GK0077 - Der Blutgraf
breitbeinig vor der Tür stand, und ein wohliger Schauer rieselte über ihren Rücken.
Ein neues Opfer…
Bill brauchte nur die Frau zu sehen, um zu wissen, was gespielt wurde. Es war nicht das erste Mal, daß er einem Vampir gegenüber stand.
Allerdings war er diesmal waffenlos.
»Wo ist Sheila Conolly?« flüsterte Bill heiser, aber laut genug, daß Susan Miller ihn auch verstehen konnte.
Die Untote kicherte hämisch. »Du wirst sie nie wiedersehen. Der Meister hat sie mitgenommen.«
»Wo ist Sheila?«
Bill stapfte vor. Er hatte jegliches Gefühl ausgeschaltet. Er wußte nur, daß er seine Frau finden und die Untote töten mußte. Egal wie.
»Such sie doch!«
Bill drehte durch. Mit einem Wutschrei warf er sich vor und schmetterte der Untoten seine Faust ins Gesicht.
Der Schlag war mit voller Wucht geführt worden. Susan Miller wurde zurückgeschleudert, krachte gegen die Tür zum Duschraum und hatte noch soviel Fahrt, daß die Tür unter dem Gewicht aufgerissen wurde und die Untote in die Dusche schlitterte.
Bill Conolly setzte blitzschnell nach. Er zwängte sich durch die Tür, bückte sich, wollte die Untote packen – und erstarrte.
In den kleinen Duschraum lag eine Leiche.
Der Tote sah grauenhaft aus. Jemand hatte ihm die Brust zerfetzt.
Bill mußte schlucken. Sein Gesicht wurde bleich. Er paßte einen Moment nicht auf.
Schon griff Susan Miller an.
Sie sprang hoch, und ehe sich der Reporter versah, rissen ihm fünf Fingernägel das Hemd auf.
Blutige Streifen zeichneten seine Haut.
Das machte die Untote verrückt.
Fauchend versuchte sie, die Zähne in Bills Brust zu hacken.
Der Reporter konnte nur mit einer Reflexbewegung ausweichen und ging zum Gegenangriff über.
Ein knallharter Schlag schleuderte Susan Miller zurück. Sie stolperte und fiel in das Duschbecken. Über der Leiche blieb sie liegen.
Bill hetzte zurück in die Kabine. Er wußte, daß er der Untoten nicht beikommen konnte. Er mußte eine Waffe finden, einen spitzen Gegenstand, den er ihr in die Brust rammen konnte.
Aber wo?
Die Augen des Reporters irrten umher. Nirgendwo war ein Pfahl oder irgendeine ähnliche Waffe zu finden.
Da fiel sein Blick auf den Schrank. Bill sprang hin und riß ihn auf.
Ein Waschbecken, zwei Handtücher und ein Spiegel verbargen sich dahinter.
Bill sah den Spiegel, und die Idee zuckte wie ein Blitz in seinem Kopf auf.
Er lief ein paar Schritte zurück und schnappte sich den marmornen Aschenbecher, der auf dem Tisch stand.
Aus der Duschkabine hörte er das irre Kichern der Untoten, die ihr Opfer schon sicher glaubte.
Bill hob den rechten Arm. Einen Herzschlag später zischte der schwere Aschenbecher durch die Luft.
Bill hatte die rechte obere Ecke des Spiegels anvisiert und traf genau.
Klirrend ging das schwere Stück zu Bruch. Allerdings zerfiel es nicht in tausend kleine Splitter, sondern es blieben noch genügend handtellergroße Stücke übrig, die man als Waffe benutzen konnte.
Genau das hatte Bill gewollt.
Er riß eines der Handtücher vom Haken, wickelte es sich um seine rechte Hand und riß die längste Scherbe aus der Spiegelfassung.
Im gleichen Augenblick verließ Susan Miller die Duschkabine.
Bill wirbelte herum. Die Hand mit der Scherbe versteckte er hinter seinem Rücken.
Die Untote ging leicht gebückt. Sie hatte die Arme ausgestreckt. Ihr Mund war aufgerissen, und ihr Körper dürstete nach Blut.
»Du entkommst mir nicht!« hechelte sie. »Du nicht!«
Der Reporter ließ sie herankommen. Nur wenn er jetzt die Nerven behielt, konnte er den Kampf gewinnen.
Noch zwei Schritte.
Die Untote stieß einen Triumphschrei aus.
Jetzt!
Susan Miller warf sich vor, wollte Bill packen, ihn mit ihrer ungeheuren Kraft niederreißen.
Bills Rechte wischte hinter dem Rücken hervor, die Scherbe blitzte einen Herzschlag lang auf und drang dann der Untoten genau in Höhe des Herzens in die Brust.
»Aaaahhhh!«
Der grauenhafte Schrei drang dem Reporter durch Mark und Bein. Er ließ die Scherbe los, warf das Handtuch weg und sprang angeekelt zurück.
Susan Miller brach zusammen. Es gab einen dumpfen Laut als sie mit dem Rücken auf den Teppich fiel.
Ein rotschwarzer Blutstrom schoß aus der Wunde, welche die Spiegelscherbe gerissen hatte. Susans Hände zuckten wie im Krampf. Sie wollte die Scherbe fassen, sie aus der Brust herausreißen, doch ihre Arme fielen kraftlos zur Seite.
Ein letztes, langgezogenes Stöhnen drang aus ihrer Brust. Dann war es vorbei.
Susan Miller, die Untote,
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