augen.
»Wer war es?« fragte Yamaro. Er lehnte am Türrahmen und hielt immer noch die Waffe in der Hand.
»Ein gewisser Mr. Sinclair. Mehr weiß ich auch nicht. Ich kenne den Mann gar nicht.«
Yamaro ging ein paar Schritte zurück und warf einen schnellen Blick durch das Fenster.
»Fährt einen Bentley, der Junge. Scheint nicht gerade zu den Armen zu gehören. Hör zu, Brenda. Ich verdrücke mich in dein Schlafzimmer. Solltest du irgendeine dumme Bemerkung machen, lege ich euch beide um. Verstanden?«
Brenda nickte.
»Und noch etwas. Wenn der Knabe nach dem Porsche fragt, der da draußen steht, das ist deiner.«
»Ja.«
Yamaro verzog sich.
Gleichzeitig stand John vor der eleganten Eingangstür des Bungalows. Ehe er sich bemerkbar machen konnte, wurde die Tür bereits aufgezogen.
Eine schwarzhaarige Frau in einem lindgrünen Hausanzug stand vor ihm.
John lächelte. »Miß Porter?« Die Schwarzhaarige lächelte zurück. Doch John sah sofort, daß es mehr eine Grimasse wurde. Sein Mißtrauen wurde
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